Verkehrschaos in der Mannheimer Innenstadt befürchtet

03.08.2021 UPDATE: 04.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Die wohl mehrere Monate andauernde Vollsperrung des Fahrlachtunnels hat nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch die Fraktionen im Gemeinderat sowie Wirtschaft und Einzelhandel kalt erwischt. Die Reaktionen:

> CDU: "In einer solchen Situation ist es nicht verantwortbar, einen Verkehrsversuch in der Innenstadt durchzuführen. Die Ergebnisse würden auch nicht die Realität abbilden", findet Thomas Hornung, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Das verantwortliche Dezernat müsse sich fragen lassen, wie es so weit kommen konnte, erklärt Fraktionschef Claudius Kranz. "Hätten die regelmäßigen Wartungen, die stets in den Sommerferien erfolgten, die Mängel nicht schon lange zeigen müssen? Oder hat man diese gekannt und nicht reagiert? Diese Frage müssen dem Gemeinderat und den Bürgern Mannheims schnellstmöglich beantwortet werden."

> FDP/MfM: Auch die Stadträte dieser Fraktion schließen sich der Meinung der CDU an, was den Verkehrsversuch betrifft. "Keine anständig nutzbaren Rheinbrücken, die wichtigste Zubringerstraße in Richtung Ludwigshafen voll gesperrt. Der Ring, die Reichskanzler-Müller-Straße und die anderen Schleichwege sind jetzt schon an vielen Tagen völlig überlastet – weitere Sperrungen dürfen den Verkehr nicht weiter behindern", erklärt Volker Beisel, verkehrspolitischer Sprecher der FDP/MfM-Fraktion. "Das Zentrum steht vor einem Verkehrsinfarkt, da wären weitere Sperrungen die falsche Medizin."

> SPD: "Es ist jetzt wichtig, dass die Stadt schnell mögliche Ausweichrouten kommuniziert, sodass durch großräumige Umfahrungen ein Verkehrskollaps in der Innenstadt und am Ring vermieden werden kann", erklärt Isabel Cademartori, die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Gemeinderatsfraktion. Die Stadt muss jetzt prüfen, ob durch eine zeitweise Ausweitung des öffentlichen Personennahverkehrs eine Entlastung für Pendler möglich ist und welche Auswirkungen die Sperrung auf den Verkehr in der Innenstadt hat. "In Bezug auf den geplanten Verkehrsversuch ist es jetzt wichtig, mit Augenmaß vorzugehen, um Erfolg und Aussagekraft des Verkehrsversuches nicht zu gefährden", so Cademartori.

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> IHK: "Uns gehen die Alternativen für Verkehrsführung im Stadtgebiet aus", sagt IHK-Präsident Manfred Schnabel. Rheinüberschreitender Verkehr sollte daher frühzeitig auf die A6 geführt werden. Zum anderen sei Eile bei den Sanierungsarbeiten im Fahrlachtunnel geboten, appelliert Schnabel an die Stadt als Träger der Baumaßnahme. Alle Möglichkeiten der Beschleunigung, wie beispielsweise Arbeiten in der Nacht und an Sonntagen, sollten ausgeschöpft werden.

> Werbegemeinschaft City: "Die Tunnelsperrung bereite dem Verein "erhebliche Sorgen", was den Wirtschaftsstandort Innenstadt betrifft, so Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim-City. Diese Entwicklung stelle die Versuche, die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern und dort mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen, vorerst in Frage. "Denn es steht zu befürchten, dass der zusätzliche Durchgangsverkehr zu erheblichen Beeinträchtigungen des Verkehrsflusses am Ring und am Schloss führen wird", sagt Pauels.

> Handelsverband Nordbaden: "Wir erwarten, dass die Vertreter der innerstädtischen Wirtschaft auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft in Gespräche eingebunden werden", betont Vizepräsident Hendrik Hoffmann. "Für uns steht deswegen fest, dass der anstehende Verkehrsversuch nach dieser schlechten Nachricht regelmäßig ergebnisoffen bewertet und besprochen werden muss. Ein permanentes Monitoring der Verkehrsströme ist dafür unerlässlich."

> Forderungen aus der Wirtschaft: Für "Ziel- und Quellverkehre von Kunden, Wirtschaftsverkehren und Arbeitnehmern" muss die Innenstadt weiter gut erreichbar bleiben. Dazu schlagen die Verbände vor, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken, um die Straßen zu entlasten. "Wir fordern alle Verantwortlichen auf, den Vorfall zum Anlass zu nehmen, alle weiteren kritischen Infrastrukturen auf Ausfallsicherheit zu überprüfen und langfristig Alternativen für den Durchgangsverkehr zu schaffen", so Schnabel.