Sie stellen Überraschungspakete zusammen oder bereiten alles für die Abholung der Bücher vor: die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Walldorf Nicole Stanglmeier-Detloff (v.l.), Barbara Grabl (Einrichtungsleiterin) und Diana Gruber. Foto: Pfeifer
Von Hanna-Cosima Gleis
Wiesloch/Walldorf. Sie helfen, Geld zu sparen und trotzdem abwechslungsreich lesen zu können, sie ermöglichen es, zu spielen und Hörbücher zu hören und sind darüber hinaus ein wichtiger sozialer Faktor im Alltag: die beiden Stadtbüchereien in Wiesloch und Walldorf. Deswegen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zwei öffentlichen Bibliotheken trotz der Pandemie Möglichkeiten entwickelt, den Kontakt zu ihren Leserinnen und Lesern zu halten.
"Wir vergeben von Montag bis Freitag Termine im Viertelstundenrhythmus, in denen die Bücher abgeholt und zurückgegeben werden können", berichtet die Leitern der Walldorfer Stadtbibliothek, Barbara Grabl. Der Abholservice bestehe darin, dass die Leserinnen und Leser zum Beispiel per Telefon oder E-Mail Bücher bestellen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann zusammenpacken. "Manche bestellen auch gleich 20 oder 30 Bücher, um sich richtig einzudecken", freut sich Grabl. So werde dieser Service sehr gut angenommen.
Diese Erfahrung kann auch Thomas Michael, Leiter der Stadtbibliothek in Wiesloch, bestätigen: "Die Termine, die wir zum Abholen der Buchtaschen vergeben, sind immer komplett ausgebucht." Dennoch laufe es sehr diszipliniert ab: Die Leserinnen und Leser tragen laut Michael alle Masken und halten den Abstand ein. Zusätzlich zum Abholservice bietet die Wieslocher Bücherei einen Lieferservice an, der sich vor allem an ältere, kranke oder verletzte Menschen richtet, die die Bibliothek nicht so leicht erreichen können.
Besonders beliebt seien neben Büchern auch Brettspiele, bestätigen die beiden Einrichtungsleiter. "Sie bringen den Familien viel gemeinsame und kommunikative Zeit", wie Grabl den Ansturm auf die Spiele erklärt, der sich auch über den ganzen Sommer gehalten habe. Auch bieten beide Bibliotheken die Möglichkeit an, Überraschungspakete zurechtzulegen, wenn sich Leserinnen und Leser nicht für ein bestimmtes Buch oder Medium entscheiden können. Vor allem Eltern seien sehr dankbar für die Möglichkeit, ihren Kindern preiswert eine gute Abwechslung bieten zu können. Generell sind Grabl zufolge überraschend viele Jugendbücher verliehen worden, aber auch die Ausleihe für alle Altersklassen ist in die Höhe geschossen. DVDs hingegen seien weiterhin eher zurückgegangen, da viele Menschen Streamingdienste per Internet zum Ansehen von Filmen und Serien nutzen würden. Trotzdem sei immer über ein Drittel des Bestandes ausgeliehen.
In der Wieslocher Stadtbibliothek sind die Termine zum Abholen der Bücher oft ausgebucht: die Mitarbeiterinnen Monika Feist (v.l.) und Tanja Nahm sowie Leiter Thomas Michael. Foto: PfeiferBei der Abholung ihrer Bücher sind die Leserinnen und Leser auch an persönlichem Kontakt interessiert. Der soziale Aspekt spiele auch zu diesen Zeiten eine wichtige Rolle, wie Grabl betont. "Man tauscht sich ja auch aus, gibt Lesetipps, kommt ins Gespräch und macht sich Mut", erläutert die Leiterin der Walldorfer Stadtbücherei genauer. "Nur leider darf keiner zu uns ins Haus, die Bücher bringen wir an die Tür."
Nicht nur das hat sich in dieser Zeit geändert. Auch die Ausleihfristen werden lockerer gesehen, damit die Medien nicht alle auf einmal abgegeben werden, sobald die Büchereien wieder öffnen können. Dies ist auch in der Wieslocher Bibliothek der Fall, wie Michael erklärt. Zudem ist auch ein anderes Format deutlich angestiegen: "Wir haben viele neue Leser, die sich bei uns E-Books ausleihen." Das würde sich für die meisten Menschen auch lohnen, da der Jahresbeitrag für den Bibliotheksausweis für Erwachsene bei nur zwölf Euro liegt, für Kinder ist er sogar kostenlos. Diese "neue Art der Lektüre" kann laut dem Einrichtungsleiter auch komplett virtuell genutzt werden, da sie über eine Website gebucht werden kann.
Auch wenn es einige Besonderheiten gibt, ist es in beiden Bibliotheken nicht der Fall, dass die Medien desinfiziert werden müssen. Denn Studien haben gezeigt, dass Bücher keine Übertragungsgefahr darstellen. Obwohl die Alternativen gut genutzt werden, vermissen beide Bibliothekare auch etwas. "Uns fehlt das Publikum, ja sogar der Lärm der spielenden und lesenden Kinder", erklärt Michael. Außerdem vermisse er die abgesagten Präsenzveranstaltungen wie zum Beispiel Lesungen. So gebe es derzeit auch keine Klassenführungen mehr, was der Leiter besonders hervorhebt.
Natürlich seien bereits Veranstaltungen für den Sommer geplant – allerdings nur unter Vorbehalt, da es immer noch unsicher sei, ob sie überhaupt stattfinden können.
Einige Veranstaltungen seien aber auch online wie zum Beispiel ein Kurs, der sich dem Medienkompetenztraining für Jugendliche widmet. "Solche Angebote wird es natürlich auch in der Zukunft noch geben", kann sich Michael vorstellen.
Aber auch wenn sie neue Kundinnen und Kunden gewinnen konnten und die Programme gut ankommen, schließt der Bibliothekar mit den Worten: "Wir freuen uns auf die Zeiten, in denen wir unsere Leser wiedersehen können."