St. Leon-Rot. (seb) Das Frustrierende ist die Unsicherheit: In der jüngsten Gemeinderatssitzung hat St. Leon-Rots Bürgermeister Dr. Alexander Eger Kritik am Projekt "Windpark Lußhardt" geübt - weil die geplanten Windkraftanlagen im Wasserschutzgebiet des Wassergewinnungszweckverbands Hardtwald entstehen sollen.
Von Planern und Fachleuten kommen offenbar beruhigende Töne, für Eger ist aber klar, dass niemand sicher wissen kann, ob durch den Bau der Windräder das Grundwasser beeinträchtigt wird. Bei so einem sensiblen Thema müsse man öffentlich über den schlimmst möglichen Fall sprechen, so Eger, und man hätte das gern um einiges früher getan, allerdings stelle die "Grenze" zum Landkreis Karlsruhe für Informationen offenbar ein hohes Hindernis dar.
Konkret geht es um Flächen für Windenergiegewinnung, die von Bad Schönborn und Waghäusel ausgewiesen wurden, zehn Windräder sollen errichtet werden. Gemeinsam mit Angelika Laux, Leiterin des Eigenbetriebs Wasserversorgung, zeigte der Bürgermeister das Gebiet, in dem der Zweckverband das Trinkwasser nicht nur für St. Leon-Rot, sondern auch für Malsch, Mühlhausen und Rauenberg fördert.
Sie schilderten, dass das Grundwasser aus Richtung der im Lußhardt-Wald geplanten Windräder zu den fünf vorhandenen Brunnen fließt. St. Leon-Rot hat überdies Weichen gestellt, um in diesem Bereich einen weiteren Brunnen bohren zu lassen, das Genehmigungsverfahren läuft Eger zufolge bereits ein Jahr länger als das für die Windkraft: "Wir hoffen, es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."
Vier der Windenergieanlagen sind im direkten Einzugsbereich dieses sechsten Brunnens geplant. Für die vorbereitenden Arbeiten hat der Zweckverband bereits 300.000 Euro investiert. 160 Meter hoch sollen die Windräder Eger zufolge werden (eine Rotorspitze mitgezählt macht das 200 Meter). Damit brauchen sie ein tiefes Fundament, Sondierungsbohrungen reichen bis in über 30 Meter Tiefe, dahin, wo das benötigte Grundwasser fließt. Auch möglicherweise auslaufende Betriebsstoffe könnten das Trinkwasser erreichen. Landesrechtlich ist eine Förderung aus der zweiten Grundwasserschicht ausgeschlossen.
Schon diese mögliche Beeinträchtigung sorgte für Unmut im Rat. Darüber hinaus, dass zehn Hektar Wald für die Windräder gerodet werden sollen - Wald, der für die Filterung des Niederschlagswassers eigentlich hochwillkommen wäre: Auch dies also stellt einen "erheblichen Eingriff in den Natur- und Grundwasserhaushalt" dar.
"Laut Antrag für den Windpark sind Eintrübungen des Grundwassers offiziell nicht ausgeschlossen", so Eger, "das ist eine konkrete Gefahr für unsere öffentliche Wasserversorgung." Er erinnerte an die Ängste, die das in Heidelberg und Dossenheim bläulich verfärbte Trinkwasser auch in St. Leon-Rot und Umgebung geweckt hatte - obwohl das hiesige Wasser aus ganz anderen Quellen komme. "Wir zahlen eine Sonderabgabe ans Land, den ’Wasserpfennig’, 180.000 Euro im Jahr, zur Sicherung unseres Grundwasservorkommens, und gleichzeitig setzen die uns zehn Windräder in den Wassergewinnungsbereich."
In seiner Empörung sah sich der Bürgermeister durch den Gemeinderat bestätigt. Für den Wassergewinnungszweckverband hat er den "erheblichen Bedenken" inzwischen auch in Stellungnahmen unter anderem ans Landratsamt Karlsruhe Ausdruck verliehen. Ansonsten aber sah Eger keine Einspruchsmöglichkeiten oder rechtlichen Schritte, die man unternehmen könne.