"Die Buga ist eine Riesenchance für die Stadt"
Heilbronn. Die Gartenschaugesellschaft rechnet nicht mit einer Absage aus Heilbronn. Hängepartie hält Mannheim nicht von Bewerbung ab

Heilbronn. Die Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) in Bonn geht offenbar fest davon aus, dass Heilbronn zu seinem Gastgeberversprechen im Jahr 2019 steht. Was aber, wenn aus finanziellen Gründen doch eine Absage erteilt werden muss? "Mit dieser Frage rechnen wir gar nicht", betonte DBG-Sprecherin Sibylle Eßer. Ein Rückerzieher der Käthchenstadt wäre "ein Jammer", glaubt sie.
Wenn sich der Gemeinderat am kommenden Freitag in Klausur begibt, um wenigstens ansatzweise Klarheit zu schaffen in Sachen "Buga 2019", wird DBG-Geschäftsführer Jochen Sandner ins 290 Kilometer entfernte Heilbronn reisen, ließ Eßer durchblicken. Ihr Chef dürfte alle Argumente aufbieten, die für die republikweit beachtete Freiluftveranstaltung als "Motor der Stadtentwicklung" sprechen. Für seine Überzeugungsmission verzichtet er angeblich auf die Präsenz bei der Verleihung des Peter-Josep-Lenné-Preises in Berlin, einer Art Oscar für Landschaftsarchitekten.
Auch Sibylle Eßer lässt nichts unversucht, um Journalisten den Nutzen einer Bundesgartenschau zu verdeutlichen. Sie schwärmt von einem "unglaublich großen Wert für alle Generationen, der gar nicht in Zahlen zu fassen ist". Die Revitalisierung von Brachflächen, die Vernetzung durch Grünverbindungen, die Umgestaltung eines Flussufers, wie dies in Heilbronn vorgesehen ist, all dies genügt offenbar heutigen Ansprüchen. "Die Bürger wollen Parks haben", erklärte Eßer, "es gibt ja so vieles, was man ganz entspannt im Freien tun kann."
Auch die Veranstaltung selber - wenn sie denn in Heilbronn verwirklicht wird, soll 171 Tage lang gefeiert werden - sei eine Erfolgsgeschichte, ergänzte Eßer: "Wir haben überall Rekordzahlen." Letzte Erhebungen zeigten, dass eine Buga keineswegs eine Angelegenheit der Senioren ist: "Über 30 Prozent sind jünger als 50 Jahre, es kommen auch viel junge Familien."
Besonders gern wird auf die letzte Bundesgartenschau 2011 in Koblenz verwiesen, an deren Gelingen ganz wesentlich jener Hanspeter Faas beteiligt war, der jetzt auch in Heilbronn das Kommando übernommen hat. Sibylle Eßer sieht in dieser Buga einen "Impulsgeber für die Stadt- und Regionalentwicklung", wie sie in einem Papier zusammengefasst hat. Dabei zitiert sie den Bürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann: "Eine Bundesgartenschau hat eine unglaubliche Breitenwirkung, sie reicht ja so gut wie in jeden Bereich hinein - Kultur, Soziales, Wirtschaft, Tourismus, Verkehr, Städtebau und noch viel mehr." Eine Buga sei das ideale Forum, ehrgeizige Pläne weiter nach vorn zu treiben.
In Koblenz habe die Buga "eine zeitgemäße Weiterentwicklung städtebaulicher Ideen" angestoßen. In deren Zuge seien 500 Millionen Euro investiert worden, darunter neue Hotels, eine Tiefgarage und eine sanierte Jugendherberge. Eßer machte die Gartenschau dafür verantwortlich, "dass die Potenziale der Stadt wieder entdeckt und weiterentwickelt worden sind.
Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig habe darin "ein Extra-Konjunkturprogramm und eine Riesenchance für die Stadt" gesehen. Es habe gar einen "Investitionssog" gegeben, wodurch längst geplanter Projekte verwirklicht worden seien. Erst dadurch habe sich Koblenz (107 000 Einwohner) als "grundsaniertes, besonders attraktives Oberzentrum des Mittelrheintales" positionieren können.
Für die Sprecherin des DBG, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, gibt es denn auch keinerlei Zweifel, dass Heilbronn nicht in ähnlicher Weise von der Bundesgartenschau 2019 profitieren kann.
Von Nutzen überzeugt sind auch die Mannheimer, die sich durch die Heilbronner Hängepartie nicht von einer Bewerbung für die Buga 2023 abhalten lassen. Dabei sollen, so das Ziel, vor allem freigewordene Kasernen der US-Armee umgestaltet werden. Mit dem Wirtschaftsministerium hat Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) bereits Kontakt aufgenommen, denn auch er verlangt Unterstützung durch das Land.
Aus der Landeshauptstadt Stuttgart wurden schon Signale empfangen, dass Mannheim nicht verwehrt werden könne, was Heilbronn zugestanden werde. Die Quadratestadt hat schließlich bereits Erfahrung mit der Bundesgartenschau, war die Stadt doch 1975 Gastgeber für 8,1 Millionen Besucher, die damals durch den Herzogenried- und Luisenpark spazierten.
Die räumliche und zeitliche Nähe einer Bundesgartenschau in Mannheim zur Buga in Heilbronn ist für die Gartenschaugesellschaft offenbar kein Problem. "Jede ist ein Unikat", betonte Sprecherin Eßer, "deshalb gibt es überhaupt keine Konkurrenz."



