Der Mauna Kea auf Hawaii. Foto: Getty
Von Harald Berlinghof
Welches ist der höchste Berg der Erde? Reflexhaft würden an dieser Stelle die meisten den Gipfel des Mount Everest mit 8848 Metern Höhe nennen. Das ist aber nur richtig, wenn man die Höhe vom Meeresspiegel bis zum Gipfel misst. Viel höher ist aber der Vulkan Mauna Kea auf Hawaii, der etwa 10.200 Meter hoch ist. Der größte Teil seines Gebirgsmassivs, liegt allerdings unter Wasser. In 6000 Metern Tiefe liegt der Fuß des Vulkans am Meeresgrund.
Und welches ist der höchste Punkt der Erde? Nein, wieder nicht der Everest. Es ist der inaktive Vulkan Chimboraso in Ecuador. Er ist zwar vom Meeresspiegel aus gemessen nur 6263 Meter hoch, aber er ragt weiter in Richtung Himmel als der Mount Everest, weil er näher am Äquator liegt. Der Grund liegt darin, dass die Erde keine Kugel ist, sondern ein abgeflachter Elipsoid und alle Regionen in Äquatornähe deshalb weiter in den Raum aufragen als Regionen, die weiter nördlich oder südlich davon liegen.
Als Jacques Piccard vor 60 Jahren in seinen "Triest" benannten Batyskaph (griech: Tiefenschiff) stieg, wusste er nicht, was ihn erwartete. Im Pazifik über dem Marianengraben begann sein Abstieg in die ewige Dunkelheit. Vier Stunden und 48 Minuten dauerte es, bis die kugelförmige "Trieste" Bodenkontakt hatte – am tiefsten Punkt der Erde. In 10.912 Metern unter dem Meer gab es kein Licht und nur sehr wenige Lebewesen. Erst kürzlich hat ein amerikanischer Abenteurer und Milliardär an einem anderen Punkt des Marianengrabens nach eigenen Behauptungen einen neuen Tiefenrekord von 10.928 Metern aufgestellt. Und gefunden haben will er dort unten eine Plastiktüte. Behauptet er.
Der tiefste Punkt der Erde an Land befindet sich, so wurde 2019 gemessen, in der Ostantarktis. Die Schlucht unter einem dicken Eispanzer reicht bis 3500 Meter unter den Meeresspiegel. Bis dahin lag der tiefste Punkt der Erdoberfläche im Toten Meer bei 413 Meter unter dem Meeresspiegel.
Auch der merkwürdigste Ort der Erde liegt in der Tiefsee. Geologen an Bord eines Tauchbootes entdeckten 1977 die ersten "Schwarzen Raucher" (black smoker) am Meeresboden vor den Galapagos-Inseln. In 2500 Meter Tiefe wurden die Schlote erstmals gesichtet. Der größte ist 50 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 180 Metern. Das Merkwürdige an ihnen ist, dass sie in ihrer Umgebung ein eigenes Ökosystem schaffen mit zahlreichen Tiefseetieren, die völlig unabhängig von Sonnenlicht existieren können. Dazu muss man wissen, dass alles Leben auf unserer Erde seine Energie vom Sonnenlicht zieht. Ein Ökosystem, das nicht auf Sonnenlicht angewiesen ist, unterscheidet sich daher völlig von allen anderen Biotopen auf der Erde. Es könnte auch auf dem Jupiter liegen. Und das macht die "smoker" zum merkwürdigsten Flecken der Welt.