BaWü-Check

Große Sorgen, große Hilfsbereitschaft

Zwei Drittel der Baden-Württemberger blicken besorgt in die Zukunft. Die Energiepreise belasten, den ukrainischen Flüchtlingen soll aber geholfen werden.

05.04.2022 UPDATE: 06.04.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Energieversorgung
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat in Deutschland jeder Zehnte damit begonnen, Energie zu sparen. Foto: dpa

Von Sören S. Sgries

Heidelberg. Der aktuelle BaWü-Check, die gemeinsame Umfrage im Auftrag der baden-württembergischen Zeitungsverlage, befasst sich mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges und steigenden Energiepreisen. Dazu befragte das Institut für Demoskopie Allensbach in der letzten Märzwoche 1057 Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger in einer repräsentativen Online-Befragung.

> Immer weniger Optimisten: Anfang des Jahres schauten noch 38 Prozent voller Zuversicht in die kommenden zwölf Monate. Dieser Wert ist mit Kriegsbeginn deutlich eingebrochen: Optimistisch zeigten sich nur noch 24 Prozent der Befragten, während die Mehrheit mit Befürchtungen (34 Prozent) oder Skepsis (33 Prozent) in die Zukunft schaut.

> Große Hilfsbereitschaft: Eine überwältigende Mehrheit der Befragten spricht sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den ukrainischen Kriegsgebieten aus, während nur 6 Prozent sagen, es sollten nur "sehr wenige oder gar keine" Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Mehr als die Hälfte fordert hingegen, unbürokratisch "so viele wie möglich" aufzunehmen (51 Prozent). 43 Prozent fordern eine Begrenzung auf "eine bestimmte Anzahl".

> Privatwohnungen stehen offen: Insgesamt sagen zwar nur zwölf Prozent der Befragten, sie hätten räumlich die Möglichkeit, im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung Flüchtlinge aufzunehmen. 80 Prozent sagen, das geht nicht. 8 Prozent zeigen sich unentschieden. Aber: Von denjenigen, die Platz haben, würden 68 Prozent auch tatsächlich Flüchtlinge aufnehmen. 14 Prozent sind unentschieden, 18 Prozent würden trotz ausreichend Platz niemandem Wohnraum anbieten. In der Gesamtbevölkerung – also unabhängig von der eigenen Wohnsituation – sind 44 Prozent bereit zur Flüchtlingsaufnahme zuhause, 33 Prozent dagegen.

> Energiepreise belasten: Jeder Vierte berichtet von "massiven" Belastungen, die ihn in "große finanzielle Schwierigkeiten bringen". Weitere 62 Prozent spüren auch Belastungen, können diese aber finanziell aushalten. 13 Prozent haben keinerlei Schwierigkeiten.

> Hoffnung auf Steuersenkungen: Bei möglichen staatlichen Entlastungen angesichts hoher Benzin- und Dieselkosten wünscht sich eine deutliche Mehrheit Steuersenkungen bei den Kraftstoffen. 69 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus – und 78 Prozent aus den besonders belasteten Haushalten. Für Tankrabatte begeistern sich hingegen nur 12 Prozent der Befragten, eine höhere Pendlerpauschale würde nur 8 Prozent helfen.

> Weniger Auto, weniger Heizung: Um die steigenden Energiepreise zu kompensieren, sagen 54 Prozent, sie versuchten ganz allgemein sparsamer zu leben. 45 Prozent wollen weniger Auto fahren, 36 Prozent zurückhaltender heizen, 35 Prozent den Stromverbrauch senken. Bemerkenswert: Die Haushalte, die besonders von gestiegenen Energiepreisen betroffen sind, können offenbar weniger als der Durchschnitt auf den Pkw verzichten: Hier sagen nur 42 Prozent, sie wollten weniger Auto fahren. Und 15 Prozent wollen häufiger den Öffentlichen Nahverkehr nutzen – was in der Gesamtbevölkerung 18 Prozent vorhaben.

> Keine Lust aufs Tempolimit: Die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen auf 100 km/h begrenzen? Dieser Vorschlag findet keine Mehrheit. Nur 37 Prozent der Befragten halten das für einen guten Vorschlag, 47 Prozent lehnen ihn ab, der Rest ist unentschieden. Vor allem Vielfahrer sind dagegen – dazu zählt, wer über 20.000 Kilometer pro Jahr fährt. Nur 21 Prozent sagen hier, sie wollen ein Tempolimit. Und selbst bei denjenigen, die gar nicht Auto fahren, finden nur 52 Prozent die Geschwindigkeitsbegrenzung gut.

> Rückenwind für Windkraft: Einen rascheren Windkraft-Ausbau befürworten 60 Prozent der Befragten, 19 Prozent sind dagegen. Der Rest zeigt sich unentschieden. Besonders groß ist die Unterstützung bei den Grünen-Anhängern (85 Prozent), gefolgt von SPD (77), CDU (60), FDP (56) und AfD (29 Prozent). 55 Prozent der Befragten sagen zudem, es sei eine gute Idee, die Einspruchsmöglichkeiten für Bürger zu beschränken, um dadurch die Genehmigungszeiten für neue Windkraftanlagen zu verkürzen. 26 Prozent sind dagegen. Auch in der eigenen Nachbarschaft würde eine Mehrheit Windräder akzeptieren: 58 Prozent sagen, das würde sie nicht stören – während 24 Prozent damit Probleme hätten.

> AKW-Laufzeit verlängern: Für einen längeren Betrieb des Atomkraftwerks Neckarwestheim II sprechen sich 57 Prozent der Befragten aus – 28 Prozent fordern die geplante Abschaltung. Hier zeigt sich ein Unterschied zwischen den Generationen: Während von den 18- bis 29-Jährigen nur 46 Prozent länger auf Atomkraft setzen wollen, sind es bei den Über-60-Jährigen 63 Prozent.

> Sparideen für das Land: Gefragt wurde auch nach den Bereichen, in denen die Landesregierung am ehesten sparen sollte, um die Mehrausgaben für die Corona-Pandemie, die Unterstützung der Ukraine und die Entlastung bei den Energiepreisen zu finanzieren. Die größte Zustimmung gibt es hier für Sparmaßnahmen bei "großen Bauprojekten" (56 Prozent), gefolgt von der Sportförderung (30) und Kultureinrichtungen (27). Bei Gesundheitseinrichtungen würde hingegen nur ein Prozent den Rotstift ansetzen, bei Schulen vier Prozent.

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