Der Ausschuss wählte mit dem Ziel, Naturschutz und Sport möglichst in Einklang zu bringen, einen Kompromiss: Der Verein wird zurückstecken, um zumindest an zwei Wegen einige Fällungen zu vermeiden. Foto: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Schatthausen. Den vom Naturschutzbund (Nabu) befürchteten "Kahlschlag" im Bereich des Hummelbergs in Schatthausen wird es nicht geben. Und der Motorsportclub (MSC), um dessen Gelände es geht, muss nur vergleichsweise geringe Einschränkungen in Kauf nehmen.
"Wir haben uns jetzt nach einer Ortsbegehung auf einen Kompromiss geeinigt", konnte Oberbürgermeister Dirk Elkemann in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am Mittwoch verkünden. Die vereinbarte Lösung sieht vor, zwei Wege in diesem Bereich des Walds für die Nutzung durch Sportler und Spaziergänger zu sperren, um die dort befindlichen Bäume, die eigentlich hätten gefällt werden müssen, stehen zu lassen.
Damit habe man, so Elkemann, den Bedenken des Nabu zumindest teilweise entsprochen, gleichzeitig aber auch die Interessen des MSC Schatthausen berücksichtigt, der dort in verschiedenen Sektionen trainiert und Wettkämpfe austrägt. Es gehe nun darum, diese Regelung im Detail zu vertiefen. "Wir wollen als Stadt und Eigentümer des Walds am Hummelberg Sport und Naturschutz möglichst in Einklang bringen", so der Rathauschef.
Bei einer kurzfristig angesetzten Begehung des Areals, an der Elkemann, Bürgermeister Ludwig Sauer, Christoph Aly (Nabu Wiesloch), der Forstbezirksleiter für den Bereich Kraichgau-Rheintal, Philipp Schweigler, Martin Comos, Vorsitzender des MSC Schatthausen, sowie Monika Stein und Meinrad Singler seitens der Stadtverwaltung teilgenommen hatten, machten sich die Beteiligten ein Bild der Situation vor Ort, um sich dann auf den genannten Kompromiss zu verständigen.
Es ging um ihr Trainingsgelände und damit auch die Zukunft ihres Vereins: Zahlreiche Mitglieder des Motorsportclubs Schatthausen nahmen an der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt teil. Foto: PfeiferDas Bemühen sei gewesen, eine für alle akzeptable Lösung zu finden, so Elkemann: "Bei dem Treffen wurde zunächst durchaus kontrovers diskutiert", räumte der OB ein. "Vielen Menschen liegt dieser Wald am Herzen, aber auch der MSC als Verein präsentierte seine Interessen – er will das Areal weiter nutzen können." Mit der geplanten Sperrung der unteren beiden Wege werde es zwar Einschränkungen für den MSC geben, der obere Weg jedoch könne weiter genutzt werden. In einer Sektion bleibe außerdem eine Weide stehen, in der sich mehrere Nistplätze befänden. Dadurch seien die Aktivitäten des MSC jedoch kaum betroffen.
"Wir haben mit dem MSC einen Verein, der bei internationalen Wettkämpfen immer vorne mit dabei ist – und er ist ein echtes Aushängeschild für Wiesloch", hob Elkemann hervor. Wie wichtig für den Verein das Trainings- und Wettkampfgelände am Hummelberg ist bewies auch die große Zahl von Vereinsmitgliedern, die an der Ausschusssitzung teilnahmen.
Nicht alle hatten Platz im Minnesängersaal des Palatins und mussten im Foyer die Sitzung verfolgen. Foto: Pfeifer"Wir mussten jetzt entscheiden, wie es mittelfristig weitergeht, vor allem im Hinblick auf die Verkehrssicherungspflicht. Dabei geht es um die Sicherheit der Sportler und Spaziergänger", sagte Elkemann. Zuvor hatten Philipp Schweigler aus Sicht des zuständigen Forstbereichs und Meinrad Singler für die Stadt darauf verwiesen, dass viele Bäume am Hummelberg, insbesondere Eschen, stark geschädigt seien. "Wir sind angehalten, Gefahrenpotenziale für Personen auszuschließen", erklärte der Forstbeamte. Daher müssten regelmäßig, zweimal im Jahr, Kontrollgänge in den Wäldern angesetzt werden.
Singler verwies auf die rechtlichen Grundlagen für die Verkehrssicherungspflicht: "Wir können in diesem speziellen Fall, wenn eine Gefährdung durch umstürzende Bäume oder abbrechende Äste besteht, keine Abwägung gegenüber anderen Schutzgütern wie Natur- oder Artenschutz vornehmen. Dies verbietet das Gesetz. Und sollten wir als Stadt die geforderte Sicherheit nicht gewährleisten können, müsste das gesamte Areal gesperrt werden", verwies er auf die Rechtsgrundlage.
Mit der jetzt vereinbarten Vorgehensweise wird in den kommenden Tagen mit der Fällung der gekennzeichneten Bäume begonnen. Stehen bleiben die Bäume, die sich im Bereich der zu sperrenden Wege befinden. "Wir können die Wege erst nach Abschluss der gesamten Rodungsarbeiten schließen, da wir sie noch für den Abtransport des Holzes benötigen." OB Elkemann verwies ebenfalls auf die Gefahrensituation. "Die Wegesperrung muss auf jeden Fall klar erkennbar sein. Wie wir das genau machen werden, wollen wir intern jetzt festlegen. Vielleicht müsste man gar Totenköpfe als Zeichen auf den entsprechenden Hinweisschildern anbringen. Wir als Eigentümer des Walds müssen sorgsam darauf achten, hier unseren Pflichten nachzukommen, um Gefahren zu vermeiden."
Von den Mitgliedern des Ausschusses wurde die Lösung durchweg positiv bewertet. "Es ist zwar bedauerlich, dass ein Streit zwischen Naturschutz und Sportverein entstanden ist. Umso mehr begrüßen wir die jetzt gefundene Lösung", kommentierte Klaus Rothenhöfer (SPD). Er dankte allen Beteiligten, verbunden mit der Hoffnung, dass der Kompromiss einen Beitrag zur "Befriedung" leisten könne. Markus Grimm (CDU) und Fritz Zeier (Freie Wähler) äußerten sich ebenfalls positiv. "Beide Seiten haben sich zurückgenommen", ergänzte Grimm und Zeier verwies auf den "wichtigen Stellenwert" des Naturschutzes. Gabi Lachenauer (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte sich ebenfalls erfreut. Es gehe nun darum, gemeinsam an den gesteckten Zielen zu arbeiten.