Hintergrund: Willy Brandt: Politisch Übervater, privat verschlossen

08.02.2018 UPDATE: 09.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 9 Sekunden

Willy Brandt: Politisch Übervater, privat verschlossen

Schon seine Mutter kam unehelich zur Welt - so wie er auch. Am 18. Dezember 1913 wurde Herbert Ernst Karl Frahm in Lübeck geboren. Als Kind ein Einzelgänger, hin- und hergeschubst zwischen der überforderten Mutter und dem Großvater, der ihn teilweise aufzog, lernte der Junge früh selbstständig zu werden. Der Großvater nimmt ihn in der Nazi-Zeit mit ins norwegische Exil, begeht dort Suizid. Der Sohn, der eigentlich der Enkel ist, wird zum Widerstandskämpfer, flieht in den Untergrund und gibt sich den Namen Willy Brandt, den er sich nach seiner Rückkehr 1949 in Berlin polizeilich genehmigt in den Pass eintragen lässt.

Brandt macht Karriere. Erst als Regierender Bürgermeister von Berlin (1957-1966), dann als Außenminister in der ersten Großen Koalition (1966-1969), schließlich Kanzler der sozial-liberalen Koalition (von 1969-1974). Zudem war er von 1964-1987 der bisher am längsten amtierende SPD-Chef. Für seine Ostpolitik bekam Brandt 1971 den Friedensnobelpreis verliehen.

Privat galt Brandt als verschlossen und wenig gesprächig. Während die Partei ihn vor allem in den letzten Lebensjahren verehrte, gab es von Kindern auch kritische Äußerungen über den Vater. Die deutsche Öffentlichkeit, die Rut Brandt liebte, verzieh ihm die Scheidung nach 32 Ehejahren nicht. Mit Rut hatte er die Söhne Peter ("Zur Person"), Lars (* 1951, Schriftsteller) und Matthias (* 1961, Schauspieler). Aus der ersten Ehe mit Carlota Thorkildsen ging die Tochter Ninja Frahm hervor. Die dritte Ehe mit Brigitte Seebacher-Brandt blieb kinderlos. Brandt starb am 8. Oktober 1992 in Unkel.

Der Autor Torsten Körner berichtete in seinem Buch "Die Familie Willy Brandt" (Fischer Verlag), dass Brandt sich zwar stets liebevoll um seine Kinder bemühte, ihnen gegenüber jedoch nur wenig Gefühle zeigte. Unnahbar sei er gewesen. Einmal habe Rut Brandt gescherzt, wenn sie ihren Mann weinen sehen möchte, müsse sie schon eine Tränengasbombe werfen. Die beiden sahen sich nach der Scheidung nie wieder.