Das Heilbronner Wollhauszentrum soll abgerissen werden
Stadt gibt nicht auf: Eigentümer-Situation bei der Beseitigung des innerstädtischen Schandfleckes - Gemeinderat will Neubau

"Nur mit einem Abriss der Bestandsimmobilie und einer zeitgemäßen Neubebauung mit modernen Handelsflächen wird man an diesem Standort künftig im Markt bestehen und können und zudem für den Standort Innenstadt Heilbronn eine Attraktivitätssteigerung erzielen können". So lautet das Fazit der GMA-Studie, die die Stadt Heilbronn zum Thema "Wollhaus" bei dem Institut für Gesellschafts- und Absatzförderung in Auftrag gegeben hat.
Seit der letzten Gemeinderatssitzung ist man der erklärten Absicht, das Einkaufszentrum am Wollhaus zugunsten eines Neubaues abzubrechen, ein Stück näher gekommen. Der Erweiterung des Sanierungsgebietes und Änderung des Bebauungsplanes wurde zugestimmt, damit sind nicht nur die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen für den beabsichtigten städtebaulichen Neugestaltung und dem Abriss des Gebäudes als Voraussetzung für einen Neubau, sondern auch die, dass diese Immobilie nicht weiter zum Spekulationsobjekt taugt.
Die umfangreichen Pläne für diesen dominanten Standort am südlichen Cityeingang werden weit in das bisherige Gefüge der Stadt eingreifen, die auch hier ihr Gesicht verändern wird - allerdings erst nach der Buga, wenn es nach dem Willen der Verwaltung geht ab 2020. Um für die Buga Fördermittel des Landes zu erhalten, hat die Stadt dem Land gegenüber auf Mittel für andere Vorhaben bis zu diesem Zeitraum verzichtet, ja, sie wird sogar knapp eine Million Euro bereits erhaltener Zuschüsse, aufgewendet für Teilsanierungen an dem Wollhauskomplex, zurückzahlen.
Heilbronn wird also noch eine Weile mit dem zweigliedrigen Gebäude, ein trauriges Mahnmal für den Beton-Brutalismus der 1970er Jahre, leben müssen, dessen Turm schon seit geraumer Zeit aus Sicherheitsgründen eingerüstet ist. So wie hier der Beton bröckelt, bröckelt auch die Zustimmung zu einem Bauwerk, das mit seiner Nutzung als Kaufhaus mit Ladenpassagen, seinen Büros und Arztpraxen im Turm bei der Einweihung 1975 als eines der ersten Einkaufscenter im Lande noch als Symbol für den Aufbruch Heilbronns zur Großstadt galt und das jahrelang die Käufer aus der ganzen Region anzog. Zu den letzten Anstößen, die Alt-OB Helmut Himmelsbach vor dem Ende seiner Amtszeit noch für die Stadtentwicklung machte, gehörte jener, einen Investor zu suchen und zu finden, der bereit war, dieses nunmehr als Schandfleck gesehene Gebäude abzureißen und an seiner Stelle Neues zu wagen.
Dennoch bleibt bis auf weiteres der unschöne Anblick des eingerüsteten Turmes und des in die Jahre gekommen Gesamtkomplexes mit seinen vielen Schmuddelecken erhalten. Er befindet sich derzeit noch in der Hand von elf Eigentümern, wobei der Stadt, auch durch Zukäufe, nun an die 60 Prozent gehören. Von den Miteigentümern sind einige bereit, den Weg der Stadt mitzugehen oder an sie zu verkaufen, andere haben auch Bauvoranfragen gestellt, Probleme macht ein ausländischer Immobilienfonds. Doch die Zeit, in der die Braut noch eine einigermaßen schöne und teure war, neigt sich dem Ende zu.
Nicht nur sind bereits viele Mieter, vor allem Arztpraxen ausgezogen, zur Jahresmitte 2015 wird die Galeria Kaufhof, die 77 Prozent der insgesamt 13.000 Quadratmeter Verkaufsfläche belegt hat, ihren zweiten Standort in Heilbronn aufgeben mit der Folge eines erheblichen Leerstandes und einer weiteren Verödung durch die dann auch erheblich geringere Frequenz. Wertsteigernd ist das nicht.
Auch das GMA-Gutachten bescheinigt dem Ist-Zustand so erhebliche Mängel, dass die gelegentlich geforderte Sanierung nicht sinnvoll erscheint. Auch sind u.a. die Geschosshöhen im Einzelhandelsbereich viel zu niedrig. Für den beabsichtigtem Neubau prognostiziert das Gutachten aber dank der Lage in dem "deutlich an Attraktivität gewonnenen Südteil der City" eine weiterhin gute Standorteignung sowie gute Erreichbarkeit, attestiert einem Neubau im "Sinne einer städtebaulichen Gesamtlösung" zu sein.



