Von Anjoulih Pawelka
Schwarzach. Strahlend und ziemlich verliebt kommen Sabrina Dietl und Timo Ginthum zu dem Gespräch mit der RNZ. Die Zufriedenheit der beiden ist zu spüren. Vor allem Timo strahlt eine gewisse Ruhe aus. Das findet auch seine Freundin. "Er bringt mich runter", sagt die 27-Jährige. Was diese Liebesgeschichte so besonders macht, sind zwei Dinge: Zum einen der Altersunterschied der beiden von 15 Jahren, zum anderen aber auch die Tatsache, dass sie in Einrichtungen der Johannes-Diakonie leben, die sich unter anderem um Menschen mit geistiger Behinderung kümmert.
Timo und Sabrina kennen sich schon lange. Damals hat Sabrina noch in Schwarzach gewohnt. Ein Paar sind sie aber erst seit knapp über einem halben Jahr. Im August 2020 sind sie zusammengekommen. Wie aus der Pistole geschossen nennt Sabrina das genaue Datum und schaut dabei Timo liebevoll an. Es ist ihre bisher längste Beziehung. "Ich bin echt megafroh, dass der Timo mich so nimmt, wie ich bin", sagt die quirlige Endzwanzigerin. Das sei bei ihren früheren Beziehungen nicht so gewesen. Daher kann sie sich auch vorstellen, irgendwann mit Timo einmal eine Familie zu gründen. Aber dafür ist es derzeit noch ein wenig zu früh. Timo hat ja auch schon einen Sohn, der mittlerweile in der Pubertät ist. Aber auch er kann sich vorstellen, mit Sabrina alt zu werden. Auf die Frage antwortet Timo mit einem Strahlen und den von Herzen kommenden Worten: "Ja, sehr."
Kennengelernt haben sich die beiden in Schwarzach im "Treffpunkt". Das ist eine Diskothek für Bewohner der Johannes-Diakonie. Dort gibt es Snacks und eine Bar, erzählt Sabrina, die die Kommunikativere von den beiden ist. Dort kamen sie ins Gespräch. Während sie erzählt, sitzt Timo neben ihr und lächelt. Nachvollziehbar, dass er der ruhende Pol in der Beziehung ist. Timo ermuntert seine Freundin oft dazu, darüber zu sprechen, was ihr auf dem Herzen liegt.
Die emotionale Sabrina kann das aber nicht immer. Dann entschuldige sie sich bei Timo, sagt sie. Überhaupt sei er sehr einfühlsam, erzählt der 42-Jährige, der bei seiner Oma aufgewachsen ist. Er merke schnell, wenn Menschen keinen guten Tag hätten. Dann versucht er mit ihnen darüber zu reden, sie aufzumuntern. Die beiden wirken wie ein gut eingespieltes Team. Timo lässt seiner Sabrina Raum, unterbricht sie fast nie bei ihren Erzählungen, hört ihr aufmerksam zu und schaut sie verliebt an.
Vielleicht ist es auch der Altersunterschied, der sein Verhalten ein wenig erklärt. Auf die Frage, ob dieser manchmal zu Konflikten führt, sind sich die beiden sofort einig. Die 15 Jahre zwischen ihnen seien gar kein Problem. "Die inneren Werte müssen stimmen und nicht das Äußere", sagt Sabrina und fügt hinzu: "Wir verstehen uns super." Die Antwort, ob sie etwas von ihm als Älterem lernen könne, bleibt Timo schuldig. Er lacht nur, und es scheint, als ob die beiden die Antwort ganz genau kennen würden. Doch das Geheimnis verraten sie nicht.
Sabrina und Timo wohnen nicht zusammen. Er lebt in Unterschwarzach im betreuten Wohnen, sie in einer Außenwohngruppe in Mosbach. Hier sind die Betreuenden nicht immer vor Ort. Zum Beispiel nachts nicht, erklärt Sabrina. Trotzdem sehen sich die beiden oft. Montags und mittwochs kommt Timo zu ihr, am Wochenende verbringen sie Zeit in Unterschwarzach. Ungefähr einmal im Monat bleibt Sabrina auch mal eine Woche bei ihrem Timo. Am liebsten würden die beiden schon bald zusammenziehen. Doch sie lassen sich Zeit.
Wer sich in Zeiten einer Pandemie kennenlernt, muss manchmal auch mit Rückschlägen zurechtkommen. So erging es auch den beiden. Timo durfte beim Lockdown teilweise nicht zu Sabrina kommen. Das sei ein "Schlag ins Gesicht für sie" gewesen, erzählt Timo. "Das war schon sehr, sehr schwer für mich", fügt Sabrina hinzu. Auch, weil sie so ein emotionaler Mensch sei.
Timo schaut sie an, nimmt ihre Hand und sagt: "Aber ich hab’ dich wieder hingekriegt." Die beiden haben sich viel über Videochat unterhalten, und wenn es ging, dann waren sie viel unterwegs, haben Spaziergänge gemacht und viel miteinander geredet. Ihre Träume für die kommenden Jahre? Timo und Sabrina wollen viele Tagesausflüge machen. Und auch mal größere Reisen – zum Beispiel nach Berlin. Doch davon konnte Sabrina ihren Freund noch nicht überzeugen. Die Idee mit der Hauptstadt kam ihr durch die Vorabendserie "Berlin Tag und Nacht", in der RTL 2 überwiegend mit Laienschauspielern die Probleme von Teenagern und jungen Erwachsenen erzählt. "Ich finde, das ist eine verrückte Stadt", sagt Sabrina.
Timo würde es lieber ein wenig ruhiger angehen. Er träumt davon, nach Italien zu reisen. Vielleicht an den Gardasee. Aber auf jeden Fall irgendwo hin, wo es ruhig ist. Sabrina hat aber auch noch einen anderen Wunsch: Sie möchte einmal ans Meer und dort einen richtig schönen Sonnenuntergang erleben.
Auf die Frage, was ihr an Timo am besten gefällt, antwortet die Hauswirtschaftshelferin, dass er eine tolle Ausstrahlung hat. Timos Antwort fällt kürzer aus und besteht nur aus einem Wort: "Alles." Und er fügt wie selbstverständlich hinzu: "Ich nehm’ die so, wie sie ist." Unterschiede zu anderen Pärchen sehen sie keine. Und auch dass sie aufgrund ihrer Behinderung anders behandelt werden, haben sie noch nie erlebt. Ihre Beziehung ist nicht besonders, sie ist so, wie Millionen andere Partnerschaften auch. Beide gehen arbeiten, sie als Hauswirtschaftshelferin, er in der Dienstleistungsgruppe der Johannes-Diakonie. Dort schneidet er beispielsweise Hecken. Und auch Sabrina mag ihren Job gerne. "Der macht mir echt wirklich Spaß."
Die Liebe der beiden wird auch beim Fototermin sichtbar. Ganz vorsichtig umarmen sie sich, schmiegen sich teilweise eng aneinander. Timo grinst bis über beide Ohren. Als der Fotograf die Anweisung gibt, dass Sabrina lächeln soll, schaut sie ihren Timo an und strahlt bis über beide Ohren. Ihr Freund lächelt zurück und sagt: "Ich bin glücklich." Und Sabrina fügt hinzu: "Ich könnte mir kein Leben ohne Timo vorstellen."