HINTERGRUND - Adolph Freiherr Knigge

27.09.2019 UPDATE: 02.10.2019 06:00 Uhr 57 Sekunden

Adolph Freiherr Knigge

Darf man Hülsenfrüchte mit der Gabel essen? Eine Frage, die Adolph Freiherr Knigge nicht die Bohne interessiert hat. Zwar steht sein Name heute für genau diese Unwägbarkeiten des Stils und der Etikette, doch das war vom Freiherrn selbst nie beabsichtigt. Die Geschichte seines Hauptwerks "Über den Umgang mit Menschen", das 1788 erstmals erschien, ist denn auch eine Geschichte voller Missverständnisse. Selbst Knigges Adelstitel ist ein solches Missverständnis, denn ein "von" hat der Freiherr zeit seines Lebens nie im Namen geführt. Ja, mehr noch: Ausgerechnet das "höfische Gehabe" lag ihm als aufgeklärtem Geist und Freimaurer nicht nur fern, er machte sich sogar darüber in seinen Schriften lustig. Vor diesem Hintergrund sind seine Aussagen in "Über den Umgang mit Menschen" zu verstehen.

Knigge ging es dabei immer um ein im Wortsinn "vernünftiges" Miteinander der Menschen und Umgangsformen, die genau das ermöglichen sollten. Im Vorwort der ersten Auflage schreibt er dazu: "Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen." Es ging dem Freiherrn dabei also um Aufklärung im besten Sinne und eben gerade nicht um starre Benimmregeln. Erst nach seinem Tod verkürzten die Herausgeber seiner Werke den Inhalt immer mehr zu bloßen Anstandsregeln.