Heilbronn: "Duell" zweier potenter Investoren um Wollhaus-Zentrum

Neue Pläne, alte Probleme - Klage gegen die Stadt

10.05.2016 UPDATE: 11.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

So könnte das neue Wollhaus im Zentrum der Stadt aussehen: Die Visualisierung ist nur beispielhaft. Strabag/ECE hat der Stadt zugesagt, einen Gestaltungswettbewerb im weiteren Bebauungsplanverfahren durchzuführen. Foto: ECE

Von Brigitte Fritz-Kador

Für das Wollhauszentrum in Heilbronn liegt - wieder einmal - ein neuer Plan vor. Von den Ernst zu nehmenden Vorschlägen ist es der dritte, es wird vermutlich nicht der letzte bleiben. Der Betonklotz der 1970er Jahre - für manche der größte Schandfleck der Stadt - ist seit über zwei Jahren eingerüstet, weil der Beton von der Fassade bröckelt. Inzwischen ist er fast entleert, nachdem seit Januar der Ankermieter Kaufhof dichtgemacht hat.

Das Wollhaus ist längst zum Spekulationsobjekt geworden - und nun wohl auch zum Streitobjekt zweier konkurrierender Investoren: der Strabag Real Estate GmbH und der Berliner Acrest Property GmbH. Ob in diesem "Streit" die Stadt der lachende Dritte wäre, ist noch lange nicht ausgemacht: Die Besitzverhältnisse sind nicht danach - und ein Gerichtsverfahren steht noch aus. Den Anstoß für die jetzt laufenden Veränderungsprozesse gab die Strabag. Voraussetzung für die Umsetzung ihrer Pläne war, dass der Teileigentümer Stadt seinen Anteil an die Strabag verkauft, respektive diese die Immobilie erwirbt.

Dabei hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die dänische Investorengruppe Paulsen und die Frankfurter Lisker, Lisker und Weiß sind nach wie vor Eigentümer der Filetstücke. Sie waren und sind nicht gewillt zu verkaufen, bis die Acrest im Juli 2015 für die Eigentümergruppe eigene Pläne aus dem Hut zauberte. Danach sollte das Wollhaus nicht abgerissen, aber grundlegend saniert werden. Für die anspruchsvolle topografische Situation schlägt Acrest Architecture Rolltreppen im Außenbereich vor, sodass die Fußgängerzone zur Shopping Mall würde. Die Fußgängerzone? Noch ist sie öffentlicher Raum.

Als die Strabag noch zur Amtszeit bei OB Helmut Himmelsbach ihre Pläne vorstellte, waren Euphorie und Hoffnung groß. Bis zur Buga 2019 sollte hier ein neuer, ganz anderer Komplex entstanden sein, eine Einkaufsadresse bei gleichzeitiger "Tiefenwirkung" auf Stadt- und Verkehrsstruktur. Diese Pläne wurden inzwischen stark modifiziert. Dass der Gemeinderat mehrheitlich und die Heilbronner Verwaltungsspitze geschlossen nach wie hinter den Strabag-Plänen steht, beeindruckt Acrest nicht.

Im Sinne der Strabag-Pläne verhängte der Gemeinderat auf Antrag der Verwaltung schon im Dezember 2014 eine "Veränderungssperre" in Form einer veränderten großflächigen Sanierungssatzung über das Areal. Danach dürfen die Eigentümer die Räume nur mit Genehmigung der Stadt vermieten, und vor allem gilt der Vorzug einem Neubau. Ein Strabagsprecher sagt dazu:"Die Vereinbarung zur Zusammenarbeit läuft rein formal nicht aus, sondern kann von der Stadt gekündigt oder verlängert werden. Die anstehende Entscheidung darüber wird allein vom Gemeinderat getroffen." Die Strabag hat nun die ECE mit ins Boot geholt und einen neuen Entwurf vorgelegt. ECE ist bereits Betreiber der Stadtgalerie in Heilbronn. Nun lockt man damit, dass im Wollhaus wieder "wertige Mode" die Hauptrolle spielen soll.

An Kaufkraft und Einzugsgebiet kann es nicht liegen, dass auch übliche ECE-Mieter wie Breuninger, Zara, Peek- und Cloppenburg Heilbronn die kalte Schulter zeigen. Auch Acrest konnte bisher nur mit "Primark" punkten. "Weitere Akzente können in den Bereichen Sportartikel, Unterhaltungselektronik, Lebensmittel und Gastronomie liegen. Strabag/ECE gehen davon aus, dass man mit den namentlich unbenannt bleibenden Mietern die Käuferströme zurück in die Stadt holen werde, die jetzt in ECE-Zentren wie Ludwigsburg oder Milaneo einen erheblichen Anteil an Kaufkraft der Region abschöpfen.

Die nun spät zutage tretende Eile, mit der die beiden Investoren versuchen, ihre Pflöcke zu setzen, wird relativiert durch die Mühlen der Justiz. Denn es steht ja noch ein Verfahren an, von dem keiner weiß, wie es ausgeht, noch wann überhaupt eine Entscheidung fällt. Die Investorengruppe, für die Acrest tätig ist, klagt gegen die Stadt und deren Sanierungssatzung.Vom Ausgang dieses Verfahrens hängt alles Weitere ab - und so lange steht auch das Wollhauszentrum.

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