Besitzerwechsel beim Trappenseeschlösschen
Auktionshaus Fischer muss wegen des Brandschutzes sein romantisches Domizil aufgeben

Ein besonderes bauliches Kleinod ist das Trappenseeschlösschen in Heilbronn. Foto: Fritz
Von Brigitte Fritz-Kador
Groß war die Aufregung im Jahr 2003 - die Stadt Heilbronn wollte das Trappenseeschlösschen verkaufen. Wegen damals klammer Kassen sollten alle Immobilien, die nicht für "kommunale Kernaufgaben" oder für die Stadtentwicklung notwendig seien, veräußert werden. In einer stürmischen Sitzung wurde das Ansinnen abgelehnt. Eine Gutachterkommission hatte einen Verkaufswert von 350.000 Euro ermittelt, auch damals ein schwer erklärbarer "Schnäppchenpreis". Der das Schlösschen umgebende und pflegeintensive See wäre zudem im Besitz der Stadt geblieben. Jetzt steht wieder eine Änderung an.
Für das international tätige Auktionshaus Fischer, das seit 1985 zur Miete im Trappenseeschlösschen residiert, wurde das Gebäude zuvor sogar umgebaut. Dr. Jürgen Fischer hätte es damals gerne gekauft. Das erwies sich gegenüber der Heilbronner Bevölkerung als nicht durchsetzbar, am Mietverhältnis änderte sich nichts.
Hintergrund
Das Trappenseeschlösschen ist eines der ältesten erhaltenen Profanbauwerke Heilbronns. Es war zunächst eine burgartige Anlage, wurde dann vom Heilbronner Bürgermeister Philipp Orth 1519 im Stil der Renaissance errichtet. Namensgeber ist die Heilbronner
Das Trappenseeschlösschen ist eines der ältesten erhaltenen Profanbauwerke Heilbronns. Es war zunächst eine burgartige Anlage, wurde dann vom Heilbronner Bürgermeister Philipp Orth 1519 im Stil der Renaissance errichtet. Namensgeber ist die Heilbronner Kaufmannsfamilie Trapp, die das Seegut 1653 erwarb. Es hat seither viele Besitzerwechsel erlebt, gehörte prominenten Figuren der Stadtgeschichte, u.a. der Ratsherrenfamilie Roßkampff und schließlich der Familie Cluss, von der es die Stadt 1977 kaufte. Seine romantische Umgebung, der Pfühlpark, entstand zur Gartenschau von 1934. (bfk)
Doch nun wird Fischer sein Domizil zum 1. August aufgeben und sich ganz auf seinen aus Platznot schon zuvor in Neckargartach geschaffenen Standort zurückziehen. Sein Verhältnis zum Heilbronner Rathaus ist nicht das beste. Das zeigte sich schon, als er auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten bei der Vergabe des mittelalterlichen Fleischhaus gegenüber einem Feinkostgeschäft mit Gastrobetrieb den Kürzeren zog. Auch jetzt gibt es Misstöne, vor allem wegen des Umgangs mit ihm. Grund des Auszugs sind Vorgaben des Brandschutzes. So untersagte man ihm den Aufenthalt von mehr als 15 Personen auf einer Etage. "Wie soll ich da eine Auktion machen?", fragt Fischer, "soll ich weit angereisten Interessenten den Zutritt verweigern?" Mit Fischers Auszug geht eine Ära in der Geschichte des Schlösschens zu Ende. Aus dem Rathaus heißt es dazu, OB Mergel strebe eine neue Nutzung mit öffentlichem Zugang an. Konkrete Pläne gebe es noch keine, sie seien intern noch in der Diskussion, extern blühen dafür die Spekulationen.
Im Schlösschen könnte zum Beispiel das Kleist-Archiv Sembdner eine angemessene Unterbringung finden. Es wäre an der Zeit, die vernachlässigte und oft unbekannte historische Bedeutung Heilbronns als Literaturstandort angemessen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu bringen. Das würde auch dann der Fall sein, wenn man hier das von OB-Mergel bei seinem Wahlkampf ins Gespräch gebrachte Literaturhaus unterbrächte.
Auch eine ganz alte Idee könnte neu aufleben: Den Porzellanschatz der Stadt aus der Stiftung Becker-Franck, mit wertvollen Exponaten aus Meißen und Ludwigsburg, hier dauerhaft zu präsentieren.
Eine Entscheidung ist - Brandschutz hin oder her - nicht brandeilig, sollte aber doch demnächst anstehen. Heilbronn könnte dann auch schon zur Buga-Zeit eine weitere Attraktion haben.