Bundeskanzlerin Angela Merkel muss in häusliche Quarantäne. Foto: Michael Kappeler/dpa-POOL/dpa
Stuttgart/Berlin. (sös/mus/rie) Keine Ausgangs-, aber eine Art Kontaktsperre: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und seine Länderkollegen haben sich am Sonntag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf eine weitere Verschärfung der Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus verständigt. Danach dürfen ab diesem Montag nur noch zwei statt bislang drei Personen im öffentlichen Raum zusammen sein, Familien sind von der Vorschrift ausgenommen. Es gilt zudem, im öffentlichen Raum wie auch in Supermärkten, ein Mindestabstand von 1,5 Meter. Kretschmann hatte sich in der Runde gegen eine komplette Ausgangssperre ausgesprochen. Die Regelung gilt zunächst für 14 Tage.
> Merkel in Quarantäne: Angela Merkel hat sich am Sonntag vorsichtshalber in häusliche Quarantäne begeben, weil sie Kontakt zu einem mit dem Coronavirus infizierten Arzt hatte. Der Mediziner, der die Kanzlerin am Freitag prophylaktisch gegen Pneumokokken geimpft hatte, sei inzwischen positiv auf das Virus getestet worden, teilte Merkels Sprecher Steffen Seibert am Sonntag mit.
> Verstöße am Wochenende: Die strikten Einschränkungen im Südwesten wegen des Coronavirus wurden nach Eindrücken der Polizei am Wochenende weitgehend eingehalten. Zu größeren Menschenansammlungen sei es nur vereinzelt gekommen – öffentliche Corona-Partys seien nicht mehr festgestellt worden. Bis zum Sonntagnachmittag habe die Polizei landesweit aber noch 331 Verstöße gegen die Bestimmungen des Bundesinfektionsschutzgesetzes festgestellt.
> Uniklinik Heidelberg hilft dem Elsass: Nachdem grenznahe Krankenhäuser aus Frankreich um Hilfe gebeten hatten, werden nun zehn schwerkranke Corona-Patienten aus dem Elsass in Baden-Württemberg behandelt. Drei davon nimmt die Uniklinik Heidelberg auf. Sobald sie nicht mehr beatmet werden müssen und stabilisiert sind, werden sie wieder zurück verlegt.
> Erste Genesungen im Rhein-Neckar-Kreis: Die Zahl der positiv getesteten Fälle steigt auch im Rhein-Neckar-Kreis rapide. Am Sonntag waren es 380 und damit 132 mehr als noch am Freitag. Doch es gibt auch gute Nachrichten: 61 Patienten aus Heidelberg und dem Kreis sind bereits genesen. Unterdessen bereitet sich die Heidelberger Uniklinik, wo aktuell 16 Corona-Patienten stationär liegen, auf mehr schwer verlaufende Fälle vor: Rund 130 zusätzliche Intensivbetten stehen zeitnah bereit.
> 800 Tote am Tag in Italien: Die Italiener müssen verzweifelt zusehen, wie alle drastischen Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus vorerst keine Erfolge bringen. Am Samstag wurden 800 Tote durch das Virus gemeldet. Am Sonntag noch einmal 651 weitere. Insgesamt sind über 50 000 Italiener infiziert. Bis zum 3. April sollen nun alle Firmen und Fabriken dichtbleiben, die nicht essenziell wichtig für das tägliche Leben sind.
> Hilfen für die Wirtschaft: Mit milliardenschweren Notpaketen will die Bundesregierung in der beispiellosen Coronavirus-Krise Firmen und Jobs schützen. Für Kleinstfirmen und Solo-Selbstständige, die keine Kredite erhalten und nicht über Sicherheiten verfügen, soll es laut Kabinettsvorlage für Montag direkte Zuschüsse geben. Firmen mit bis zu fünf Beschäftigten sollen eine Einmalzahlung von 9000 Euro für drei Monate bekommen, Firmen mit bis zu zehn Beschäftigten 15 000 Euro. Das Geld soll dem Vernehmen nach bereits im April fließen. Großunternehmen sollen über einen Fonds notfalls auch durch Verstaatlichungen gerettet werden können.
> Hilfen für Kliniken: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will den Krankenhäusern mehr Unterstützung zukommen lassen. In einem neuen Gesetz ist unter anderem eine höhere Entschädigung für Betten geplant, die wegen der Corona-Pandemie freigehalten werden. Zudem gibt es für jede neu geschaffene intensivmedizinische Behandlungseinheit mit Beatmungsmöglichkeit einen Bonus in Höhe von 50 000 Euro.
> Bahnverkehr eingeschränkt: Wie bereits angekündigt, gilt ab dem Montag im Nah- und Regionalverkehr ein Sonderfahrplan. Die Rhein-Neckar Verkehrsgesellschaft kündigte an, rund 50 Prozent weniger Bahnen und Busse auf die Schienen und Straßen schicken zu wollen. Auch der S-Bahn-Verkehr wird ausgedünnt.
> Massiver Anstieg in den USA: In den USA schnellte die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr als 24 000 Fälle in die Höhe. Fast ein Viertel der US-Bevölkerung, 80 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssperren betroffen.