Nathanael Liminski

Der Mann hinter Armin Laschet

Liminski gilt als wichtigster Berater des CDU-Chefs. Frühere Äußerungen bringen den frommen Katholiken in die Kritik.

08.02.2021 UPDATE: 09.02.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Der Ministerpräsident und sein Staatssekretär: Armin Laschet (v.) und Nathanael Liminski im NRW-Landtag in Düsseldorf. F.: dpa

Von Michael Abschlag

Heidelberg/Düsseldorf. Bis vor Kurzem kannte noch kaum jemand den Namen Nathanael Liminski. Doch mit der Wahl Armin Laschets zum CDU-Vorsitzenden ist auch der Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei stärker in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Liminski gilt als wichtigster Berater des NRW-Ministerpräsidenten, als "Laschets Mastermind" und "Schattenmann", und einige seiner Ansichten sind umstritten. Aber wer ist dieser Mann und wie mächtig ist er wirklich?

Geboren wird Nathanael Liminski 1985 in Bonn, als achtes von zehn Kindern. Seine Familie ist katholisch, manche würden sagen: erzkatholisch. Der Vater, Jürgen Liminski, ist Mitglied der ultrakonservativen Kirchengemeinschaft Opus Dei. Nathanael Liminski tritt 2005, kurz nach dem Abitur, erstmals öffentlich in Erscheinung: Inspiriert vom Weltjugendtag in Köln gründet er mit anderen jungen Katholiken die papsttreue Initiative "Generation Benedikt".

Wenig später sorgt er bereits mit provokanten Äußerungen zu gesellschaftlichen Reizthemen für Aufsehen. Abtreibungen? "Finde ich ethisch nicht vertretbar", sagt er 2001 dem Spiegel. Homosexualität? "Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern."

Beinahe legendär wird 2007 sein Rededuell mit der Rapperin Lady Bitch Ray bei Maischberger, wo Liminski erklärt: "Dieses ,Nimm dir, was du brauchst, sei du selbst, dein Körper gehört dir’ – das ist meiner Meinung nach etwas, was zutiefst gegen das Wesen von Sexualität spricht." Denn: "Natürlich ist die Konsequenz von Sexualität eine mögliche Fortpflanzung."

Noch während des Geschichtsstudiums in Bonn verfasst er Texte für die rechtskonservative Internetseite "freiwelt", die von Sven von Storch herausgegeben wird, dem Ehemann der heutigen AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Dann kommt der politische Aufstieg: Redenschreiber von Roland Koch, Referent im Verteidigungs- und im Innenministerium, schließlich Stabschef von Armin Laschet. Diese Position hat er bis heute.

Liminski gilt als loyal, fleißig und gut organisiert, hat den Überblick über Laschets Terminkalender. Zudem ist er seine Verbindung ins katholisch-konservative Milieu, das dem bürgerlich-liberalen Laschet teils skeptisch gegenübersteht. Und er ist ein hervorragender Netzwerker, selbst im Privaten: Patenonkel seines jüngsten Sohnes ist CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak.

Die Talkshow-Zeiten hat Liminski längst hinter sich. Heute hält er sich lieber im Hintergrund, meidet Auftritte und äußert sich fast nie zu politischen Themen. Auch für ein Interview stand er nicht zur Verfügung. Niemand weiß deshalb so genau, ob Liminski immer noch so denkt wie einst. Zieht also, wenn Laschet im Herbst gewählt werden sollte, ein katholischer Hardliner mit ins Kanzleramt ein?

Moritz Küpper, Co-Autor der Laschet-Biografie "Der Machtmenschliche", glaubt das nicht. "Natürlich war Nathanael Liminski in der Generation Benedikt aktiv und es gibt von ihm auch eher missionarische Äußerungen zum familiären Zusammenleben und zum Glauben. Diese sind aber jetzt mehr als zehn Jahre alt", so Küpper. "Deshalb würde ich das Ganze auch nicht überbewerten."

Auch den Einfluss auf den neuen CDU-Chef hält er für überschätzt: "Armin Laschet hat viel politische Erfahrung auf unterschiedlichen Ebenen und hat schon immer gezeigt, dass er seinen eigenen politischen Kopf hat."

Und doch: Im Wahlkampf könnten Liminskis Positionen durchaus ein Thema werden. Distanziert hat er sich von ihnen bisher nämlich noch nicht.