Der Brückenschlag zwischen Ladenburg und Neckarhausen könnte die vom Verkehr geplagten Bürger entlasten. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg/Ilvesheim/Mannheim. Rund 15.300 Pendler fahren täglich durch Ilvesheim, Mannheim-Seckenheim und den westlichen Bereich Ladenburgs. Nach einer Prognose aus dem Jahr 2004 steigt diese Zahl weiter an; 2020 sollen mehr als 19.000 Fahrzeuge unterwegs sein. Insbesondere der Lkw-Verkehr soll deutlich zunehmen. Für Entlastung sorgen und den drohenden Verkehrskollaps verhindern könnte die Verlegung der L 597, verbunden mit einer neuen Brücke zwischen Neckarhausen und Ladenburg.
Das Thema ist ein echter Dauerbrenner. Schon seit 50 Jahren wird über den Brückenschlag debattiert - mehr aber auch nicht. In den vergangenen Wochen hat die Diskussion wieder Schwung aufgenommen. Die grün-rote Landesregierung hatte die Neckarbrücke L 597 nur in einen "Extrakatalog" aufgenommen und Sanierungsmaßnahmen den Vorzug gegeben. Weil mit dem Bau des Branichtunnels in Schriesheim bereits ein Großprojekt in der Region entsteht, steht die Neckarbrücke erst mal hinten an.
In Ilvesheim will man sich damit nicht zufrieden geben. Dort hat sich die Bürgerinitiative "Neue Neckarbrücke L 597 JETZT" gegründet, der einige Seckenheimer beigetreten sind. Unterstützt wird das Bündnis vom Ilvesheimer Bürgermeister Andreas Metz, der sauer auf die neue Landesregierung ist. Besonders auf den grünen Verkehrsminister Winfried Hermann. "Es wurde uns ein neuer Politikstil angekündigt. Obwohl es bei uns vor Ort viele Diskussionen gibt, hat es der Minister nicht für nötig gefunden, nach Ilvesheim zu kommen", sagte Metz im RNZ-Gespräch. Dafür wird die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Gisela Splett (Grüne), bei einem Vorort-Termin am 21. September mit den Ilvesheimern ins Gespräch kommen.
"Unerträglich" sind für Metz die Verkehrsbelastungen, denen die Bürger in seiner Gemeinde ausgesetzt sind. Und es sei unverständlich, dass sich der Bau der Neckarbrücke nun noch weiter hinauszögern soll.
In der Regionalplanung habe das Projekt nach wie vor hohe Priorität. Auch deshalb fordert Metz die Landtagsabgeordneten aus der Region dazu auf, sich zur Neckarbrücke zu bekennen. Gerhard Kleinböck (SPD) und Georg Wacker (CDU) setzen sich schon seit Langem für den Brückenschlag ein. Der Grüne Uli Sckerl hält es hingegen für "unredlich", angesichts der finanziellen Situation eine rasche Umsetzung "vorzugaukeln". Aufgrund der massiven Landesverschuldung kann Grün-Rot nach eigenen Angaben in den nächsten zehn Jahren nur noch 380 Millionen Euro für Straßenverkehrsprojekte zur Verfügung stellen.
"Die alte Landesregierung hat einen riesigen Investitionsstau mit 734 Maßnahmen und einem Kostenvolumen von 2,5 Milliarden Euro hinterlassen. Diesen Berg abzuarbeiten, würde 60 Jahre dauern", erläuterte Sckerl der RNZ. "Die Zeit der Versprechungen muss zu Ende sein", ergänzte der stellvertretende Landtagsfraktionschef der Grünen und verwies darauf, dass die L 597 aufgrund des Planungsfortschritts bei den Neubauvorhaben an erster Stelle steht.
Finanziert werden könnte die Maßnahme aber nur mit Hilfe eines Sonderprogramms - das momentan nicht in Sicht sei. Um den Seckenheimern und Ilvesheimern zu helfen, sollen "verkehrslenkende Maßnahmen" umgesetzt werden, etwas ein Durchfahrtsverbot für den überörtlichen Lkw-Verkehr. Auch der Ladenburger SPD-Parlamentarier Gerhard Kleinböck ist dagegen, mit "unhaltbaren Versprechen Wünsche zu wecken, die derzeit nicht realisiert werden können". Nach wie vor habe die Neckarbrücke L 597 "erhebliche Bedeutung". Weil aber in der Region neben dem Branichtunnel mit geschätzten Baukosten von 85 Millionen Euro kein zweites Großprojekt begonnen werden kann, sei die Situation, wie sie ist. "Ich setze mich dafür ein, dass innerhalb der Geltungsfrist der Planfeststellung mit dem Bau begonnen wird", hat Kleinböck den Brückenneubau noch nicht abgeschrieben.
CDU-Mann Wacker unterstützt die Bürgerinitiative. "Die neue Neckarbrücke hat nur dann eine Chance gebaut zu werden, wenn alle an einem Strang ziehen", sagte er der RNZ. Es sei eine große Kraftanstrengung erforderlich, die Neckarbrücke, die nach bisherigen Rechnungen rund 30 Millionen Euro kosten wird, im Generalverkehrswegeplan ganz weit oben anzusiedeln. Das sei es jedoch wert, denn das Projekt habe "außerordentliche Bedeutung".