Aufbruch in Heilbronn

Noch zwei Jahre bis zur Buga 2019

Heilbronn ist keine Blume. Geschunden im Krieg, autogerecht und am wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet wieder aufgebaut. Image? Naja. Die "Buga" soll ein neuer Aufbruch sein. In zwei Jahren geht es los

16.04.2017 UPDATE: 16.04.2017 16:43 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Baustelle der Bundesgartenschau in Heilbronn. Im Hintergrund werden Eigentumswohnungen auf dem Gartenschaugelände gebaut. Foto: Lino Mirgeler/dpa

Von Roland Böhm

Heilbronn/Mannheim. Nach einem Blumen- und Blütenmeer sieht das noch nicht aus. Eher wie die Baugrube für ein ganzes Stadtviertel. Lastwagen ziehen Staubfahnen, Baumaschinen rattern, Bagger rollen, Kräne drehen sich. Es benötigt eine Menge Fantasie, sich hier eine blühende Landschaft vorzustellen, die im Idealfall 2,2 Millionen Besucher anlocken soll. Aber es sind ja noch genau zwei Jahre Zeit. Dann wird auf der 40 Hektar großen Fläche am Neckar nahe dem Heilbronner Zentrum die Bundesgartenschau (Buga) eröffnet.

"Nicht so spannend" sei das Image Heilbronns, räumt Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Buga 2019, ein. Man merke der Stadt an, dass hier nach dem Krieg vieles am wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet worden sei. Und am Auto. Einen ICE-Halt gab es lange nicht.

Doch die gut 122.000 Einwohner zählende Stadt habe sich irgendwann besonnen: die "Experimenta" etwa, nah am Buga-Gelände, wird gerade zu einem der größten Science-Center Deutschlands ausgebaut, die Stadtbahn fährt bis Karlsruhe, und auf dem Bildungscamps der Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist Platz für Tausende Studierende.

Mittendrin: das Buga-Gelände. Vergleichsweise klein, wenn man bedenkt, dass es auch schon mal Buga-Flächen von 200 Hektar gab. Doch die waren draußen vor der Stadt, betont Faas. "Hier soll sich die Stadt in der Stadt entwickeln." Heilbronn räumt dafür seinen Hinterhof, ein ehemaliges Hafen- und Industriegebiet, Schmuddelecke jenseits des Bahnhofs. Gut 300 Tonnen Schrott wurden aus dem Boden geholt, 13 Tonnen Kampfmittel entsorgt. Auch ein 35 Meter langer Schiffsbug samt Anker und Hafenpoller wurden aus dem Boden gezogen.

Die seit Jahrzehnten zugeschütteten Hafenbecken kehren als Freizeitseen zurück. Und auch der Neckar - der hier eher unbemerkt vor sich hin fließt - soll eine Attraktion sein. Leben am Fluss ist das Stichwort. Ein 600 Meter langer Holzsteg führt den zukünftigen Neckaruferpark entlang. Ein Teil der 2,2 Millionen Besucher, die zur Buga erwartet werden, sollen über diesen Steg auf das Gelände kommen.

Ihr Weg führt dann vorbei an der Besonderheit dieser Buga: einer Stadtausstellung. Erstmals in der gut 70-jährigen Geschichte der Bundesgartenschauen werden auf dem Gelände bis zu 800 Menschen wohnen, in innovativen Architekturprojekten, die gerade aus dem Boden gestampft werden. Darunter ein zehngeschossiges Holzhaus.

Schließt die Buga im Oktober 2019 ihre Pforten, rollen erneut die Bagger an. Platz für weitere Wohnblöcke wird dann dort geschaffen, wo jetzt noch 1700 Pappeln zu Energieholz heranwachsen. Im Stadtquartier Neckarbogen sollen mal 3500 Menschen wohnen und 1000 arbeiten.

Ein Großteil der knapp 145 Millionen Euro schweren Investition fließt somit in die Stadtentwicklung. Das Land hat laut Faas 56 Millionen Euro Förderung zugesagt. Die Blumenschau selbst werde 45 Millionen Euro kosten. Von dieser Summe sollen 35 Millionen Euro zurückkommen, etwa durch Pacht oder natürlich durch das Eintrittsgeld. Koblenz schaffte 2011 rund 3,56 Millionen Besucher, bei gleicher Arealgröße. Hamburg (2013) und das Havelland (2015) floppten eher mit am Ende 1,25 und 1,05 Millionen.

2023, vier Jahre später, ist die Buga wieder im Land. In Mannheim. Die Gesellschaft soll dem Gemeinderat noch in diesem Jahr ein Konzept für das ehemalige Kasernengelände vorlegen. Die Planer wollen an zwei historische Gartenschauen erinnern, etwa an die Buga 1975. Eine Seilbahn könnte das frühere Festgelände mit dem künftigen verbinden. Auch über eine Brücke mit Aussichtsplattform wird nachgedacht.

Im Gegensatz zu Heilbronn, wo die Buga laut Faas in Umfragen positiv gesehen werde, stoßen in Mannheim nicht alle Ideen auf Wohlwollen. Die geplante Schau sei zu teuer und ein ökologisches Desaster, meinen Gegner. Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach sagt aber: "Wir sind an dem Punkt, wo wir für einige der großen Fragen Ideen haben."

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