Gegen die Flucht

Ilse Schummer und "Freunde Ugandas" geben Menschen in Afrika eine Perspektive

26.08.2019 UPDATE: 26.08.2019 19:30 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Bis zu zehn Vorträge pro Jahr hält Ilse Schummer auf Kongressen und Messen.

Ilse Schummer und "Freunde Ugandas" geben Menschen in Afrika eine Perspektive

Ladenburg. (stu) Nicht nur in Garango in Burkina Faso sind Ladenburger ehrenamtlich engagiert, auch in Uganda wird viel getan. Dafür verantwortlich ist Ilse Schummer. Sie hat sich in ihrem Leben eigentlich schon ausreichend engagiert. Schummer gründete 1990 die "Freunde Ugandas" und leistete in 30 Jahren unglaubliche Arbeit. Für ihre Aufbauarbeit und Entwicklungshilfe wurde sie im Herbst 2016 vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck ausgezeichnet. Bereits im November 2010 erhielt die Grundschullehrerin, die ein Jahr in Uganda unterrichtete, das Bundesverdienstkreuz.

Über 20 Jahre saß Schummer zudem für die SPD im Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl im Mai war sie nicht mehr angetreten, weil sie sich in allen Bereichen von ihrem ehrenamtlichen Einsatz zurückziehen wollte. Doch die Flüchtlingskrise einige Jahre zuvor und deren Auswirkungen bis heute lassen sie nicht los. Wie nur wenige Menschen in Ladenburg konnte Schummer die Ursachen der Flucht verstehen. Sie wusste aber auch, dass nur die wenigsten Afrikaner in Deutschland die Chance bekommen werden, ein eigenständiges Leben aufzubauen.

Daher hat sich Schummer von Anfang an für Hilfsprojekte in Afrika eingesetzt, die als Anschub dienen sollten. Es war nie ihr Anliegen, Spenden zu sammeln, um es in den Dörfern Ugandas zu verteilen. Wer Geld wollte, musste nachweisen, dass er damit ein Projekt anschieben will, mit dem der Lebensunterhalt gesichert werden kann. Und Schummers Idee funktionierte. Sie motivierte bei ihren Besuchen zahlreiche Frauen, Kleinprojekte zu starten. Im Norden Ugandas entstanden Schweinezuchtbetriebe, Hühnerfarmen, Seifenfabriken, Unternehmen für Babynahrung oder Friseurläden.

Auch für den Bau von Schulen setzten sich die Freunde Ugandas ein. Der Erfolg des Vereins unter Schummer sprach sich auch im Entwicklungsministerium herum. Es flossen Fördergelder vom Bund und vom Land Baden-Württemberg. "Wir müssen den Menschen vor Ort eine Perspektive geben. Flucht aus wirtschaftlichen Gründen muss vermieden werden und dagegen können wir etwas tun", sagt Schummer. Das betont sie auch stets bei ihren Vorträgen.

Nachweislich Strategien zur Fluchtvermeidung entwickelt

Schummer hat mit ihrem Verein nachweislich Strategien zur Fluchtvermeidung entwickelt. Auch das Land Baden-Württemberg würdigte den Erfolg der Entwicklungshelferin und stellte kürzlich erneut 14.000 Euro zur Verfügung. "Die Mittel kamen gerade zur rechten Zeit", sagt Schummer, die gerade von einer Reise aus Uganda zurückkehrte. Dort besuchte sie ein Flüchtlingscamp und war erschüttert. Durch den langen Bürgerkrieg der "Lord’s Resistance Army" (LRA), in dem auch Kindersoldaten kämpften, war jeder zivile Fortschritt erstarrt. Die Kämpfer hatten Vieh geschlachtet, Felder und Behausungen zerstört. Schulen mussten schließen. Doch es gibt immer wieder Menschen, die sich auch in Kriegsregionen engagieren. Ilse Schummer erzählt von einer Familie aus dem Schwarzwald, die in den vergangenen Monaten eine Schule aufbaute, das Schulgeld finanzierte, Geld sammelte, um einen Schulgarten anzulegen. Damit kehrte auch die Bleibeperspektive zurück und die Menschen schöpften wieder Hoffnung. Die Freunde Ugandas waren bei der Hilfsaktion dabei und vergaben Kleinkredite.

"Mittlerweile haben 200 Familien ein dauerhaftes Einkommen", berichtet Schummer. Darunter sind Betriebe, die Schuluniformen nähen, mit Erdnüssen handeln, Hühner züchten und mit Ochsen die Felder bestellen. "Die Kernaufgabe unseres Vereins ist es, das Einkommen der Landbevölkerung zu verbessern", sagt Schummer. Nur ganz selten habe sie erlebt, dass die Gelder keine Wirkung erzielten. Dies liegt auch an der strikten Kontrolle Schummers, die regelmäßig die Geschäftsentwicklung und Bilanzen der Kleinbetriebe kontrolliert.

Für ihre Hilfe erhielt Schummer von der ugandischen Regierung den Verdienstorden des Landes verliehen. "Am wichtigsten ist aber die Verhinderung von Flucht, und dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen. Diese Aufgabe ist notwendiger denn je", sagt Schummer.

Info: Informationen zu Projektarbeit und Spendenkonto unter www.freundeugandas.de.