Mission Hupverbot: Ein Deutscher kämpft in New York gegen Fähr-Hörner

New Yorker und Touristen lieben die vielen Fähren im Wasser rund um Manhattan - Wolfgang Gäbler hasst sie. Der Deutsche hat dem lauten Hupen der Schiffe den Kampf angesagt, aber irgendwie wollen seine lärmresistenten New Yorker Nachbarn nicht so ganz mitziehen.

17.09.2013 UPDATE: 17.09.2013 09:10 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Eine New Yorker Fähre fährt an der Freiheitsstatue im Hafen von New York vorbei. Foto: dpa
Von Thomas Moßburger

New York. (dpa) Ziemlich unsanft ist Wolfgang Gäbler aus seinem großen Traum aufgewacht. Gemeinsam mit seiner Familie war der 49-Jährige von Karlsruhe nach New York gezogen, hatte eine Wohnung im Finanzviertel direkt am Hudson River und gute Schulen für die drei Kinder gefunden. Und dann das: Laut hupende Fähren direkt vor seiner Haustür. Tuuuuuut, tuuuuuut, tuuuuuut - und das bis zu tausend Mal am Tag, sagt Gäbler. "Dieser unangenehme Lärm stört unseren Schlaf schon vor sechs Uhr morgens. Auch tagsüber ist das wirklich unangenehm."

Dabei hatte sich Gäbler doch so auf New York gefreut. "Schon seit meinen ersten Besuchen wollte ich einmal hier leben." Im vergangenen Jahr machte sich der frühere Chef eines Herstellers von Videospielen dann mit einer kleinen Videoproduktionsfirma selbstständig und zog an den Hudson. "Vor allem die guten Schulen und die Ruhe hier haben uns gut gefallen."

Denn damals gab es die Ruhe über dem Wasser noch - die Fähren hupten nämlich nicht, zumindest nicht regelmäßig. Erst als im Sommer dieses Jahres die Kanutin Nancy Brous, die einen Wassersport-Verein leitet, mit ihren wiederholten Beschwerden bei der Küstenwache Erfolg hatte, änderte sich das. Denn eigentlich ist das mehrfache Hupen beim Verlassen eines Docks für Fähren im New Yorker Hafen vorgeschrieben. Es hielt sich nur kaum ein Kapitän daran. Aber nach Prüfung von Brous' Anfrage habe die Küstenwache entschieden zu handeln, sagte Sprecher Charles Rowe der "New York Times". Man habe die Kapitäne daran erinnert, "dass sie ihr Horn benutzen müssen, wie es vorgeschrieben ist".

Für Brous ist das Ganze vor allem eine Frage der Sicherheit. Seit das Wasser um New York herum immer sauberer geworden ist, benutzen es auch immer mehr Menschen zum Paddeln oder Rudern - und für sie sind die großen und schweren Fähren, die nicht ausweichen können, sehr gefährlich. Die Boote zu bitten, nicht zu hupen, sei, als ob man die Feuerwehr oder die Polizei bitten würde, grundsätzlich ohne Sirene zu fahren, sagte Brous der "New York Times".

An dem Fährbahnhof tief unter dem Appartementhochhaus von Wolfgang Gäbler wird seitdem kräftig gehupt, jeweils viermal beim Ablegen eines jeden Schiffes. "Mich regt hauptsächlich auf, dass das Hupen für mich keinen Sinn macht. Wenn es neblig ist und schlechte Sicht herrscht, ist es notwendig, aber im normalen Alltag erhöht es die Sicherheit nicht. Es hat ja auch jahrelang ohne das Hupen funktioniert." Gäbler will die Ruhestörung nicht akzeptieren, schreibt E-Mails an die Fährenbetreiber und die Küstenwache, gründete eine Protest-Gruppe bei Facebook und veröffentlichte ein Protest-Video. Sogar die "New York Times" schrieb über den Kampf eines Deutschen gegen das Tuuuuut.

Aber Gäbler stößt schon bald auf ein viel größeres Problem als lärmende Fähren: lärmresistente New Yorker. Nur einige wenige Nachbarn hätten sich seinem Protest bislang angeschlossen, klagt der 49-Jährige. Die anderen scheint es einfach nicht zu interessieren in einer Stadt, in der es Studien zufolge sowieso fast allerorten gesundheitsschädlich laut ist. Jüngst schaffte die Stadt sogar die an Autofahrer gerichteten "Nicht hupen"-Schilder an den Straßen ab. 350 Dollar (etwa 265 Euro) Strafe drohten die Schilder an - aber sie wurden einfach ignoriert. Hupen, diagnostizierte die "New York Times", sei einfach das "typische Verhalten auf einer New Yorker Straße".

Aber Gäbler macht weiter. Irgendwie sei sein Protest ja schon ein bisschen typisch Wutbürger-deutsch, sagt er. Aber er sei kein typisch penibler Querulant, sondern sehe einfach keinen Sinn in dem lauten Tuuuut und wolle es nicht hinnehmen. Umziehen kommt nicht in Frage. "So schnell gebe ich nicht auf."

Bericht der "New York Times" zu Gäbler

Bericht der "New York Times" zu "Nicht Hupen"-Schildern

Gäblers Protest-Video bei YouTube

Facebook-Gruppe "Stop Honking Ferries in New York City"

Studie der Columbia Universität zu Lärm in New York

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