Vorzeichen für den B27-Anschluss haben sich geändert
Bei Bürgerforum diskutierten Stadt und Bürgerinitiative den Anschluss an der Binswanger Straße

Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig beim Bürgerforum zum geplanten B 27-Ausbau. Foto: Stadt Neckarsulm
Neckarsulm. (rnz) Die Vorüberlegungen des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart für den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße B27 im Stadtgebiet Neckarsulm werfen ein neues Licht auf den geplanten Anschluss der B27 an die Binswanger Straße. Auch für den Bürgerentscheid am 22. September ändern sich hierdurch die Vorzeichen. Stadt und Bürgerinitiative diskutierten deshalb in der Ballei vor großem Publikum die möglichen Konsequenzen.
Bislang gingen alle Planungen davon aus, dass der sogenannte "Halbanschluss Neuenstädter Straße/Spitalstraße" beim B27-Ausbau erhalten bleibt. Wie das RP in einem Projektsteckbrief im Herbst mitteilte, gibt es im Zuge des vierspurigen Ausbaus zwei Ansätze für die Engstelle vor Ort: Entweder die bisherigen Abfahr- und Auffahrmöglichkeiten entfallen, oder es müsste im Bereich des Halbanschlusses eine Häuserzeile abgebrochen werden. Denn an dieser Stelle fehlt der Platz für die vorgeschriebenen 150 Meter langen Aus- beziehungsweise Einfädelungsstreifen. An dem Bürgerforum nahm deshalb auch der Leiter des Referats Straßenplanung beim RP, Jürgen Holzwarth, teil.
"Vor dem Bürgerentscheid muss klar sein, was passieren wird, wenn es weder einen Halbanschluss Neuenstädter Straße noch den Anschluss Binswanger Straße gibt", unterstrich Oberbürgermeister Steffen Hertwig. Zu diesem Zweck hatte die Stadt das Straßen- und Verkehrsplanungsbüro BS Ingenieure aus Ludwigsburg beauftragt, die verkehrlichen Auswirkungen zu untersuchen. BS-Geschäftsführer Frank P. Schäfer und Projektingenieur Thomas Glock stellten die Ergebnisse beim Bürgerforum vor. Demnach wird durch den Anschluss in der Binswanger Straße der Verkehr im Stadtgebiet an der Binswanger Straße selbst und an der Hohenloher Straße nahezu halbiert.
Im Bereich Saarstraße/Gymnasiumstraße verringert sich das Verkehrsaufkommen ebenfalls um etwa 3000 bis 4000 Fahrzeuge. Es kommt also trotz des wegfallenden Halbanschlusses zu einer deutlichen Verkehrsentlastung. Die Verlagerung des Verkehrs auf den Amorbachknoten im Norden, die es sicher geben wird, wenn der Halbanschluss der Neuenstädter Straße / Spitalstraße wegfällt, wird ebenfalls deutlich abgemildert, so die Gutachter.
Vor diesem Hintergrund appellierte OB Hertwig an alle Wählerinnen und Wähler: "Die Rahmenbedingungen für die Entscheidung haben sich grundlegend geändert. Mit dem Bürgerentscheid übernehmen wir alle gemeinsam eine sehr große Verantwortung."
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Im Namen der Bürgerinitiative nahmen die Vertrauenspersonen Volker Raith und Werner Krepp Stellung. OB Steffen Hertwig kritisierte den erneuten Meinungsumschwung der BI-Sprecher. Noch im Februar hatten die Vertrauenspersonen den Anschluss angesichts der neuen Zahlen unter bestimmten Umständen als sinnvoll bezeichnet. Jetzt bezeichnete Raith den Anschluss als "kontraproduktiv". Daher forderte Hertwig die gesetzlichen Vertreter der BI auf, sich klar zu positionieren: "Können Sie es angesichts der neuen Entwicklung wirklich verantworten, an dem Bürgerentscheid festzuhalten?" OB Steffen Hertwig betonte zugleich, dass Stadt, Kreis und Land alles tun müssen, um die Verkehre besser zu bündeln, die Innenstadt zu entlasten und zugleich möglichst viel Verkehr von der Straße zu bringen.
Im zweiten Teil des Bürgerforums wurden deshalb die Themen des ÖPNV, der Rad- und Fußverkehre, des betrieblichen Mobilitätsmanagements und das Thema Parken und Shuttlebusse an interaktiven Planungsständen aufgegriffen. Bereits im ersten Bürgerforum im letzten Frühjahr wurden hierzu Ideen und Anregungen der Bürger aufgenommen. Über den Sommer wurden diese Ideen in Aktionen auf dem Marktplatz, im Café Zukunft mit Seniorinnen und Senioren, im Eltern-Kind-Café und mit Migrantinnen und Migranten, mit Schülerinnen und Schülern sowie mit Auszubildenden der Audi AG diskutiert und ergänzt. Die Stadt zeigte nun, was genau aus diesen Ideen geworden ist.
"Es hat sich eine Menge getan seit dem ersten Bürgerforum", erläuterte Steffen Hertwig und verwies auf den regionalen Mobilitätspakt, der viele Aktivitäten bündelt, die nicht allein in der Verantwortung der Stadt liegen. "Wir müssen alle Verkehrsträger hier mit einbeziehen und brauchen eine gute Zusammenarbeit aller Akteure." Hierfür gab es auch Zustimmung vonseiten der Vertrauensleute der Bürgerinitiative. Stadt und Bürgerinitiative wollen gemeinsam die Aktivitäten fortsetzen, den Verkehr hier zukünftig nachhaltiger zu gestalten und haben einen Fachdialog ins Leben gerufen, der weitergeführt werden soll.