Hintergrund Sternwarte Meckesheim

09.09.2020 UPDATE: 09.09.2020 13:17 Uhr 1 Minute, 21 Sekunden

Kassiopeia, Bärenhüter, großer und kleiner Wagen, Sommerdreieck: Diese und noch viel mehr Sternbilder und -haufen brachte Astronom Dr. Gerhard Hirth den RNZ-Sommertouristen beim Besuch der Volkssternwarte in Meckesheim nah. Pointiert und fundiert vermittelte der Astrophysiker jede Menge weiteres Wissen:

Wieso Meckesheim als Sternwarten-Standort geeignet ist: "Hier ist eine verdammt dunkle Ecke", sagt Hirth. Klingt im ersten Moment nicht nach Lob, ist es aber aus dem Mund eines Astronomen sehr wohl. "In Mannheim oder Heidelberg sehen sie nicht einmal die hellsten Sternbilder", macht er das Problem der Lichtverschmutzung deutlich. "In Meckesheim herrscht dagegen fast Odenwald-Qualität". Weiterer Vorzug der im Februar 2013 eröffneten Sternwarte: "Man kann ganz tief den Horizont in Richtung Süden betrachten, das ist selten", erklärt Hirth.

Was Sterne und Planeten unterscheidet: Sterne haben in ihrem Innern eine Energiequelle, glühen heiß und leuchten von selbst. "Sie haben ,echte’ Farben und leuchten etwa blau, weiß, gelb oder rot", sagt Hirth. Planeten wie Erde, Jupiter, Mars oder Saturn sind dagegen kalt und leuchten nicht von alleine, sondern reflektieren das Sonnenlicht.

Welche Gefahren für Mensch und Maschine lauern: "Die Sonne ist ein Kapitel für sich", sagt Hirth. Es ist sein Spezialgebiet, weshalb er nicht nur fast jede klare Nacht für seine wissenschaftlichen Beobachtungen nutzt, sondern auch jeden klaren Tag. Hirth setzt dafür spezielle Geräte und Filter ein. Er warnt: "Schauen Sie nie mit einem einfachen Fernglas in die Sonne, auch nicht mit Filtern oder drei Sonnenbrillen drüber." Die konzentrierte UV-Strahlung löst im Auge irreparable Schäden aus. Ähnlich lichtempfindlich sind übrigens auch die großen Teleskope internationaler Mega-Sternwarten. "Mit denen kann man nur ganz langweilige schwache Sterne anschauen, sonst gehen die sensiblen Geräte kaputt", weiß Hirth.

Wie der Experte Verschwörungstheorien begegnet: "Die Erde ist eine Scheibe" – es gibt sie immer noch, die Vertreter dieser kühnen These. "Sie ist voll in Mode, ihre Anhänger versuchen sogar wissenschaftlich mit Computersimulation und Mathematik Beweise dafür zu finden", erzählt Hirth. Er entkräftet die Theorie anschaulich: Warum erkenne man bei einem Schiff am Horizont zuerst die Spitze des Mastes, dann die Mitte und schließlich das ganze Schiff? "Ich würde gerne einen sogenannten ,Flacherdler’ kennenlernen, der das erklärt." (bmi)