ÖPNV

Kommt das 365-Euro-Ticket doch nicht?

Die Opposition bezweifelt, dass ausreichend viele Kommunen mitmachen werden. Das Land übernimmt nur 70 Prozent der Kosten.

15.12.2021 UPDATE: 16.12.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Für nur 1 Euro am Tag landesweit im ÖPNV unterwegs: Das ist die Idee. Foto: dpa

Stuttgart. (dpa) Während die grün-schwarze Landesregierung für das geplante 365-Euro-Nahverkehrsticket für Schüler, Auszubildende und Studenten wirbt, geht die Opposition hart mit dem Angebot ins Gericht. "Das Land spielt ein Wunschkonzert und die Kommunen werden zur Kasse gebeten", sagte der FDP-Verkehrsexperte Friedrich Haag bei der Landtagsdebatte zum Jugendticket am Mittwoch in Stuttgart. Auch sei es möglich, dass die Idee wie ein Kartenhaus in sich zusammenfalle: "Die örtlichen Gremien entscheiden über das Angebot, nicht das Land", sagte Haag. Die Kommunen ständen aber wegen der Corona-Krise vor massiven Herausforderungen.

Aus Sicht der FDP sollte die millionenschwere Investition in das Ticket genutzt werden, um das Netz von Bussen und Bahnen zu verbessern. "Denn oft genug fährt das ,Eltern-Taxi’ nur, weil die Verbindungen mit Bus und Bahn grauenvoll umständlich oder wesentlich zeitintensiver sind", sagte Haag.

Mit dem Jugendticket sollen Schüler, Auszubildende und Studenten für einen Euro am Tag mit Bussen und Bahnen im ganzen Land fahren können. Der Vorverkauf für das bereits abgesegnete 365-Euro-Jahresticket soll im Frühsommer 2022 starten, das Ticket wird dann zum 1. September eingeführt. Auf das Konzept hatte sich die Landesregierung bereits im Zuge des Etatentwurfs für 2022 geeinigt. Nach Angaben von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist es die erste landesweit gültige Zeitkarte für Schüler, Auszubildende, Studierende und Freiwilligendienstleistende in Deutschland.

Mit dem Ticket setze sich Baden-Württemberg an die Spitze der Bundesländer, warb die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Silke Gericke. Bisher hätten Auszubildende im Jahr oft mehr als 1000 Euro an Fahrtkosten zahlen müssen. Außerdem habe soziale Teilhabe auch etwas mit Mobilität und Erreichbarkeit zu tun. Hier mache das Jugendticket einen großen Schritt, weil es den Bewegungsradius der jungen Menschen auf das ganze Land ausweite. Thomas Dörflinger vom Koalitionspartner CDU lobte das Angebot und betonte: "Mobilität ist Freiheit, Lebensgefühl und es ist ein Teil des Erwachsenwerdens."

Das ist aus Sicht der SPD zu wenig. "Mit überschaubarem Aufwand hätte man auch die Senioren und die Menschen, die mit dem Rücken eh bereits zur Wand stehen, einbeziehen können, bemängelte der Eberbacher Abgeordnete Jan-Peter Röderer. Langfristiges Ziel müsse es sein, ein 365-Euro-Ticket nicht nur für Jüngere, sondern für alle zu ermöglichen. "Zu einem solchen ganz großen Wurf scheint die Landesregierung aber nicht bereit", sagte er weiter.

Auch interessant
Baden-Württemberg: 365-Euro-Ticket für Bus und Bahn gilt vom kommenden September an
Baden-Württemberg: Gratis-ÖPNV-Ticket soll Senioren zum Abschied vom Auto bewegen
Baden-Württemberg: "Einfach einsteigen" gibt's kaum bei Bussen und Bahnen
Heidelberg: So könnte der Umstieg auf Bus & Bahn gelingen

Die Kosten für das Jahresticket summieren sich laut Ministerium auf rund 140 Millionen Euro pro Jahr. Im Haushalt des kommenden Jahres sind 27 Millionen Euro vorgesehen, für die folgenden Jahre sind jeweils 100 Millionen Euro in der mittelfristigen Finanzplanung enthalten. Das Land wird die anfallenden Kosten mit 70 Prozent fördern – die verbleibenden 30 Prozent müssen von den Stadt- und Landkreisen als Eigenanteil aufgebracht werden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.