Neckarwestheim

AKW-Demontage verläuft nach Plan

Beim Rückbau von Block 1 in Neckarwestheim muss jeder Handgriff von Kontrolleuren genehmigt werden

04.02.2018 UPDATE: 05.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Das Kernkraftwerk verfügt über drei Hauptkühlmittelpumpen mit jeweils einem Motor. Jeder Motor hat ein Gewicht von rund 40 Tonnen. Inzwischen wurden alle drei Motoren mithilfe des Reaktorgebäudekrans ausgebaut. Foto: EnBW

Von Hans Georg Frank

Neckarwestheim. Den Begriff "Probleme" scheint Jörg Michels nur aus dem Wörterbuch zu kennen. "Es läuft alles sehr gut", erklärte der Geschäftsführer der für die Atomkraftwerke zuständigen EnBW-Tochter EnKK. Gemeint ist der Rückbau von Block 1 des Gemeinschaftskernkraftwerks in Neckarwestheim. Zeitlich und technisch sei alles im Plan: "Wir sind sehr gut unterwegs."

Trotz des gefährlichen Schauplatzes sei die Technik "betriebsbewährt", wie Michels betonte. Schon vor dem Super-Gau von Fukushima seien in Deutschland 20 Reaktoren zerstückelt worden. Deshalb werde mit dem Rückbau kein Neuland betreten, auch sei keine Spezialtechnologie notwendig.

Gleichwohl muss jeder Handgriff genehmigt werden, darüber wachen das Umweltministerium als Aufsichtsbehörde und Gutachter. "Jeder Schritt ist genau festgelegt", sagte Michels. Die Kontrolleure wollen demnach auch wissen, wie es mit der Verpackung des Materials bestellt ist und welche Logistik gewählt wurde.

Mehr als sechs Milliarden Euro hat die EnBW zurückgelegt für die Demontage und Beseitigung ihrer fünf Atomkraftwerke in Baden-Württemberg. Das AKW Obrigheim, in dem 2005 der Aus-Knopf gedrückt wurde, wird seit 2008 Schritt für Schritt beseitigt. Gerade muss der "Biologische Schild" weichen, jene massive Betonkonstruktion, die einst den Reaktordruckbehälter umgeben hat. Spätestens 2025 sollen für den Standort am Neckar keine Vorschriften des Atomrechts mehr gelten. Über die Nachnutzung ist angeblich noch nicht entschieden worden.

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In Neckarwestheim wird der 2011 abgeschaltete Block 1 seit einem Jahr nach und nach atomisiert. Die Frischdampfleitung im Maschinenhaus ist unterbrochen, die Hauptkühlmittelleitungen beim Reaktordruckbehälter sind abgeschraubt. "Diese Anlage kann nicht mehr betrieben werden", sagte Michels nun vor der Presse über den Fortschritt der Arbeiten. Der zweite Block, mit einer Leistung von 1400 Megawatt seit 1989 am Netz, kann noch bis längstens 31. Dezember 2022 Strom liefern. Dann ist auch dieser Meiler als letzter seiner Art in Deutschland nur noch Geschichte.

Wie am Standort Philippsburg, wo die Leitungen des jüngsten Blocks bis Silvester 2019 gekappt werden müssen, so sind auch in Neckarwestheim vor dem Rückbau teure Neubauten notwendig. Für jeweils "einen unteren dreistelligen Millionenbetrag", so Michels, müssen Reststoffbearbeitungszentren und Standort-Abfalllager samt Sozial- und Infrastrukturgebäude errichtet werden. Dort werde nur zeitweise deponiert, was vor Ort an Müll anfalle. "Eine Nutzung für Dritte ist nicht vorgesehen", versicherte Michels.

Von dem ersten Meiler im Steinbruch bei Neckarwestheim bleiben 331.000 Tonnen Material übrig. Die EnBW geht davon aus, dass rund 4400 Tonnen davon deponiert werden müssen. Zur Annahme ist der öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger des Landkreises verpflichtet, auf dessen Gemarkung das Kraftwerk steht.

Weil der Nuklearkomplex im Gebiet von zwei Landkreisen steht, wird diese Masse entsprechend dem Flächenanteil verfrachtet. Nach Berechnungen der EnBW muss der Landkreis Ludwigsburg 3350 Tonnen abnehmen, rund 1050 Tonnen bekommt der Landkreis Heilbronn.

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