Fahrrad-Leihstation von VRN Nextbike. Foto: Rothe
Wiesloch. (hds) Zurückgestellt wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats eine Vorlage der Verwaltung, in der die Aufstellung von 14 Stationen für Mietfahrräder im Stadtgebiet vorgeschlagen wurde. Zu viele offene Fragen führten – nach ausführlicher Diskussion im Gremium – zu dieser Entscheidung.
Im Rahmen des Mobilitätspakts zwischen Wiesloch und Walldorf war vereinbart worden, jeweils 14 solcher Stationen anzubringen, um so zu einer weiteren Entlastung im innerstädtischen Verkehr beizutragen. Die Mehrheit der Fraktionen störte vor allem die aus ihrer Sicht doch sehr hohen Kosten: Denn nach den vorgelegten Berechnungen müsste Wiesloch jährlich 60.000 Euro aufbringen und dies wären dann bei einer fünfjährigen Laufzeit des Vertrags 300.000 Euro. Hinzu kämen noch einmalige Kosten in Höhe von 25.000 Euro, um die Stationen einzurichten.
Frieder Zappe vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) hatte das Projekt vorgestellt und betont, mit einer solchen Lösung könne ein wichtiger Baustein in das gesamte Verkehrskonzept integriert werden. "Wir bieten das System gemeinsam mit dem Betreiber ’Nextbike’ über das ganze Jahr hinweg an.
An den Stationen stehen jeweils fünf Fahrräder zur Verfügung, die mit einer speziellen App oder direkt über das Internet gebucht werden können", erläuterte er. Der Startschuss für das Projekt fiel bereits vor fünf Jahren. "Und es wird bereits in vielen Städten in der Region angewandt." Der Vorteil für die Nutzer liegt nach den Worten Zappes auf der Hand. Die Mietkosten: ein Euro für 30 Minuten, neun Euro für den Tag. "Keine Wartung und Pflege, individuelle Verfügbarkeit und gerade für Fahrten in der Stadt selbst eine ideale Ergänzung", sagte er.
Die jährlich anfallenden Kosten, jene 60.000 Euro, werden nach seinen Ausführungen von "Nextbike" benötigt, um die Zweiräder in Schuss zu halten, diese eventuell auszutauschen und auch der Rücktransport zu den Stationen per Lkw ist darin enthalten. "Ob wir Zuschüsse erhalten, kann zur Zeit noch nicht beantwortet werden", führte Zappe aus. Entsprechende Anträge seien auf den Weg gebracht worden.
"Wir sehen das Projekt grundsätzlich positiv", so Sebastian Sauter von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und fragte nach, ob man als Kommune Einfluss auf die Standorte habe und wie häufig das Angebot überhaupt genutzt werde. "Wo die Stationen letztendlich angebracht werden, dabei haben Sie selbstverständlich ein Mitspracherecht", erwiderte Zappe und bezüglich der Nutzung meinte er, dies werde sich wohl sehr schnell einspielen, da vielen das System an sich bekannt sei.
Klaus Rothenhöfer (SPD) äußerte sich kritisch. Sei ein solches Angebot für Wiesloch überhaupt geeignet und wer solle damit angesprochen werden, fragte er. Auch dass die Räder per Lkw wieder eingesammelt und auf die Stationen verteilt werden müssten, sah er unter Klimaaspekten kritisch, um dann seinen Blick auf die Kosten zu richten. "60.000 Euro im Jahr erscheint uns sehr viel, vor allem im Vergleich mit dem Öffentlichen Nahverkehr, für den wir insgesamt in Wiesloch 215.000 Euro aufzuwenden haben."
Hier stimme die Relation nicht. "Da muss noch mehr Butter bei die Fische", fügte er hinzu. Nach dem derzeitigen Sachstand könne seine Fraktion nicht zustimmen. Seine Frage nach alternativen Anbietern musste Zappe mit einem "Nein" beantworten. Derzeit seien nur zwei auf dem Markt, einer davon habe sich ausschließlich auf größere Städte konzentriert.
Auch Werner Philipp (CDU) sah in den hohen Kosten einen Ablehnungsgrund. "Grundsätzlich stehen wir einem solchen Vorhaben positiv gegenüber, aber nicht zu einem solchen Preis." Man müsse immer die Gesamtsituation des Haushalts im Blick haben. Stefan Seewöster (Fraktionsgemeinschaft WGF/AWL) fragte nach, warum in dem Konzept die Stadtteile nicht eingebunden seien. Dies wäre aber wichtig, da diese bei der Taktung des Öffentlichen Nahverkehrs nicht so gut eingebunden seien. "Die Stadtteile Altwiesloch und Frauenweiler werden in einem zweiten Schritt eingebunden, wir wollen erst in der Stadt selbst loslegen", so Zappe. Für Baiertal und Schatthausen habe man dies wegen der Entfernung und der "Höhenlage" nicht vorgesehen.
Dr. Fritz Zeier (Freie Wähler) stellte die Frage "Wer soll das eigentlich nutzen?" Viele, die bereits jetzt schon auf dem Zweirad unterwegs seien, hätten eigene Fahrräder – und sie könnten bis zur eigenen Haustür damit fahren.
Dr. Gerhard Veits (Bündnis 90/Die Grünen) verwies auf die Tatsache, dass die Busse nur die "zentralen Linien" abdeckten. "In der Gesamtabwägung unterstützen wir das Vorhaben und ja, es kostet viel Geld, aber aus unserer Sicht ist dies eine sinnvolle Ergänzung zum Öffentlichen Nahverkehr und eine Alternative zu Kurzfahrten mit dem Auto."
Vorgeschlagen wurde durch die Bank, sich mit Sponsoren und Unternehmen in Verbindung zu setzen, um von dort eine Übernahme der Kosten für die eine oder andere Station zu erreichen. Dies müsse doch auch im Interesse der Firmen selbst sein. Wegen der vielen offenen Fragen wurde – und dieser Vorschlag kam aus dem Rat selbst – die Vorlage erst einmal zurückgestellt.