Hintergrund II Meckesheim Stolpersteine

Festakt zur ersten Verlegung von Stolpersteinen in Meckesheim

18.02.2018 UPDATE: 18.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Festakt zur ersten Verlegung von Stolpersteinen in Meckesheim

"Unsere Gemeinde verschließt ihre Augen nicht vor der Vergangenheit. Mit der Verlegung der Stolpersteine erinnern wir an das Leid und an das Unfassbare." Mit diesem Satz begann Bürgermeister Maik Brandt seine Rede beim kleinen Festakt am Freitag im Anschluss an die Verlege-Aktion (siehe weitere Artikel auf dieser Seite). Die Gäste trafen sich im Gemeindesaal der katholischen Kirche der Elsenztalgemeinde, unter ihnen auch Hans Flor aus Gaiberg, ein Überlebender des Konzentrationslagers Theresienstadt.

"Familien, die unter der Naziherrschaft auseinandergerissen und zu Nummern degradiert wurden, werden mit der Stolperstein-Aktion an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz wieder zusammengeführt und bekommen ihre Namen zurück", sagte der Bürgermeister weiter und dankte allen Beteiligten für ihre aufwendige und intensive Arbeit.

Die Zahl von sechs Millionen ermordeten Menschen werde erst dann konkret, wenn die einzelnen Opfer ihre individuellen Gesichter und Geschichten zurückbekämen, stellte Dr. Edith Wolber fest. Genau das soll durch die Verlegung der Stolpersteine auch in Meckesheim erreicht werden. Deswegen sei sie eine klare Befürworterin der Aktion.

Natürlich gäbe es auch kritische Stimmen, wie beispielsweise Charlotte Knobloch, die Präsidentin der "Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern" und frühere Präsidentin des "Zentralrats der Juden in Deutschland". Diese fände es unerträglich, dass auf den eingelassenen Steinen "herumgetreten" werden könne. Für andere Menschen seien die Stolpersteine einfach nur "Quatsch". Doch der Meckesheimer Gemeinderat hat der Verlegung mit breiter Mehrheit zugestimmt - unter der Bedingung, dass die Eigentümer mit dem Projekt im öffentlichen Raum direkt vor ihrem Haus einverstanden sind.

Aus Sicht von Edith Wolber sollte sich der Blick aber nicht nur auf die Opfer, sondern auch auf die Täter samt Handlangern und Mitläufern richten. Nur so entstehe ein Lernprozess, durch den verhindert werde, dass von deutschem Boden noch einmal solche Gräuel ausgehen könnten. Die künftigen Generationen müssten zur Wachsamkeit gemahnt und so der Gefahr zur Wiederholung entgegengewirkt werden.

Die Schatten der Vergangenheit sind immer noch gegenwärtig, stellte sehr nachdenklich auch der evangelische Pfarrer Dirk Ender fest. "Stolpersteine sind eine Mahnung an uns alle, den Weg des friedlichen Miteinanders zu gehen", schreibt sein katholischer Kollege Bernhard Stern im Grußwort der kleinen Broschüre zur jetzt erfolgten ersten Verlegung von Stolpersteinen in Meckesheim, der weitere folgen sollen. (IAH)