Hintergrund - Hundesteuer Geschichte

16.05.2021 UPDATE: 16.05.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 11 Sekunden

> "Hundekorn", so lautet das Wort, das um 1500 in ost- und mitteldeutschen Quellen auftaucht und als eine Art Steuer in Form von Kornabgaben erhoben wurde. Es diente zur Ablösung der Pflicht der Bauern zur Abstellung von Hunden im Rahmen von Jagdfrondienste. 1807 entschied sich die Fürstlich Isenburgische Regierung zur Erhebung der Hundesteuer in Offenbach am Main. Hundebesitzer mussten fortan einen Reichstaler pro Jahr zahlen. Vorrangig sollte mit den Einnahmen die Tilgung der Kriegsschulden vorangetrieben werden. Befreit waren schon damals Jäger, Schäfer oder Nachtwächter in Waldgebieten. Diese Luxussteuer konnte bei Katzen nicht angewandt werden. Sie galten wie einige andere Haustiere als Nutztiere, die auf Höfen Mäuse fangen und für Menschen nicht Luxusgut, sondern Helfer darstellten.

Im Laufe der Zeit zogen dann immer mehr deutsche Gemeinden nach. Der Grund der Steuer war weiterhin vielfältiger Natur: Verringerung der Ausbreitung von Tollwut oder Verletzungen durch die Vierbeiner. Und es sollten sich nur diejenigen Hunde anschaffen, die sich diesen auch leisten und somit für den Unterhalt aufkommen konnten. Großbritannien und Dänemark, ehemals Vorreiter der Hundesteuer, haben die Steuer inzwischen abgeschafft. Und auch in Frankreich, Spanien und Belgien sind die Hundehalter von diesen Kosten befreit. Nur wenige Kommunen in Deutschland erheben keine Hundesteuer, so wie im hessischen Eschborn.

Auch in der Krise 2020 bescherte die Hundeliebe der Deutschen den Kommunen hohe Steuereinnahmen. Die Einkünfte aus der Hundesteuer stiegen auf einen Rekordwert von rund 380 Millionen Euro. Viele Hundehalter wehren sich schon seit vielen Jahren gegen die Abgabe und bezeichnen sie als willkürlich und gesetzeswidrig oder fordern eine gleichberechtigte Katzensteuer. Auch die Katzen würden Kot hinterlassen, der aufgrund des Freigangs der Tiere nicht von den Haltern beseitigt wird. Sie sind für Vögel eine Gefahr und somit in bestimmten Regionen Artenschützern ein Dorn im Auge. Dennoch scheint sich die Katzensteuer nicht zu rentieren, weil auch die notwendige Erfassung und Kontrolle eine große Anstrengung und somit eine Unwirtschaftlichkeit bedeuten würde. (bju)