Hintergrund - Kommentar SVS

07.03.2019 UPDATE: 07.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 19 Sekunden

Ein Kommentar
von Wolfgang Brück

Der Präsident knöpfte sich auch die Presse vor. Es möge keiner triumphieren, mahnte Jürgen Machmeier, die Trennung von Otmar Schork habe nichts mit den Berichten der letzten Tage zu tun. Keine Sorge, es gibt ausreichend sachliche Gründe, persönliche spielen keine Rolle.

Als die Rhein-Neckar-Zeitung am Montag elf Gründe für den drohenden Abstieg des SV Sandhausen aufzählte, ernteten wir große Zustimmung, die Verantwortlichen fanden die Kritik zu hart.

Unbestritten ist, dass eine verfehlte Personalpolitik dazu führte, dass für Sandhausen das siebte Zweitliga-Jahr vielleicht das letzte sein wird. Von elf Neuzugängen spielen nur zwei regelmäßig. Dafür ist Schork verantwortlich. So wie er in den Jahren zuvor gelobt wurde für gewinnbringende Verpflichtungen wie zum Beispiel von Lucas Höler und Florian Hübner muss er nun auch für Fehler einstehen.

Schork stand lange Zeit für den Aufschwung des Dorfvereins. Mit kleinem Geld und großer Kraft. Aber: Wo viel Licht ist, fällt auch Schatten. Schork ist ehrgeizig. In gutem, leider aber auch in einem ungutem Sinn.

Er geizte mit der Ehre. Er lobte kaum. Er schenkte seinen Mitarbeitern nicht das Vertrauen, das es braucht, um kreative Arbeit zu leisten. Selbst die Anschaffung eines neuen Bleistiftes habe man sich von ihm absegnen lassen müssen. Hat mal einer - natürlich überspitzt - gesagt.

Auch die Trainer - Alois Schwartz und lange Zeit Kenan Kocak - hatten es nicht einfach. Weil es mit zwei Alphatieren in einem Revier selten gut geht. Schork hat viel auf die Beine gestellt. Doch er hat sich dabei überhoben. Er wäre gut beraten gewesen, mehr Verantwortung zu delegieren. Mehr Teamplayer zu sein. Und weniger Chef. Wer alles weiß und dann meistens auch noch besser, will zwar im tiefsten Herzen geliebt werden. Er erreicht damit aber das Gegenteil.

Auf Platz 18 gingen dem Sportchef die Argumente aus. Die Entscheidung, von wem sie letztlich auch getroffen wurde, ist richtig. Hoffentlich kommt sie nicht zu spät.

Der SV Sandhausen hat Großes erreicht. Auch und gerade dank Otmar Schork. Jetzt hat eine neue Ära begonnen. Vielleicht setzt sie neue Kräfte frei.