Das schnelle Ende der "Kölner Teller" in Heidelberg-Schlierbach
Sechs Wochen nach einem tödlichen Radunfall in der Wolfsbrunnensteige beseitigte die Stadt im Dezember die neuen Metallnoppen

In der Schlierbacher Wolfsbrunnensteige sollten neue Metallnoppen zu schnelle Autos bremsen - aber es ereigneten sich im Herbst auch zwei Unfälle mit Radfahrern, einer davon mit tödlichem Ausgang. Foto: Philipp Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Eigentlich hatte es die Stadt nur gut gemeint: Die Anwohner in der Schlierbacher Wolfsbrunnensteige sollten vor den oft zu schnell und rücksichtslos fahrenden Autos geschützt werden. Also installierte man im April drei Doppelreihen von Metallnoppen, den sogenannten Kölner Tellern, und malte eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Stundenkilometern auf die Straße. Doch ein Anwohner schrieb der RNZ am 24. Oktober, dass sie für Radfahrer zu gefährlich seien. Und am 30. Oktober passierte schließlich der furchtbare Unfall: Ein 41-jähriger Schlierbacher, der weiter oben am Hang wohnte, fuhr die Straße entlang, kam ins Straucheln und prallte ohne Helm gegen eine Hauswand. Er starb kurz darauf. Am 20. November wiederum stürzte ein 74-jähriger Radler, der sich aber nur leicht verletzte - glücklicherweise hatte er einen Helm auf.
Direkt nach dem ersten Unfall mit tödlichem Ausgang warnte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub vor den "Kölner Tellern" und forderte ihre Beseitigung, weil sie für Zweiräder viel zu gefährlich seien. Vor allem gebe es zu wenig Platz, um sie gefahrlos zu umkurven. Tatsächlich ergab ein Vor-Ort-Termin der RNZ, dass die vom Hersteller angegebene Maßgabe von einem Meter Abstand zwischen den "Kölner Tellern" und dem Fahrbahnrand nicht eingehalten worden sind: An der engsten Stelle waren es nur 64 Zentimeter.
Und es meldeten sich immer mehr Leser bei der RNZ, die über ihre schmerzvollen Erfahrungen mit den Metallnoppen - nicht nur in Heidelberg - berichteten. Stattdessen forderten die Radexperten die sogenannten "Berliner Kissen", also Hartgummiplatten auf der Straße, die allerdings die Stadt ablehnte, weil sich hier das Hangwasser stauen könnte. Unterdessen zeichnete sich ein Konflikt im Stadtteil ab: Die direkten Anwohner in der Wolfsbrunnensteige verteidigten vehement die "Kölner Teller", während viele weiter oben am Hang in ihnen eine Gefahr sahen.
Am 13. Dezember kam dann die überraschende Kehrtwende: Die Stadt kündigte an, die Metallnoppen zu entfernen. Kurz zuvor hatte man einen externen Experten mit einer Neubewertung der Situation in der Wolfsbrunnensteige beauftragt: Jens Leven, der bereits stadtweit in einem sogenannten Sicherheitsaudit Gefahrenstellen in den Stadtteilen identifizieren soll, machte den Vorschlag, die "Kölner Teller" sofort zu entfernen und später durch Rüttelstreifen, also aufgeraute Markierungen, zu ersetzen. Außerdem sollen in Kürze Leuchtschilder den Autofahrern anzeigen, wenn sie schneller als Tempo 20 unterwegs sind.



