Die Querdenker-Demo am Montagabend auf dem Marktplatz. Foto: Helmut Pfeifer
Walldorf. (tt) Weil aus Sicht des Netzwerks "Solidarisch durch die Krise" die Einhaltung von Corona-Auflagen – wie zum Beispiel der Maskenpflicht – bei den Querdenker-Demonstrationen auf der Walldorfer Drehscheibe nicht ausreichend kontrolliert werden, hatten sich die Mitglieder in der letzten Woche mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Auch Bürgermeisterin Christiane Staab hatte daraufhin an die Versammlungsbehörde appelliert, bei den Demos stärker zu kontrollieren. Um die Einhaltung der Auflagen besser überprüfen zu können, fand die Kundgebung am Montagabend nicht mehr auf der Drehscheibe, sondern auf dem Marktplatz statt. Die Polizei war mit Beamten des Kommunikationsteams, des Polizeireviers Wiesloch und des Einsatzzuges Heidelberg vor Ort und kontrollierte die Einhaltung der Maskenpflicht, die vom Rhein-Neckar-Kreis für den Versammlungsort vorgeschrieben worden war.
Die Gegendemo des Netzwerks, zu dem Angehörige der evangelischen Kirchengemeinde, Mitglieder von FDP, Grünen und SPD, der Vereinigung der "Verfolgten des Naziregimes" und der "Antifa" gehören, fand hingegen mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder an der evangelischen Kirche statt. Dafür lief an der Fassade der katholischen Kirche eine Präsentation des Netzwerks mit Botschaften an die Querdenker wie "Wissenschaft statt Youtube-Schwurbel" und "Nachdenken statt Querdenken".
Vor allem zu Beginn der Versammlung war immer wieder zu beobachten, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Polizisten über die Maskenpflicht diskutierten. Insgesamt verzeichnete die Polizei am Montagabend laut einem Sprecher 15 Verstöße. Da jeder über die Maskenpflicht informiert sei, habe es keine Toleranz für die Maskenverweigerer gegeben: "Wir haben entsprechende Anzeigen aufgenommen." Einige der Masken-Verweigerer hätten die Veranstaltung verlassen, einige andere hätten sich der Pflicht gefügt.
Der Sprecher kündigte an: "Wir werden alle vorgelegten Befreiungen von der Maskenpflicht überprüfen." Denn gegen Ärzte, die solche Atteste pauschal ausstellten, werde ermittelt. "Derzeit laufen im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim zwei Ermittlungen", so der Sprecher. Auch gegen denjenigen, der eine Befreiung vorlege, werde nach einem Anfangsverdacht ermittelt.
Stefan Becker, Leiter des Kreisordnungsamtes, war ebenfalls vor Ort und erklärte, warum die Demonstration auf den Marktplatz verlegt wurde: "Auf der Drehscheibe war es zu eng wegen der Buden und Weihnachtsbäume." Bei der Demonstration am Montag hätte sich das Gros der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Maskenpflicht gehalten, nur in Einzelfällen wurden Personen weggeschickt. Grundsätzlich gilt aber: "In der Fußgängerzone herrscht laut Landesverordnung Maskenpflicht, auch über das Versammlungsrecht hinaus", so Becker. Ob eine Rückkehr zur Drehscheibe in Frage komme, müsse man entscheiden, wenn Buden und Bäume wieder abgebaut seien. "Letztendlich müssen wir von Fall zu Fall entscheiden."
"Ich bin froh, dass wir mit dem Marktplatz einen Platz gefunden haben, auf dem eine solche Demo gut zu handhaben ist", sagte die Bürgermeisterin. Dort ließen sich die Auflagen einfacher durchsetzen. "Ich habe mich gefreut, dass unsere Sorgen ernst genommen wurden und bedanke mich dafür ausdrücklich", so Staab. Sie beobachte die Querdenker-Demonstrationen fast jedes Mal: "Es wurde von Woche zu Woche schwieriger, vor allem, weil sich demonstrativ über alle Auflagen hinweggesetzt wurde", erklärte sie. So hätten sich Teilnehmer umarmt oder die Hand gegeben. "Demonstrieren ist in Ordnung, aber da ging es nur noch ums Provozieren", beobachtete Staab. Dafür sei das Thema aber zu ernst.
Die hohe Polizeipräsenz kam bei den Veranstaltern der Demo weniger gut an: Man sei nur ausnahmsweise auf dem Marktplatz, die Polizeibeamten "mehr als wir". Das sei "voll lächerlich", so einer der Redner. Auf der Bühne wurden Weihnachtslieder gespielt, es gab Punsch und die Querdenker hatten auch einen Nikolaus organisiert, der Geschenke an Kinder verteilte. Die Vorträge der drei Querdenker-Redner blieben dieses Mal nicht unwidersprochen, weil der 20-jährige Leon und die 15-jährige Florentine das Wort ergriffen: "Die Maske schützt uns alle", sagte Leon und verwies insbesondere auf ältere Menschen wie seine Großeltern. Er habe kein Verständnis dafür, was auf der Demo gefordert werde.