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Tausende Lkw-Stellplätze auf Rastanlagen fehlen - Ruhezeiten werden für die Fahrer zum Problem

12.08.2019 UPDATE: 12.08.2019 19:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Lkw-Fahrer müssen regelmäßig Pause machen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Viele Rastplätze gibt es nicht. Lastwagen parken dicht an dicht. Neuankömmlinge müssen sich in die zweite Reihe stellen oder in die Ausfahrt, um ihre Ruhezeiten einzuhalten. In den nächsten Jahren wird der Bedarf zudem weiter wachsen. Hintergründe zum Thema:

> Aktuelle Zahlen: Insgesamt gibt es in Deutschland rund 51.600 Lkw-Stellplätze auf Rastanlagen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht. Demnach entstanden in den Jahren 2009 bis 2018 rund 15.000 neue Stellplätze im gesamten Bundesgebiet, von denen sich 2387 in Baden-Württemberg befinden. 76 Rastanlagen in Baden-Württemberg bieten den Lkw-Fahrern zudem Sanitäranlagen. Bei weiteren 48 gibt es Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Bestand der Stellplätze auf privaten Autohöfen liegen dagegen keine Zahlen vor.

> Voraussichtlicher Bedarf bis 2025: Nach Schätzung des Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sind auf Deutschlands Straßen rund 800.000 Lkw unterwegs. Der Verband schätzt, dass in den kommenden Jahren bundesweit bis zu 40.000 Lkw-Stellplätze fehlen - Tendenz steigend. Unklar ist zudem inwieweit die Ausweitung der "Just-in-time"-Logistik die notwendige Anzahl an Parkplätzen erhöhen wird. Eine Lieferung wird dann als Just-in-Time bezeichnet, wenn sie genau im Moment des Bedarfs beim Kunden eintrifft. So können vor allem die Lagerkosten niedrig gehalten werden, da ein Teil des Bestands auf der Straße unterwegs ist. Den voraussichtlichen Bedarf hat die Bundesanstalt für Straßenwesen in einer neuen Studie ermittelt, die derzeit vom ausgewertet wird.

> Geplanter Ausbau: Bis 2023 plant die Bundesregierung, jährlich 100 Millionen Euro in den Ausbau oder Neubau von Rastanlagen an Bundesautobahnen zu investieren. Für den Bundestagsabgeordneten und Mitinitiator der Kleinen Anfrage Stephan Kühn (Grüne) ist das zu wenig: "Das Verkehrsministerium muss aufs Tempo drücken, damit sich die kritische Situation auf den Autobahnen endlich spürbar verbessert." Zudem müsse man endlich die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und intelligente Parkleitsysteme einrichten, die den Bedarf an Stellplätzen reduzieren, so Kühne.

Gemeint sind sogenannte "telematische Parkverfahren", die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Lkw erfassen und bei der Stellplatzzuweisung berücksichtigen. Durch die intelligente Anordnung der parkenden Fahrzeuge ließe sich laut Bundesregierung eine Kapazitätserhöhung auf Rastanlagen von bis zu 50 Prozent erreichen. Die Einsatzmöglichkeiten der neuen Parkverfahren werden zur Zeit allerdings noch durch die Länder geprüft.

> Ruhezeiten werden zum Problem: Die Fahrer seien in der Zwickmühle, mahnt BGL-Sprecher Martin Bulheller: "Sie müssen Ruhezeiten einhalten. Tun sie das nicht, riskieren sie Bußgelder. Und bei genug Bescheiden ist der Führerschein weg." Ruhezeiten für Fahrer im Güterverkehr sind gesetzlich geregelt. Lkw-Fahrer müssen täglich mindestens elf Stunden ruhen. In Ausnahmefälle kann die Ruhezeit verkürzt werden. Innerhalb einer Woche müssen sie allerdings mindestens 45 Ruhestunden vorweisen, sonst drohen bis zu 5000 Euro Bußgeld. (Tim Müller)