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Heidelberger Zeitungsgeschichte

Als der Kurfürst noch Redakteur und Zensor war

Ein Streifzug durch die Heidelberger Zeitungsgeschichte, unternommen vom Leiter des Stadtarchivs, Dr. Peter Blum

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06.09.2020, 06:00 Uhr

Sondernummer der „Wochentlichen Ordinari Post-Zeitung“ von 1674. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​

Heidelberg. Die ersten Zeitungen im heutigen Sinne entstanden im 17. Jahrhundert. Der Gründer der ältesten Zeitung in der Kurpfalz war nicht etwa eine Privatperson, sondern Kurfürst Karl Ludwig. Er verfügte am 1. November 1666 bereits, ,,es sollen Chur Pfalz Deputirte (...) etwas Kurzes verfassen, umb in die Heydelberger Zeitung nechsten Samstag zu bringen". Leider haben sich nur Fragmente dieser "Heidelberger Wochenzeitung" oder "Wochentlichen Ordinari Postzeitung" erhalten.

Allerdings geht aus einem Erlass vom 22. Mai 1672 an den Kanzleidirektor von Wollzogen hervor, dass es "des Pfalzgrafen Churf. Durchl. gnädigster Befehl ist, (...) Verordnung zu thun, dass hinfüro die Zeitung zu Heydelberg wiederumb gedruckt und damit Künftigen Sambstag der anfang gemacht, vorhero aber jeden Donnerstags in dem Regierungsrath, welcher deßhalben zusammenkommen soll, die Materien (neben denjenigen, so von churpfälz. oder benachbarten Sachen darin zu trucken gut gefunden wird) aus denen Französischen, Italienischen, Wienischen, Cöllnischen und Englischen Schreiben und Zeitungen zusammen gelesen, recht abgefaßt, darin aber die bereits in der Frankfurter Zeitung gedruckten relationen nicht wiederholt und insonderheit nichts, so das Erzhaus Oesterreich oder die mit der Churpfalz in Allianz und Freundschaft stehenden Cronen, Chur-Fürsten und Republiquen offendiren möge, gesetzt, ferners auch der also verfertigte aufsatz höchstged. Ihrer Churfrirstl. Durchlaucht, im Falle Dieselbe zu Heydelberg oder in der Nähe seind, des Donnerstags abendts, damit Ihro solcher Freytags frühe beim ahnkleiden vorgelesen werden könne, zugeschickt, wofern (...) derselbige also fort, wie er im Rath verfaßt worden, getruckt werde."

Wie zu ersehen, schrieb der Landesherr als Herausgeber genaue Richtlinien für den Inhalt der Zeitung vor, ja er nutzte sie als Mittel seiner Politik. Der Zeitungsinhalt wurde in einer Sitzung des Regierungsrats vorberaten. Nachrichten, die befreundete Staaten betrafen, waren entsprechend taktvoll zu formulieren. Es ist bemerkenswert, dass Karl Ludwig – immerhin Redakteur und Zensor in einer Person – ausdrücklich auch Nachrichten aus der eigenen Kurpfalz aufgenommen wissen wollte, was im damaligen Ausland insbesondere bei den gewöhnlich streng überwachten Intelligenzblättern unüblich war. Die Textpassage ,,wiederum zu Heydelberg gedruckt" legt den Schluss nahe, dass diese erste kurpfälzische Staatszeitung vermutlich nach 1669 wieder einging, wenn sie denn nicht überhaupt nur in politisch bewegten Zeiten im Druck erschienen ist.

Das Nachfolgeorgan lässt sich ebenfalls nur anhand einiger in der Heidelberger Universitätsbibliothek überlieferter Einzelblätter bis zum Jahr 1674 nachweisen. Belegt ist ferner, dass sich der Rat der Stadt Mannheim bis zum 25. Mai 1680 die "Zeitung aus Heidelberg" bringen ließ. Daher ist anzunehmen, dass der Tod Karl Ludwigs, wenn nicht der Orléansche Krieg, der ersten samstäglich erscheinenden "Heidelberger Wochenzeitung" das Ende bereitete.

Die politischen Entwicklungen, wozu unter anderem die Verlegung der Residenz nach Mannheim zählt, und ihre Folgewirkungen wie auch die landesherrlichen Auflagen und Zensurbestimmungen waren für Zeitungsneugründungen in Heidelberg lange Zeit ungünstig. Erst 1790 erschien im Verlag des Heidelberger katholischen Bürgerhospitals ein "Intelligenzblatt" in französischer Sprache. Es war durch die revolutionären Ereignisse veranlasst, übersiedelte aber bereits 1796 nach Mannheim, wo es ab 1801 unter dem Titel "Journal de Politique de Mannheim" fortgeführt wurde.

Eine Ausgabe des „Heidelberger Wochenblatts“ (2. Januar 1809), das den Charakter eines Amtsanzeigers hatte. Foto: Stadtarchiv Heidelberg

Vom 1. April bis Ende August des Jahres 1808 gab es in Heidelberg sogar eine „Zeitung für Einsiedler“. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​

Abermals vergingen Jahre, bis 1806 wieder ein "Heidelberger Wochenblatt" erschien, das freilich auf den Charakter eines Amtsanzeigers beschränkt blieb. Während nur weniger Monate, und zwar vom 1. April bis Ende August des Jahres 1808, gab es in Heidelberg sogar eine "Zeitung für Einsiedler". Dahinter verbirgt sich ein von der Forschung vielfach so bezeichnetes "literarisches Kuriosum", nämlich die anonym von Achim von Arnim (unter redaktioneller Mitwirkung von Clemens Brentano und Joseph Görres) herausgegebene Romantiker-Zeitschrift. Nach dem Willen ihres Herausgebers diente sie ,,der Erweckung und Erfrischung des unschuldigen poetischen Sinns". Aufgrund des konsequenten Verzichts auf die Wiedergabe jeglicher Tagesneuigkeiten handelte es sich hierbei indessen nicht um eine Zeitung, sondern um eine zwischen Buch und Zeitung angesiedelte Zeitschrift, der letztlich aber kein Erfolg beschieden war.

Einen grundsätzlichen Wandel leitete das liberale badische Pressegesetz vom 1. März 1832 ein. Es war das erste seiner Art in Deutschland und ließ Zeitungen schon bald zum Mittel politischer Aktion eines selbstbewussten wie freiheitlich gesinnten Bürger- und Kleinbürgertums werden. Seine Gegner sprachen von einer "Entfesselung der Presse" und betrieben erfolgreich seine umgehende Außerkraftsetzung. Immerhin aber belebte sich – wie auch in Baden – die Heidelberger Presselandschaft merklich.

Eine Beilage der „Heidelberger Wochenblätter“ vom 4. Juli 1932. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​​
Die erste Nummer des „Heidelberger Journals“ vom 1. Juli 1842, hervorgegangen aus dem „Heidelberger Wochenblatt“. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​​​

Ab 1831 firmierte das "Heidelberger Wochenblatt" unter dem Titel "Heidelberger Wochenblätter", deren Fortsetzung die von ihrer Tendenz her als gemäßigt liberal einzustufenden "Heidelberger Tageblätter (1840-42) und in der Folge das "Heidelberger Journal" (1842-71) bildeten. Mit der Umbenennung von 1842 suchte man das dem bisherigen Titel anhaftende Image des Schwerfälligen und Unbequemen eines vermeintlich "nur reinen Localblattes" abstreifen. So präsentierte sich das "Journal" denn auch in erweitertem Umfang, um in der "Mittheilung politischer und gemeinnütziger Nachrichten, so wie der versprochenen Unterhaltungslectüre nicht allzusehr beengt zu sein".

Unabhängig von den der Presse durch die Gesetze gezogenen Schranken würde man "auch unter anderen Umständen kein anderes Ziel verfolgen, als im Dienste für Wahrheit und Recht aus dem Gebiete der Politik das Thatsächliche in bündiger Kürze (...) mitzutheilen (..) Keiner Parteiung soll(te) es dienen", was von der Leserschaft nicht als ein "sich allen eigenen Urtheils begebender Indifferentismus" missverstanden werden sollte. Vielmehr würde das ganze Blatt ,,eine bestimmte Ueberzeugung wie ein rother Faden hindurchziehen, welche in wahrhaft liberalem Sinne das Gute anerkennt ...".

Es war denn auch weniger die politische Auseinandersetzung, die das Blatt auszeichnete, sondern vielmehr ein Zeitungskleinkrieg mit dem "Mannheimer Morgenblatt" (etwa über den Verlauf der Eisenbahn von Weinheim nach Süden oder über Auseinandersetzungen in den Rathäusern), wobei beide Seiten ihren Ehrgeiz daransetzten, die Klatschgeschichten der Nachbarstadt vor der Lokalpresse als erster zu kolportieren (Parallelen zur Gegenwart wären freilich rein zufällig, besäßen aber doch immerhin Tradition!). Amüsante Randerscheinung war zudem, dass es wiederholt Heidelberger Studenten waren, die die Story dem ,,Mannheimer Morgenblatt" lieferten. Zu den weiteren zwischen 1830 und 1848 aufkommenden Neuerscheinungen, die die Zeitungslandschaft zwar insgesamt farbiger gestalteten, dennoch aber keine größere Bedeutung erlangten, gehörten der 1836 begründete "Bote vom Neckar", von 1840 bis 1850 fortgeführt als "Neckar-Bote", und "Der Pfälzer" (1841).

Die Pressefreiheit war bereits auf dem Hambacher Fest (25. Mai 1832) eine der zentralen Forderungen gewesen. Aufgrund ihrer besonderen politischen Prägekraft und/oder durch ihren Radikalismus lassen sich in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts zunehmend sogar überregionale Auswirkungen der Zeitungen feststellen. Dafür ist die von G. Mohr in Heidelberg gedruckte und von der Buchhandlung Bassermann in Mannheim verlegte "Deutsche Zeitung" ein eindrucksvolles Beispiel. Die Zeitungsgründung geht zurück auf einen am 29. November 1846 in Durlach gefassten Beschluss der Liberalen Partei in Baden. Die Redaktion lag in den Händen der Heidelberger Professoren Gervinus, Häusser und Mittermaier.

Geschätzt wurde die achtseitige „Deutsche Zeitung“ vor allem für ihre Börsen- und Handelsfragen; die erste Nummer erschien am 1. Juli 1947. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​

Gervinus formulierte die Aufgaben der "Deutschen Zeitung" folgendermaßen: "Uns in Deutschland fehlt im Namen des ganzen (Deutschland) geleitete äußere Politik, es fehlt uns eine gemeinsame Hauptstadt, wo sich die Tätigkeit der fremden Diplomatie konzentriert, es fehlt uns eine Zentralregierung, die mit der nötigen Macht, Empfänglichkeit und Beweglichkeit ausgestattet wäre (...) dem Mangel einer nach außen gerichteten beratenden Politik aber muß die allgemeine Presse in Deutschland immer mehr abzuhelfen suchen (...) Wir gedenken der löblichen Sitte französischer und englischer Zeitungen zu folgen und unser eigenes Land zum Mittelpunkt unserer Mitteilungen zu machen."

In ganz Deutschland fand das Blatt Beachtung. In den Artikeln und Berichten der "Deutschen Zeitung" wurde die politische Begriffswelt der führenden Nationalliberalen maßgeblich mitgeprägt. Die erste Nummer des täglich im durchschnittlichen Umfang von acht Seiten publizierten Blatts erschien am 1. Juli 1847. Geschätzt wurde das Blatt neben den politischen Hauptinhalten aber gleichfalls wegen seiner Beiträge zu Börsen- und Handelsfragen. Der Schriftsteller Gustav Freytag (*1816-?1895; Verfasser des berühmten Kaufmannsromans "Soll und Haben") urteilte: "Nie trat eine deutsche Zeitung achtungsgebietender vor die Nation (...) die besten Literaten aus allen Teilen Deutschlands sind dabei beteiligt."

Das große öffentliche Interesse verdeutlicht die bereits im ersten Erscheinungsjahr erreichte Auflage von 4000 Stück. Das darf indessen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese "Professorenzeitung" zweifellos nur geringe Wirkung auf eine breite Leserschaft ausübte und überdies gerade den drängenden sozialen Fragestellungen wenig Beachtung schenkte. Mit der Übersiedlung der "Deutschen Zeitung" nach Frankfurt, wo das Blatt ab dem 1. Oktober 1948 gedruckt wurde, verlor Gervinus seinen bestimmenden Einfluss. Sein Rücktritt von der Redaktion ging einher mit einem deutlichen Schwinden des politischen Einflusses. Bis zur Einstellung im Jahr 1850 sank die Auflage auf eben noch 700 Exemplare.

Neben der ,,Deutschen Zeitung" sind einige radikale Revolutionsblätter zu erwähnen, die sich infolgedessen ebenfalls als recht kurzlebig erwiesen. Sie hatten – zumindest aus Sicht der Obrigkeit – allzu vehement den Umsturz der Verhältnisse propagiert. So ging "Der Volksführer" in seiner Ausgabe vom 30. April 1848 mit der Aufforderung an die Öffentlichkeit: "Greift zu den Waffen, damit ihr gerüstet seid! Eine jede Ortswehr pflanze die rote Fahne auf und folge ihr zum Zeichen, daß der Weg zur Volksfreiheit über blutgedüngte Felder gehen muß!" Zu diesen radikalen Gazetten gehörten ferner die "Demokratische Republik" und "Die Republik", dessen Drucker Renner sich – im Gegensatz zu den Herausgebern und Druckern der meisten anderen Revolutionsblätter – nicht rechtzeitig ins Ausland abgesetzt und deshalb seine fünfjährige Haftstrafe abzusitzen hatte.

Auch nach Abklingen der gegenrevolutionären Maßnahmen vermochte sich nur langsam wieder eine freie Presse in Baden zu entwickeln. Es handelte sich in der Regel um Zeitungen, die einen gemäßigten Liberalismus vertraten – wie ja auch die nationalliberale Partei Badens entscheidenden Einfluss auf die Landespolitik ausübte. Erst ab 1858 setzte in Heidelberg wie in Baden wieder eine Phase rasch aufeinanderfolgender Zeitungsgründungen ein. Zu nennen ist das "Heidelberger Tageblatt", das ebenfalls dem gemäßigten Liberalismus zuzurechnen ist und bereits 1861 wieder einging, Das "Heidelberger Anzeigenblatt" überlebte nicht einmal das Jahr seiner Gründung (1859). Die 1861 in Heidelberg erscheinende "Volkszeitung für Deutschland" überdauerte ihren zweiten Jahrgang ebenso wenig.

Die „Heidelberger Zeitung“ – ein Original aus dem Jahr 1907. Foto: RNZ-Archiv

​
Von 1910 bis 1944 gab es die „Heidelberger Neueste Nachrichten“. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​

Anders verhielt es sich mit der "Heidelberger Zeitung" (1862) und dem "Heidelberger Anzeiger" (1861), die sich auf längere Zeit etablieren konnten. Letzterer wurde von 1910 bis 1944 fortgeführt als "Heidelberger Neueste Nachrichten". Darin mündete letztlich ebenso die seit 1919 als "Badische Post" fortgesetzte "Heidelberger Zeitung" ein. Daneben existierte seit 1865 der "Pfälzer Bote für Stadt und Land", ein katholisches Blatt, das als Versuch des Zentrums zu werten ist, über eine eigene Zeitung seine Politik in die Öffentlichkeit zu bringen. Es hielt sich ebenfalls bis in das 20. Jahrhundert, zuletzt als "Heidelberger Volksblatt" (1933-45). Stellvertretend für die Vielzahl der in Baden wie in Heidelberg in den 60er bis 80er Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgten Neugründungen wären hier noch ,,Das Wochenblatt des Nationalvereins" (1866-67) und der ,,Morgenbote" (1867) anzuführen, deren Auftreten allerdings jeweils nur Episode blieb.

Im Zuge des technischen Fortschritts (Setz-, Rotationsmaschine, kürzere Nachrichtenverbindungen) erfolgte der Übergang von politischen Zeitungen mit geringen Auflagen für einen bestimmten Leserkreis zur Massenpresse im modernen Sinn. Insbesondere bei dem ab etwa 1840 aufkommenden Typ des Generalanzeigers trat die politische Ausprägung bisweilen deutlich hinter der reinen Nachrichtenvermittlung und einer Betonung des Anzeigenteils zurück. In dieses Umfeld gehörten u.a. der "Neue Heidelberger Anzeiger" (seit 1874, 1900-13 als "Heidelberger Lokalanzeiger") sowie der von 1897 bis 1907 erscheinende "Neue Generalanzeiger für Heidelberg und Umgebung".

Die erste Nummer des „Heidelberger Tageblatt. Heidelberger Generalanzeiger“ vom 3. Januar 1884. Foto: Stadtarchiv Heidelberg​

Zuletzt sei an eine Zeitungsgründung des 19. Jahrhunderts erinnert, die heute zwar ebenfalls verschwunden, aber noch keineswegs vergessen ist. Gemeint ist der "Heidelberger Generalanzeiger" von 1884, besser bekannt als "Heidelberger Tageblatt". Unter diesem Titel erschien am 3. Januar 1884 die erste Nummer unter Leitung von Philipp Klausner. Das Verlagsrecht hatte der Verlag (Gustav) Wurm & (Carl) Pfeffer 1884 von Gebr. Huber in der Zwingerstraße erworben. Damals lag die Auflage bei gerade 1000 Exemplaren. Mit einem Monatsbezugspreis von 45 Pfennigen war das Blatt die billigste Zeitung in Baden überhaupt. In der Ausgabe vom 15. März 1884 warb man mit folgendem "Credo" um Abonnenten: "Das HT hat es sich zur Pflicht gemacht, seinen werthen Lesern einen Lesestoff zu bieten, der alle und jeden befriedigt. Unser Programm besteht darin: Jede politische und religiöse Parteirichtung zu achten, streng an der gesetzlichen Ordnung festzuhalten, die Grundpfeiler unseres Staates und sozialen Lebens nach Kräften zu stützen und Sandkorn um Sandkorn am Bau der großen Humanität beitragen zu helfen."

Das Tageblatt setzte sich durch. Schon zum Jahresende 1884 lag die Auflage bei 4000 Exemplaren. Zum Vergleich: Heidelbergs Einwohnerschaft lag damals noch unter 30 000. Nach dem Ausscheiden Wurms im Jahr 1888 war Pfeffer bis 1936 alleiniger Inhaber. Er entwickelte das Blatt planmäßig fort. So führte Pfeffer 1889 ein Feuilleton mit eigenen Theaterkritiken ein, für die Fritz Kley verantwortlich zeichnete. Im selben Jahr erreichte die Auflage schon den beachtlichen Umfang von 7500 Exemplaren, deren Bezieher sich über 500 Orte verteilten. Das heißt, das "Tageblatt" strahlte auch ins Umland aus.

1892 schied Kley aus. Als Nachfolger gelang es, den durchaus streitbaren Adolf Koch zu gewinnen, der unter anderem "journalistische Übungen" an der Heidelberger Universität veranstaltete. Unter dessen Leitung fand 1895 in Heidelberg der deutsche Journalisten- und Schriftstellertag statt. Überhaupt wirkte eine stattliche Anzahl namhafter Dozenten der Heidelberger Universität zugleich in vielfältiger Weise am "Tageblatt" mit, wobei stellvertretend auch für andere auf die Kunsthistoriker Henry Thode und Carl Neumann, Alfred Weber sowie die Historiker Erich Marcks und Hermann Oncken verwiesen sei. Bereits 1893 wurde das "Tageblatt" um die Beilage "Alt-Heidelberg" mit dem Perkeo erweitert.

Hier endet der Streifzug durch drei Jahrhunderte Heidelberger Zeitungsgeschichte. Die gebotene Vielfalt, die im Rahmen dieses Artikels nur angedeutet und noch keineswegs erschöpfend aufgezeigt werden konnte, macht aber bereits Kontinuitätslinien deutlich und spiegelt nicht zuletzt politische, geistige, gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Einflüsse wider, die die weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert mitbestimmt haben.

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