Experimenta und Theater Heilbronn: Kooperation an Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst

Experimenta und Theater betreten mit ihrer Zusammenarbeit völliges Neuland - Zur Eröffnung ist ein Festival für Wissenschaftstheater geplant

15.06.2016 UPDATE: 16.06.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

So soll es einmal aussehen: Links die experimenta I und rechts davon den geplanten Erweiterungsbau der experimenta II mit dem Science Dome. Foto: experimenta

Von Brigitte Fritz-Kador

Das Heilbronner Science Center "experimenta" und das Theater Heilbronn Heilbronn arbeiten künftig zusammen - und das auf spektakuläre Art und Weise. Experimenta-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hansch und Intendant Axel Vornam haben einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Wenn ein mit öffentlichen Geldern subventionierter Betrieb wie das Theater und eine ausschließlich privat finanzierte Institution wie die experimenta, dies allein finanziert von der Dieter Schwarz Stiftung, zusammentun, dann wird, auf den ersten Blick gesehen, die Idee einer Public-Private Partnership geradezu mustergültig bedient.

Aber weil das Theater nach Schiller eine "moralische Anstalt ist", haben ihr Ziel und Zweck dennoch eine unverhoffte Nuance bekommen, hervorgerufen durch die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Stiftung und ihren Geschäftsführer aufgrund einer Anzeige (Untreue, Bestechung). Wolfgang Hansch lässt keinen Zweifel daran, dass man in der gerade entstehenden experimenta II über das bisherige Konzept, die praxis- und experimentell orientierte Vermittlung der Naturwissenschaften, weit hinausgehen will. Dieser Entwicklung soll auch die Zusammenarbeit mit dem Theater dienen. Hansch will den Wandel in der Gesellschaft, die Herausforderung der vierten Industriellen Revolution, den Umgang mit den neuen Medien bis hin zur Neurowissenschaft aufgreifen. Das Thema Hirnforschung wird also das Programm der experimenta II wesentlich mitbestimmen.

Die Baugrube für die experimenta II ist zwölf Meter tief, etliche Kräne drehen sich, die Fundamente werden gerade betoniert. Bereits erkennbar ist das Rund des Science Domes, jenes Gebäudeteils des Aufsehen erregenden Entwurfs von Sauerbruch & Hutton, der u.a. auch eine künftige "Spielstätte" des Theaters werden soll. Mit der Zusammenarbeit der beiden Institutionen soll die bisher sehr technisch und experimentell ausgerichtete Wissensvermittlung auf die Ebenen gehoben werden, in denen gesellschaftlich relevanten Entwicklungen stattfinden. Das Theater wird Ausstellungen, Workshops und andere Aktionen begleiten, die Macher und Moderatoren dafür schulen, Themen auch im Spielplan aufgreifen oder Auftragswerke inszenieren. Außer Frage steh: Das, was man hier in Heilbronn plant, gibt es bisher - noch nicht in Deutschland, so wie ja auch die experimenta das größte Sience-Center Deutschlands sein wird. Hansch nennt es "ein herausforderndes Projekt", meint damit aber vor allem auch die Inhalte.

Das gilt auch für das im Eröffnungsjahr 2019 der experimenta II geplante Wissenschaftstheater-Festival, das als Biennale stattfinden soll. Wissenschaftstheater sei ein großes Thema, das von immer mehr Autoren aufgegriffen werde, sagt Chefdramaturg Andreas Frane dazu. Das Festival wird entwickelt unter dem Dach des Europäischen Netzes für Wissenschaftstheater (ETS-Projekt) und in Zusammenarbeit mit dem holländischen Science Theater, dem schwedischen Klara Sopptheater und der Londoner Gruppe Spectrum.

Ein speziell ausgelobter Förderpreis für die Entwicklung innovativer Formate an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft soll den Stellenwert und die Strahlkraft des Festivals noch erhöhen. Hansch sagt, eines der großen globalen Themen sei: "Was darf Wissenschaft, wer sagt, wo die Grenzen liegen" - dieser Diskurs muss gesucht und wird von experimenta und Theater geführt werden.Ein weiteres Ziel der Zusammenarbeit ist kein neues, die auch hier mantra-ähnlich aufgegriffene Wiederholung des Anspruchs von "Heilbronn als Wissensstadt" hat aber einen Zusatz bekommen: "Kulturstadt".

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