Schön fürs Auge, gut für die Bienen
Heilbronner Großgärtnerei "Pflanzen Kölle" startet als erstes Unternehmen in Deutschland eine Aktion gegen Pestizide

Das Heilbronner Unternehmen Pflanzen-Kölle und die österreichische Umweltschutzorganisation "Global 2000" starten eine gemeinsame Initiative für umweltbewussten Gartenbau durch die reduzierte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Symbolfoto: dpa
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Was wächst und man aber trotzdem nicht isst, kann auch gesund sein - vor allem: Es muss nicht schädlich sein, weder für den Mensch noch das Tier. Es geht um Zierpflanzen im Garten und auf dem Balkon. Das Summen von Bienen ist selten geworden, die Diskussion um das Bienensterben hält an und hat sensibilisiert. Einer der Hauptgründe dafür ist der Einsatz von hochwirksamen Insektiziden, die zudem lange in der Umwelt und im Erdreich verbleiben und vor allem die "Bestäuber" wie Bienen und Hummeln existenziell gefährden.
Das Heilbronner Unternehmen Pflanzen-Kölle und die österreichische Umweltschutzorganisation "Global 2000" starten nun eine gemeinsame Initiative für umweltbewussten Gartenbau durch die reduzierte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Kölle betreibt derzeit 13 Center, unter anderem in Berlin und München. Global 2000, Österreichs führende, unabhängige Umweltschutzorganisation, gegründet 1982 auch im Kampf gegen Atomkraft, kämpft als aktiver Teil von "Friends of the Earth International" für eine intakte Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften.
Mit dem deutschen Gegenstück, dem BUND, habe man sich abgesprochen, sagt die Global-Sprecherin bei der Vorstellung des Projektes, dort habe man andere Schwerpunkte. Im Kampf gegen Pestizide hat die Organisation nach eigenen Angaben zusammen mit Pflanzen-Kölle neue Richtlinien entwickelt, die "klar strukturiert und verständlich sein sollen". Basis der Bewertung sind 550 Pestizide, deren Katalog eine englische Universität erstellt hat.
Seit einem Jahr bereitet man die Aktion vor, jetzt ist man damit an die Öffentlichkeit gegangen. Unter anderem wurde ein für alle Pflanzen-Lieferanten verbindlicher Grenzwertkatalog mit Pestizid-Richtlinien für den Gartenbau aufgestellt, dessen Einhaltung bei jeder Lieferung von unabhängigen Laboren stichprobenartig geprüft wird. Schon 2015 hatte Kölle auf seine Lieferanten eingewirkt, auf sieben besonders schädliche Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Das zurzeit viel diskutierte "Glyphosat" habe man schon vor Jahren verbannt, sagt Kölle-Geschäftsführer Jörg Greimel.
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Global 2000 hat einen Öko-Index für die Giftigkeit der Stoffe aufgestellt, für Insekten, Fische, Säugetiere, Gewässer - und Menschen, vor allem auch für die Mitarbeiter. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Neonicotinoide sind besonders gefährlich für Bienen und die anderen Bestäuber, könnten sich aber auch auf Menschen negativ auswirken, beispielsweise auf die Entwicklungen des Gehirns von Säuglingen.
Das Verbot von drei solcher Stoffe seit April 2018 sei ein wichtiger Schritt in Richtung ökologischer Gartenbau und Landwirtschaft gewesen, meint man bei Kölle. Er gelte aber bisher nur im Freiland, also nicht in der Gewächshaus-Produktion. Und die Überschreitung der Grenzwerte ziehe bisher keine Konsequenzen nach sich.
Kölle produziert Zierpflanzen, vor allem Rosen, selbst und hat Baumschulen im Portfolio. Wenn Lieferanten dauerhaft Grenzwerte überschreiten, kontrolliert von Global 2000 und unabhängigen Laboren, will man diese ausschließen. Greimel ist sich sicher, dass die Lieferanten, sofern sie es nicht schon getan haben, mitziehen werden.
Vergangenes Jahr wurde die Gärtnerei Kölle 200 Jahre alt. "Natur ist Kern unseres Geschäfts", sagt Greimel. Er weist aber darauf hin, dass in der Zierpflanzenproduktion die Verringerung von Pestiziden und anderer Pflanzenschutzmittel nicht gleich "bio" sei. "Bio" ist schon seit 2008 die hauseigene Produktion von Kräutern in München, dort wird die derzeitige Produktionsfläche von 9000 auf 16.000 Quadratmeter vergrößert.



