Steigende Konkurrenz um Platz in Stadt: Parken wird teurer
Die Kapazitätsgrenze ist vielerorts erreicht: Höhere Parkgebühren sollen helfen, den Autoverkehr in den Innenstädten zu reduzieren. Zugleich müsse aber der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden, um Einzelhandel und Kultur nicht zu schaden, mahnt ein Experte.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Der Platz in den Innenstädten wird immer knapper. Ein Teil davon wird von parkenden Autos belegt, die zum Teil nur selten bewegt werden. Abhilfe sollen höhere Gebühren für das Anwohnerparken schaffen, die derzeit etwa in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel diskutiert werden. Die Landesregierung hatte den Kommunen zuvor freie Hand dazu gegeben.
In der Frankfurter Innenstadt soll es nach dem Willen des Dezernats Mobilität und Gesundheit außerhalb der Parkhäuser künftig generell keine Parkplätze mehr geben, sagte Referent Wolfgang Siefert (Grüne). Der öffentliche Raum solle gerechter aufgeteilt werden, Fuß- und Radverkehr mehr Platz bekommen. "Das heißt nicht, dass man nicht mehr mit dem Auto in die Frankfurter Innenstadt kommen kann, sondern, dass man dann ins Parkhaus fährt", sagte Siefert. Diese seien ohnehin nicht ausgelastet.
Dabei gehe es um mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, die auch dem Einzelhandel zugute kommen soll, sagte Siefert. Weniger Autos bedeuteten weniger Lärm und Abgase. Für Logistik und Handwerk solle es Lösungen geben. Auch Pendler könnten weiter mit dem Auto kommen, aber nicht mehr kostenlos parken. Siefert verwies auf die Möglichkeit eines Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr.
Die Parkraumbewirtschaftung wird in Frankfurt schon länger ausgeweitet, kostenlose Parkmöglichkeiten fallen dadurch weg - was auf Kritik stößt, etwa bei Handwerk und Gewerbe. Ob und wie die Mainmetropole das Anwohnerparken verteuert, werde derzeit in der Vierer-Koalition diskutiert, sagte Siefert. Es sei jedenfalls erfreulich, dass die Möglichkeit nun bestehe. Derzeit erhebt Frankfurt eine Verwaltungsgebühr von 50 Euro für zwei Jahre pro Anwohnerparkausweis.
Die Landeshauptstadt Wiesbaden strebt beim Anwohnerparken einen Zielwert von 120 Euro pro Jahr an, wie das Verkehrsdezernat mitteilte. Derzeit sind es 23,50 Euro Verwaltungsgebühr für zwei Jahre. Ob es für größere Autos teurer wird, sei noch nicht entschieden. Mehr Platz für Carsharing, mehr öffentlicher Nahverkehr und eine bessere Rad-Infrastruktur sollen die Menschen zudem ganz vom eigenen Auto weg bringen.
Auch der Kasseler Verkehrsdezernent Christof Nolda (Grüne) will im Sinne der Verkehrswende die Gebühren erhöhen: "Parkende Autos beanspruchen viel Platz, den wir oberirdisch dringend für mehr Grün und für mehr Fuß- und Radverkehrsflächen benötigen", erklärte er. Das neue Instrument zur Verkehrssteuerung beim Anwohnerparken begrüße er deshalb - möglicherweise ließen sich so andere große Aufgaben der Verkehrswende mitfinanzieren.
Bei der Erhöhung von Parkgebühren gehe es auch darum, die wahren Kosten angemessen zu berücksichtigen, die mit parkenden Fahrzeugen verbunden sind, sagte Professor Tobias Hagen von der Frankfurt University of Applied Sciences, der am Thema Parkplatzsuche forscht. Dazu gehörten die Emissionen bei der Fahrt in die Stadt und auf der Suche nach einem Parkplatz sowie der Platzverbrauch stehender Fahrzeuge.
Die Kapazitätsgrenze vieler Städte bei der Aufnahme von Autoverkehr sei erreicht, sagt Hagen. Der Platz sei knapp und dann sei es folgerichtig, für das knappe Gut einen Preis zu verlangen. Dieser Weg müsse aber verbunden sein mit einem attraktiven Angebot an öffentlichem Nahverkehr. Denn man wolle ja weiter lebendige Innenstädte mit Geschäften, Kultur- und Freizeitangeboten haben, in die auch Menschen aus dem Umland kämen. Andernfalls würden die Städte darunter leiden, mahnte der Professor.
© dpa-infocom, dpa:220301-99-331248/4



