Hintergrund Abt Amtszeit von kaum drei Jahren

Vorgeschichte einer Absetzung

02.04.2019 UPDATE: 02.04.2019 20:15 Uhr 1 Minute, 8 Sekunden

Vorgeschichte einer Absetzung

Es war ein Paukenschlag, als im September 2018 Abt Winfried nach noch nicht einmal drei Jahren als Abt, also als Leiter des Klosters Stift Neuburg, abgesetzt wurde. Reinhold Erwin Schwab, so sein bürgerlicher Name - den Ordensnamen Winfried trägt er erst seit 1995 -, kam vor 54 Jahren in Fulda zur Welt, er studierte in Heidelberg Jura und Geschichte. Dabei entdeckte er seine Liebe zum Buch und trat ins steirische Benediktinerkloster Admont ein, das für seine riesige Bibliothek berühmt ist. Dann studierte er Theologie und Philosophie. Am 5. Oktober 2015 wurde er zum Nachfolger Franziskus Heeremans gewählt, der 1988 zum vierten Abt des erst vor 90 Jahren wiedergegründeten Klosters bei Ziegelhausen gewählt worden war. Winfried trat sein Amt am 8. März 2016, einen Tag nach dem 70. Geburtstag seines Vorgängers, an.

Von ihm hatte er einen langwierigen Rechtsstreit mit den Pächtern der klostereigenen Landwirtschafts- und Gastronomiebetriebe geerbt, den das Stift letztlich für sich entschied. Erst im Mai 2018 erhielten die Mönche alles zurück. In der Zwischenzeit arbeitete Abt Winfried daran, den Wirtschaftsbetrieb auf eigene Beine zu stellen; außerdem sollte ein Akademiker-Wohnheim für zusätzliche Attraktivität des kleinen und stark überalterten Klosters sorgen - der Altersdurchschnitt der elf Mönche liegt bei 73 Jahren. Im Sommer kam bei einer Visitation der Beuroner Kongregation - des Dachverbands der Benediktinerklöster - Kritik an Winfrieds Amtsführung auf. Erst wurde die Geschäftsleitung der Ökonomie-GmbH entlassen, schließlich der Abt selbst. Er kündigte an, sich bei der letzten Instanz im Vatikan, der Apostolischen Signatur, zu wehren.

Die Anfänge von Stift Neuburg datieren um etwa 1130, als hier eine Filiale der Benediktinerabtei Lorsch gegründet wurde. Später wurde es zum Frauenkloster, erst der Benediktinerinnen, dann der Zisterzienserinnen. Mitte des 16. Jahrhunderts schlossen sich Nonnen der Reformation an; 1562 sollte für über 360 Jahre die Geschichte des Klosters erst einmal enden. (hö)