Die Familie Simpson auf dem ikonischen Sofa und vor dem Fernseher. Der Fernseher ging übrigens mit der Zeit: Aus dem Röhrenfernseher wurde später ein Flachbildschirm. Foto: Fox
Von Martin Weber und Alex Wenisch
Gelb ist die Farbe des Erfolgs: Vor 30 Jahren kamen "Die Simpsons" nach Deutschland und begeistern seitdem auch hier zahlreiche Fans. Am 28. Februar 1991 war die schräge Zeichentrick-Sippe erstmals auch im deutschen Fernsehen zu sehen, sie gehörte am ersten Sendetag von "Premiere" zum Programm des Bezahlsenders. Schon kurz darauf liefen "Die Simpsons" beim ZDF und seit vielen Jahren treiben sie ihren Schabernack auf Pro Sieben. In den USA wird die von dem Comiczeichner Matt Groening erfundene Familiensaga seit 1989 ausgestrahlt, sie ist damit die am längsten laufende US-Trickserie – und obwohl die Einschaltquoten seit geraumer Zeit rückläufig sind und immer mal wieder über das Aus der Kultserie spekuliert wird, ist ein Ende derzeit nicht in Sicht. Anfang Februar startete in Deutschland die aktuelle, 32. Staffel mit Folge 685.
Gelbstichig: Matt Groening, der Erfinder der „Simpsons“. Fotos: picture allianceAber warum eigentlich sind das trottelige Familienoberhaupt Homer Simpson, Mutter Marge mit der abartigen Turmfrisur, der flegelige Sohn Bart und seine beiden Schwestern Lisa und Maggie knallgelb? Um diese Frage ranken sich diverse Legenden. Die wohl am häufigsten kolportierte besagt, Simpsons-Erfinder Matt Groening habe nur noch diese Farbe vorrätig gehabt, als er die Figuren mit den vierfingrigen Händen auf die Schnelle entwarf. Eine andere behauptet, das Gelb diente anfangs der Verwirrung des Publikums: Der unvorbereitete Zuschauer sollte glauben, dass etwas mit der Farbeinstellung seines Fernsehers nicht stimmt.
Die Geburtsstunde der Simpsons schlug eigentlich schon im April 1987: Nach einer Werbepause der "Tracey Ullman Show" im US-Sender Fox lief der erste Kurzfilm mit den gelben Chaoten, eine kleine Episode mit dem Titel "Good Night". Damals waren die Figuren noch viel gröber als heute gezeichnet, doch egal: Die Zuschauer schlossen Homer, Bart & Co. sofort ins Herz. Rund zweieinhalb Jahre später war es dann soweit, und die fidele Arbeiterfamilie, deren Lebensstil ein gallig-komischer Gegenentwurf zu praktisch allem ist, woran ein aufrechter amerikanischer Durchschnittsbürger glaubt, bekam ihre eigene Serie im US-Fernsehen.
Es war der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte: Die in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Springfield – so heißen Dutzende Orte in den USA – spielende Serie räumte in den Folgejahren eine Unmenge an Fernsehpreisen ab und gewann weltweit eine treue Fangemeinde. Das Schöne daran: Der völlig unterbelichtete, furchtbar eigensüchtige, aber trotz allem doch liebenswerte Homer mit seinem Heißhunger auf das uramerikanische Süßgebäck Donuts, die aufopferungsvolle Marge und ihre drei Kinder treffen nicht nur den Massengeschmack, sondern sind auch in gebildeten Kreisen beliebt – Intellektuelle rühmen die schräge Serie als einen popkulturellen Kommentar zu den Schattenseiten des American Way of Life.
Hautnah: Ein Fan hat sich die Comic-Familie stechen lassen. Foto: picture alliance/dpaIn unzähligen Ländern sind die tragikomischen Helden, die es auch schon auf die Kinoleinwand geschafft haben, zu sehen. 2005 wurde die Serie sogar unter dem Namen "Al Shamshoon" in die arabische Welt verkauft, allerdings gab es einige Anpassungen gegenüber dem Original. So heißt Homer Omar, Bart Badr und Springfield wird zu Rabeea, das arabische Wort für Frühling, engl. Spring. Den Regeln des Koran folgend werden Szenen mit Duff-Bier oder Schweinefleisch für die arabische Version herausgeschnitten und die Folgen entsprechend verändert.
Zahlreiche Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben sich bereits intensiv mit der schrägen Familie auseinandergesetzt. Und auch die Werbeindustrie entdeckte die Simpsons rasch als gewinnbringende Protagonisten. Die gelbe Sippe hat schon für große Marken geworben, zudem läuft das Geschäft mit Videospielen, Comics, Figuren, T-Shirts, Tassen und zahllosen anderen Merchandising-Artikeln rund – es gibt auf dem Feld der Werbeartikel praktisch nichts, was es nicht auch in der Simpsons-Variante gibt.
Interessant: Bart wird von Beginn an von Frauen gesprochen, im amerikanischen Original von der heute 63-jährigen Schauspielerin Nancy Cartwright. Sie bekam im Übrigen zwischenzeitlich 400.000 Dollar Honorar – pro Folge. In der deutschen Fassung wird Bart von der Münchnerin Sandra Schwittau gesprochen, die auch den Schauspielerinnen Eva Mendes, Hilary Swank und Noomi Rapace ihr Stimme leiht. Anke Engelke wiederum spricht seit 2007 die Marge Simpson. Und Mona J. Simpson, Homers Mutter, hatte die Stimme von Glenn Close.
Außerdem absolvierten bereits viele Prominente einen Gastauftritt als Zeichentrickfigur in der Serie – von den Musikern Paul McCartney, Tom Jones, Britney Spears und Mick Jagger über das Physikgenie Stephen Hawking und den öffentlichkeitsscheuen Schriftsteller Thomas Pynchon bis zur ehemaligen amerikanischen First Lady Michelle Obama. Nicht zu vergessen Donald Trump, dessen Präsidentschaft in der Serie bereits vor mehr als 20 Jahren vorausgesagt wurde: In der im Jahr 2000 ausgestrahlten Episode wird eine Zukunftsvision entworfen, in der Barts clevere Schwester Lisa Präsidentin der USA wird und von Vorgänger Trump einen riesigen Schuldenberg erbt.
Begeistert: Lady Gaga war 2011 eine von vielen Gastfiguren bei den „Simpsons“. Foto: picture alliance/dpaSogar die schrille Lady Gaga begab sich schon ins Synchronstudio, um ihrer Zeichentrickausgabe ihre Stimme zu leihen. Sie "spielte" 2011 in der Serie "eine kleine Schlampe", wie sie selbst sagte. "Der Apfel fällt also nicht weit von meinem künstlerischen Stamm." Zudem kam es zu einem legendären Kuss von (der gezeichneten) Gaga und Marge Simpson. Der Pop-Superstar bezeichnete den Auftritt anschließend als "das Coolste, was ich jemals gemacht habe."