Freiburg machte es vor
Auch Heidelberg hat Erfahrung mit der Sicherheitspartnerschaft

Von Jürgen Ruf und Holger Buchwald
Freiburg/Heidelberg. "Mit manchen Titeln schmückt man sich nicht gerne", sagt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos). "Daher freut es mich, dass Freiburg nicht mehr die kriminellste Stadt in Baden-Württemberg ist." 16 Jahre lang hielt die Stadt diesen unrühmlichen Spitzenplatz. Inzwischen ist die Zahl der Straftaten deutlich gesunken. Polizei, Land und Kommune führen dies auch auf ihre Sicherheitspartnerschaft zurück.
Deutschlands südlichste Großstadt geriet im Herbst 2016 in Unruhe. Die Morde an zwei Frauen in Freiburg und im nahen Endingen innerhalb von nur drei Wochen sowie weitere Gewalttaten brachten Unruhe in die Stadt und die Region. 2017 begann die Sicherheitspartnerschaft; nach der Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen im Herbst 2018 wurde sie noch einmal erweitert und gilt bis heute.
Das Konzept ermöglichte mehr als 40 zusätzliche Polizisten in Freiburg: "Die Polizei kann so deutlich stärker sichtbar Präsenz zeigen", so Horn. Zusätzlich sind die Reiterstaffel und Ermittlungsassistenten im Einsatz. Hinzu kommen mehr Aufklärungsarbeit sowie verstärkte Razzien an Drogen- und Kriminalitätsschwerpunkten. Die Stadt verpflichtete sich, einen kommunalen Ordnungsdienst aufzubauen und die Straßensozialarbeit auszubauen. Die Folgen: 2017 und 2018 sank die Zahl der Straftaten um mehr als zehn Prozent, 2019 Jahr um neun Prozent. In der Altstadt sei das Minus noch höher. Hier ist die Polizei besonders präsent. "Das Konzept funktioniert, solange wir am Ball bleiben", so Polizeipräsident Franz Semling.
"Mehr Polizei alleine reicht nicht", weiß Horn. Es brauche Kriminalprävention, um die Ursachen zu bekämpfen. Zudem arbeitet Freiburg daran, Parks und Wege besser zu beleuchten. "Es braucht ein Bündel von Maßnahmen", sagt Horn. Auch ein Alkoholverbot alleine bringe wenig. Freiburg war mit einer solchen Regelung, 2007 für eine Party-Meile im Zentrum eingeführt, juristisch gescheitert. Eine Neuauflage ist nicht geplant – die Sicherheitspartnerschaft, zu der eine Videoüberwachung gehört, gilt als effektiver.
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Einfach auf andere Städte übertragen lassen sich Sicherheitskonzepte nicht, betont Innenminister Thomas Strobl (CDU). Heidelberg hat als zweite Stadt in Baden-Württemberg im Februar 2018 mit dem Land eine Sicherheitspartnerschaft geschlossen. Grund dafür waren jedoch keine schweren Gewalttaten, sondern die allgemeine Kriminalitätsentwicklung in der Altstadt und auf der Neckarwiese. Die Stadt hat daraufhin ihren Kommunalen Ordnungsdienst auf über 20 Mitarbeiter aufgestockt. Zugleich unterstützen Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz in Bruchsal die Polizei, unter anderem mit der Reiterstaffel und Radstreifen. 2019 wurden somit 6861 Polizisten über je einen Tag zusätzlich in Heidelberg eingesetzt. Mit Erfolg: Die Anzahl der Straftaten sank zuletzt auf ein Fünf-Jahres-Tief.