Nach der Gewerkschaft bemängelt auch die Opposition den starken Lehrermangel
Die Etatplanung sei nicht ausreichend, meint die SPD. Man habe die Situation voraussehen können, sagt die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Stuttgart. (dpa/lsw) Um Lehrermangel und Unterrichtsausfall an den Schulen zu bekämpfen, reicht die Planung der grün-schwarzen Koalition für den Doppelhaushalt 2023/2024 nach Ansicht der SPD bei weitem nicht aus. Im Bereich der Bildung springe die Landesregierung zu kurz, warf ihr der SPD-Landes- und Fraktionschef Andreas Stoch am Dienstagmorgen vor. "500 zusätzliche Stellen für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet, dass gerade einmal eine von zehn Lücken geschlossen wird", sagte er. "Im Land fehlen mindestens 5000 Lehrkräfte."
Die Spitzen der Koalition hatten sich am späten Montagabend auf die Schaffung von insgesamt knapp 1700 neuen Stellen im Haushalt verständigt. Für den Bereich Bildung soll es 700 neue Stellen geben, darunter 500 für neue Lehrkräfte.
Zuvor hatte bereits die Bildungsgewerkschaft GEW den Vorwurf formuliert, die Regierung habe den Lehrermangel in Baden-Württemberg wissentlich in Kauf genommen. "Diese Situation war im Unterschied zu Krisen wie der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine vorhersehbar", sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein. Der Landesregierung hätten die Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2012 bis 2015 vorgelegen. "Hätte sie sie ernst genommen und sofort ausreichend Studienplätze geschaffen, könnten jetzt zum Schuljahresbeginn alle Stellen besetzt werden", sagte Stein, die am Dienstag (11.00 Uhr) die GEW-Forderungen an die Landesregierung zum Schulstart vorlegen will.
Update: Dienstag, 6. September 2022, 09.57 Uhr
Gewerkschaft wirft Regierung wegen starkem Lehrermangel Untätigkeit vor
Stuttgart. (dpa/lsw) Wenige Tage vor Schulbeginn wirft die Bildungsgewerkschaft GEW dem Land vor, den Lehrermangel in Baden-Württemberg wissentlich in Kauf genommen zu haben. "Diese Situation war im Unterschied zu Krisen wie der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine vorhersehbar", sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein. Der Landesregierung hätten die Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2012 bis 2015 vorgelegen. "Hätte sie sie ernst genommen und sofort ausreichend Studienplätze geschaffen, könnten jetzt zum Schuljahresbeginn alle Stellen besetzt werden", sagte Stein.
Nach Einschätzung Steins wird sich der Lehrermangel im Südwesten im nächsten Schuljahr weiter verschärfen. Die Einstellungszahlen des Kultusministeriums zeigten, dass voraussichtlich mehrere Hundert Stellen unbesetzt blieben. "Bereits am ersten Schultag müssen sich Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern auf Unterrichtsausfall einstellen", sagte Stein. Fast alle Schularten würden im Schuljahr 2022/2023 zu wenige Lehrkräfte haben, um den Pflichtunterricht sicherzustellen. Sogar die bereits viel zu gering berechnete ständige Vertretungsreserve sei wegen Tausender Ausfälle schon am ersten Schultag verplant.
Die Gewerkschaft will am Dienstag ihre Forderungen an die Landesregierung zum Schulstart vorlegen. Für das Schuljahr 2022/2023 sind an den weiterführenden öffentlichen Schulen insgesamt mehr als 83 000 neue Schülerinnen und Schüler angemeldet. Beliebteste Schulart ist weiterhin das Gymnasium mit etwa 37 500 Anmeldungen. Noch nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen geflüchtete Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine.