Hintergrund - Wie das "Institut Sigmund" auf den Branich kam

Das Privatgymnasium hat eine bewegte Geschichte hinter sich

11.01.2019 UPDATE: 11.01.2019 20:06 Uhr 1 Minute, 19 Sekunden
Heinrich Sigmund. Foto: privat/Repro: Dorn

Schriesheim. Als Philologe Heinrich Sigmund 1894 in Mannheim seine eigene Schule gründete, füllte er damit eine Marktlücke: Tagsüber, aber auch in Abendkursen, konnten sich Schüler dort unter anderem auf die Realschulprüfung und die "Reifeprüfung", das damalige Abitur, vorbereiten. Das Modell erfreute sich schnell großer Beliebtheit: Die Kursteilnehmer kamen von weither, viele von ihnen nächtigten deshalb im angegliederten Schülerpensionat des "Instituts Sigmund" - das wegen des großen Andrangs in den ersten sieben Jahren dreimal umziehen musste.

Ihr Zuhause fand die Schule schließlich gegenüber dem Schloss, im Quadrat A1. Weitere Räume mietete das Institut in den folgenden Jahren an. Dann kam der Erste Weltkrieg - und mit ihm Schwierigkeiten, den Unterricht aufrechtzuerhalten: Ein Drittel der Lehrer wurde zur Wehrmacht eingezogen. Das Pensionat wurde unter anderem wegen Lebensmittelknappheit 1918 geschlossen und erst 15 Jahre später wieder eröffnet.

1933 zog sich der Gründer des Instituts Sigmund schrittweise zurück - aus Altersgründen und wegen der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Sein Schwiegersohn Karl Metzger, Großvater des heutigen Schulleiters Wolfgang Metzger, übernahm die Leitung der Schule, die sich schrittweise zum Gymnasium wandelte.

Dann begann Hitler-Deutschland den Zweiten Weltkrieg und zog 1939 alle jüngeren Lehrer zur Wehrmacht ein. Ab 1943 mussten auch Jugendliche zum Beispiel als Flakhelfer an die Front. Zeitweise fand ein Teil des Unterrichts des Instituts deshalb in Flakstellungen statt. Die Bombardierungen Mannheims durch die Alliierten bedeuteten schließlich das Ende des Mannheimer "Instituts Sigmund": Am 19. Oktober 1944 wurde das Schulhaus in A1 vollständig zerstört, und der Ausweichstandort, das Schülerheim am Friedrichsring, wurde im Januar 1945 dem Erdboden gleichgemacht.

Doch Schulleiter Karl Metzger hatte ein Wochenendhaus auf dem Branich, wo er bis zum Einmarsch der US-amerikanischen Truppen einen Interims-Schulbetrieb aufzog. 1948 wurde das "Institut Sigmund" wiedereröffnet, mit neun Klassen und Unterricht unter freiem Himmel, in Nebenzimmern von Gasthäusern und kirchlichen Gemeindehäusern. Doch die Einrichtung wuchs: Im Schuljahr 1953/54 waren dort bereits 328 Schüler angemeldet. Und das Institut baute - in der Hoffnung, in der Peripherie Mannheims künftig keinen Bombenangriffen mehr zum Opfer zu fallen.

Das "Institut Sigmund" blieb auf dem Branich und erhielt 1994, zu seinem 100. Jubiläum, seinen heutigen Namen: Heinrich Sigmund Gymnasium. (fjm).