Heilbronn

SLK-Verbund erweitert Tumorzentrum

Dort sollen unter anderem innovative Therapieansätze und personalisierte Impfung den Patienten im Kampf gegen den Krebs helfen.

03.02.2022 UPDATE: 04.02.2022 06:00 Uhr 2 Minuten
Bei der Tumorkonferenz betrachtet ein fachübergreifendes Ärzteteam jeden einzelnen Befund aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln, um so gemeinsam und schnell die bestmögliche Therapie für den Patienten zu finden. Foto: SLK-Kliniken Heilbronn GmbH

Heilbronn. (zy) Das Tumorzentrum Heilbronn-Franken zählte bundesweit bereits zu den größten und modernsten fachübergreifenden onkologischen Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft. Künftig profitieren Patienten nun aber noch stärker von der Expertise vor Ort: Der Verein Deutsche Krebsgesellschaft hat das Zentrum für Hämatologische Neoplasien und das Nierenkarzinom-Zentrum vor wenigen Wochen erstmals nach seinen strengen Kriterien bewertet und als eigenständige Einrichtungen zertifiziert. Damit befinden sich nun zwei weitere Fachgebiete unter dem Dach des Tumorzentrums, das seinen Hauptsitz am Heilbronner Gesundbrunnen-Klinikum hat. Das Nierenkarzinom-Zentrum ist mit dem bisher schon vorhandenen "Prostatakarzinom-Zentrum" zudem im übergeordneten "Uro-onkologischen Zentrum" eingebunden.

Für die Patienten hat das Vorteile: Durch die hier nun versammelte Fachkompetenz erhalten sie schnell eine Therapieempfehlung, denn jeder Fall wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz von einem fachübergreifenden Ärzteteam besprochen. Dabei werden alle Möglichkeiten zur Therapie des jeweiligen Krankheitsbildes individuell betrachtet und in der Expertenrunde diskutiert. Selbstredend ist auch die zur weiteren Behandlung nötige technische Ausstattung auf dem neuesten Stand. Zudem soll die jedes Jahr anstehende freiwillige Kontrolle der Behandlungsqualität durch die Deutsche Krebsgesellschaft den regelmäßigen Nachweis von medizinischer Expertise und technischer Ausstattung gewährleisten.

"Die neuen Zertifizierungen sind Bestätigung und Ansporn zugleich", sagt Professor Uwe Martens, Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin und Vorstandssprecher des Tumorzentrums. "Die Arbeit des gesamten Teams wird dadurch in höchstem Maße anerkannt. Es ist nun mehr denn je unser Anspruch, dieses exzellente Niveau immer wieder aufs Neue zu bestätigen und im Sinne der uns anvertrauten Patienten immer wieder dafür zu sorgen, dass Betroffene die bestmögliche Behandlung erfahren."

Hintergrund

> Strenge Kriterien legt die Deutsche Krebsgesellschaft bei den von ihr zertifizierten Zentren für Onkologie an. Ein solches Zentrum ist ein qualitätsüberprüftes Netzwerk, in dem die gesamte Behandlungskette für einen Patienten abgebildet ist und das hohe

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> Strenge Kriterien legt die Deutsche Krebsgesellschaft bei den von ihr zertifizierten Zentren für Onkologie an. Ein solches Zentrum ist ein qualitätsüberprüftes Netzwerk, in dem die gesamte Behandlungskette für einen Patienten abgebildet ist und das hohe Qualitätsanforderungen erfüllt. So soll sichergestellt werden, dass die Patienten bestmöglich versorgt werden – von der Diagnose, über die Behandlung (stationär und ambulant), bis hin zur Nachsorge. Sichtbar ist die Zusammenarbeit des Netzwerks beispielsweise in den interdisziplinären Tumorkonferenzen, in denen die Patienten vorgestellt werden und ihr Fall mit allen Behandlungspartnern besprochen wird. Im vergangenen Jahr wurden an den SLK-Kliniken Gesundbrunnen und Löwenstein, an denen die Organkrebs-Zentren des Tumorzentrums angesiedelt sind, 3300 Krebsdiagnosen gestellt. Das Tumorzentrum Heilbronn-Franken ist in der "Arbeitsgemeinschaft der Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkte" in Baden-Württemberg (ATO) vertreten und Mitglied des Krebsverbands Baden-Württemberg, dessen Vorsitzender Professor Martens ist. (rnz)

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Um dies kontinuierlich sicherzustellen, ist der Verbund der Stadt- und Landkreis-Kliniken (SLK) seit Jahren in der Krebsforschung aktiv. Neben der Entwicklung von Verfahren der Roboterchirurgie und der minimal-invasiven interventionellen Radiologie ist das Onkologische Studienzentrum an mehr als 40 verschiedenen Studien im Bereich der Krebsheilkunde beteiligt, und zwar sowohl national als auch international. Dabei wird ein Baustein immer wichtiger: die Präzisions-Onkologie. Hierbei basiert die Krebstherapie auf einem Ansatz, der individuell auf den Patienten angepasst ist. Mithilfe der molekularen Diagnostik werden zunächst genetische Veränderungen erkannt, die für die Krebserkrankung ursächlich waren. Die nachfolgende maßgeschneiderte Behandlung zielt dann darauf ab, Zielmoleküle oder Signalwege so zu beeinflussen, dass keine Krebszellen mehr wachsen können.

Zu den innovativen Therapieansätzen in der Präzisionsmedizin gehört auch die Strategie der personalisierten Krebsimpfung. Diese basiert auf dem individuellen genetischen Profil eines jeweiligen Tumors und soll das Immunsystem dahingehend trainieren, dass es gezielt Tumorzellen abzutöten lernt. Hierbei kommt die mRNA-Technologie zum Einsatz, die gegenwärtig vor allem durch die Impfungen gegen das Corona-Virus bekannt ist, ursprünglich jedoch aus der Krebsforschung kommt. Ein laut Mitteilung der SLK "bedeutendes deutsches Biotechnologie-Unternehmen" habe im vergangenen Herbst mit einer entsprechenden Studie begonnen. Für diese Studie werden operierte Darmkrebspatienten mit einem entsprechenden Risikoprofil rekrutiert und geimpft, um so das Rückfallrisiko zu senken. Kliniken in den USA und Europa nehmen daran teil – und laut SLK auch das Tumorzentrum Heilbronn-Franken. "Wir sind sehr stolz, unseren Patienten die Möglichkeit dieser Studienteilnahme anbieten zu können und bei internationalen Forschungen dabei zu sein, die wir auch in Zusammenarbeit mit dem Heilbronner ’Molit’-Institut für personalisierte Medizin realisieren", erläutert Professor Martens.

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