Kanzleramtschef Helge Braun. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Berlin. (AFP) Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat Versäumnisse im Oktober für die aktuell zugespitzte Corona-Lage und die damit verbundenen Einschränkungen verantwortlich gemacht. "Wir hätten schon Mitte Oktober entscheidender und deutlicher handeln müssen", sagte Braun am Donnerstag. Ausdrücklich bezog er sich dabei auf die Ministerpräsidentenkonferenz am 14. Oktober, als die Länderchefs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geforderte schärfere Maßnahmen verhindert hatten. Der "Vorsprung, den wir den ganzen Sommer lang hatten", sei aufgebraucht worden, "bevor wir angefangen haben, dann konsequenter zu handeln". Auch die letztlich für November beschlossenen Lockdown-Maßnahmen seien dann "erkennbar nicht genug gewesen".
Braun verteidigte zugleich die am vergangenen Dienstag von Bund und Ländern beschlossenen schärferen Einschränkungen. Zwar seien die Infektionszahlen etwas gesunken; bei diesem Tempo dauere es aber 15 Wochen, bis die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 käme. "Das ist etwas, das will ich für unsere Volkswirtschaft nicht und auch nicht für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft", warnte der Kanzleramtschef.
> Weihnachten zu Hause: Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, haben sich Menschen in Deutschland an den Feiertagen deutlich anders verhalten als in den Vorjahren. Laut einer Sonderauswertung experimenteller Mobilitätsdaten sei Mobilität deutschlandweit durchschnittlich um 14,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, am stärksten am zweiten Weihnachtsfeiertag (minus 18,5 Prozent). Reisen mit einer Distanz von 50 bis unter 100 Kilometern gingen am 25. und 26. Dezember um gut ein Drittel, Reisen ab 100 Kilometer sogar um etwa die Hälfte zurück. Dies deute darauf hin, dass viele Menschen insbesondere auf Besuche von weiter entfernt lebenden Verwandten und auf Urlaubsreisen verzichtet haben, hieß es. Am stärksten ging die Mobilität in Berlin (20 Prozent), in Bayern (18 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (17 Prozent) zurück. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg waren es nur sieben beziehungsweise ein Prozent weniger.
> Impfbereitschaft steigt: Die Bereitschaft der Deutschen zur Impfung gegen das Coronavirus ist gestiegen. Im neuen ARD-"Deutschlandtrend" gaben 54 Prozent der Teilnehmer an, sich auf jeden Fall impfen lassen zu wollen – 17 Prozentpunkte mehr als im November. Vor allem bei den Altersgruppen bis 65 Jahre stieg demnach die Impfbereitschaft an.
> Tokio verhängt Notstand: Japan hat wegen wieder stark gestiegener Corona-Neuinfektionen für den Großraum Tokio erneut den Notstand ausgerufen. Das gab Regierungschef Yoshihide Suga am Donnerstag bekannt. Ein Lockdown ist die ab Freitag bis 7. Februar geltende Maßnahme jedoch nicht: Restaurants und Bars in Tokio sowie den angrenzenden Präfekturen Chiba, Saitama und Kanagawa sollen ab 19 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken und schon um 20 Uhr schließen. Wer kooperiert, bekommt Finanzhilfen. Firmen, die sich nicht daran halten, droht dagegen, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden. Kaufhäuser sollen die Öffnungszeiten kürzen. Die Bürger sind zudem aufgerufen, vor allem nicht nach 20 Uhr auszugehen.
> Ausbruch in China: China erlebt den größten Ausbruch des Coronavirus seit Monaten. In der Provinz Hebei vor den Toren Pekings gab es in fünf Tagen mehr als 230 Fälle, wie die Behörden berichteten. Die Provinzhauptstadt Shijiazhuang mit elf Millionen Einwohnern wurde am Donnerstag abgeriegelt. Der Bahnhof wurde geschlossen, Busverbindungen ausgesetzt und mehr als 300 Flüge gestrichen. Kindergärten, Grund- und Mittelschulen sind geschlossen, Massentests laufen. Mehr als sechs Millionen Abstriche wurden genommen.