Zehn Jahre Hospiz Agape: (v.li.) Geschäftsführer Stefan Weisbrod, Vincent Karfus (PZN), Musiker Roland Bless, Carina Schneider (Dietmar-Hopp-Stiftung), Wieslochs OB Dirk Elkemann, Dr. Ingrid Rupp (Dietmar-Hopp-Stiftung), Josef Eisend (Ökumenische Hospizhilfe), Leiterin Christine Ruppert, Hans Klemm (Förderverein) und Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (rö) Dass das Hospiz Agape in Wiesloch eine segensreiche Einrichtung ist, steht außer Zweifel. Und obwohl der Tod hier allgegenwärtig ist, geht es keinesfalls traurig und düster zu. "Wir haben kein Leid hier im Haus, es ist hell und fröhlich, wir haben eine unglaubliche Lebensenergie", sagte Hospiz-Leiterin Christine Ruppert jetzt bei einem Pressegespräch zum zehnjährigen Bestehen des Hospizes. "Das Leitwort ’Der Zeit mehr Leben geben’ ist hier angekommen", erklärte Geschäftsführer Stefan Weisbrod, Bürgermeister von Reilingen. "Die Leute können endlich zu sich selbst kommen", sagte Josef Eisend, Vorsitzender der Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstraße.
Fast 1200 schwerstkranke Menschen sind seit 2008 ins Hospiz Agape gekommen, um hier in Würde zu sterben, wobei auch die Angehörigen immer mitbetreut werden. Manche sind nur einen Tag im Hospiz, andere dagegen mehrere Monate. Im laufenden Jahr liegt die durchschnittliche Verweildauer der "Gäste" bei 28 Tagen. 112 Anfragen stehen 2018 bisher 29 Aufnahmen gegenüber: "Die Gäste melden sich in allen Hospizen in der Region gleichzeitig an, wir sind gut untereinander vernetzt", ist das laut Christine Ruppert nicht unbedingt ein Problem. Oft müsse man sogar zwei, drei Tage warten, bis man einen neuen Menschen im Hospiz aufnehmen könne. Denn, auch das ist klar: "Im Gesetz steht immer noch ambulant vor stationär", das Hospiz ist für schwerstkranke Menschen gedacht, "die sonst keine Alternative haben", nicht etwa als Ersatz fürs Pflegeheim. 95 Prozent der Gäste haben Krebserkrankungen im finalen Stadium, fünf Prozent neurologische Erkrankungen. Betreut werden sie von 15 haupt- und derzeit 14 ehrenamtlichen Mitarbeitern.
"Berührte Seelen haben ..."
"Berührte Seelen haben große Herzen gefunden", beschrieb Stefan Weisbrod die Anfänge des Hospizes. Er lobte die wichtigen Impulse, die von Josef Eisend als "Mann der ersten Stunde" ausgegangen seien, Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab wies auf den großen Einsatz ihres Vorgängers Heinz Merklinger hin, der sich nicht nur "immer für das Hospiz stark gemacht" habe, sondern dessen "enge Freundschaft zu Familie Hopp" auch für die Verwirklichung der Einrichtung gesorgt habe. "Ohne das großherzige Tun des Stifterpaars Annelie und Dietmar Hopp würden wir heute so nicht sein können", erklärte Weisbrod. "Das Hospiz ist wirklich ihre Herzensangelegenheit", bekräftigte Dr. Ulrike Rupp für die Dietmar-Hopp-Stiftung. Bürgermeisterin Staab dankte zudem ihrem Kollegen Weisbrod für "Herzblut und Leidenschaft", mit denen er seit acht Jahren als Geschäftsführer agiere.
Ein ausdrückliches Lob richtete Weisbrod an Landes- und Bundespolitik, der Stellenwert der Hospize habe sich deutlich zum Positiven hin verändert. "Wir hatten in den Anfängen das Brot nicht über Nacht und sind finanziell auf Sicht gefahren", habe man einst mit einem Jahresdefizit von 150 000 Euro begonnen. "Inzwischen haben wir die Zahlen deutlich verringern können", sagte Weisbrod. Die beiden Städte Wiesloch und Walldorf, zusammen mit dem PZN und der Ökumenischen Hospizhilfe Gesellschafter des Hospizes, habe man bislang noch nicht "monetär beanspruchen" müssen. Das Defizit wurde bisher immer vom Förderverein gedeckt, der Gelder über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Benefizveranstaltungen sammelt. "Wir dürfen dieses Jahr 177 000 Euro überweisen", sagte dessen Vorsitzender Hans Klemm, der eine Reihe von Veranstaltungen zum zehnjährigen Bestehen vorstellte (siehe Kasten). Viele Gruppen wollten den Verein mit Aktionen unterstützen, dafür suche man Räume, "die für uns finanzierbar sind", und immer auch Ehrenamtliche, die mithelfen. "Das ist sehr unterstützenswert", sagte Roland Bless, Mitbegründer der Gruppe "Pur", der am 13. Mai in der evangelischen Kirche in Walldorf ein Konzert für den Förderverein geben wird. Er habe selbst zwei nahestehende Menschen im Hospiz verabschieden müssen. "Sterben gehört dazu, aber bitte nicht allein", sagte er.
"... große Herzen gefunden"
Das Hospiz Agape sucht für seine Arbeit "händeringend qualifiziertes Personal, das zur Einrichtung und zum Hospizgedanken passt", so Weisbrod. "Es ist eine unheimliche persönliche Bereicherung, mit Sterbenden zu arbeiten", sagte Christine Ruppert, man bekomme einen völlig anderen Blickwinkel und habe – anders als sonst in der Pflege – "Zeit für den Gast". Trotzdem sagten viele Pflegende, die in der Einrichtung hospitieren, schon nach einem Tag: "Das schaffe ich nicht." Der Gedanke, "dass jeder hier stirbt, auch Menschen, die vielleicht zwei kleine Kinder hinterlassen", sei nicht einfach zu bewältigen. Die Hospiz-Leiterin wünscht sich auch einen FSJler, ab 1. September ist eine Stelle verfügbar.
"Wir sind ganz stolz, diese Einrichtung hier zu haben", sagte Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann. Vincent Karfus, stellvertretender Geschäftsführer des PZN, blickte in die Zukunft: "Wir freuen uns auf die nächsten zehn Jahre." Auch diese werde man in enger Kooperation meistern, "das haben wir bis jetzt noch immer geschafft".