Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Im Mai 2018 äußerte sich Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann mit einem "Wir ziehen das so schnell wie möglich durch" zum Vorhaben von "Radsport Peter Brand", gegenüber dem Florapark und vis-à-vis des Friedhofs neu zu bauen. "Heute schaut es so aus, dass wir hoffen, im März des kommenden Jahres in unser neues Domizil einziehen zu können", so Nastassja Brand, die die Geschäftsführung vor rund zwei Jahren von ihrem Vater Peter übernommen hat. Sollte die Witterung mitspielen, könnte bereits in ein paar Wochen der erste Spatenstich erfolgen.
Der Gemeinderat hatte vor knapp drei Jahren einstimmig für das Vorhaben gestimmt. Somit konnte die Aufstellung eines Bebauungsplans und parallel dazu die Änderung des Flächennutzungsplans angegangen werden. Beides war notwendig, weil das Gelände bislang im Außenbereich und als Grünfläche ausgewiesen ist. Auch die Vertragsverhandlungen zur Übernahme der Planungskosten und zur Veräußerung des Grundstücks, das der Stadt gehört, wurden aufgenommen.
"Wir platzen aus allen Nähten, schon seit längerer Zeit", begründete die junge Unternehmerin die Entscheidung, sich zu vergrößern. Bereits vor einigen Jahren ging man auf Grundstückssuche und fand ein Areal, das den Ansprüchen entsprach. Dennoch ging es nicht unbedingt schnell voran.
"Das hatte gleich mehrere Gründe" berichtete Nastassja Brand. Zunächst wurde das architektonische Konzept verändert. Ursprünglich war vorgesehen, ein "markantes Gebäude in ovaler Form" zu errichten. "Wir haben uns aber davon verabschiedet, denn die Realisierung wäre uns zu teuer gekommen", blickte Brand zurück. Es wurde ein neuer Architekt beauftragt und das jetzige Konzept sieht vor, ein Gebäude zu errichten, das funktional und den Anforderungen von "Radsport Peter Brand" entspricht. Im ersten Entwurf waren im oberen Geschossbereich zunächst noch Büroräume und Arztpraxen vorgesehen, davon hat man später Abstand genommen.
Die Zusammenarbeit mit der Stadt und hier speziell mit dem Fachbereich "Stadtentwicklung und Baurecht" sei "hervorragend" gewesen: "Wir wurden in allen Belangen toll unterstützt und man hat sich bemüht, das angestrebte Zeitfenster einzuhalten. Das ist gelungen", lobte Brand. Jedoch habe es auch Hemmnisse gegeben. So sei gefordert worden, bestimmte Umweltstandards an dem neuen Gebäude mit einzuplanen. "Als Beispiel ist dann von der Fraktion der Grünen das Fraunhofer Institut in Freiburg genannt worden, ein in der Bundesrepublik einmaliges Konstrukt. Das konnten wir natürlich nicht erfüllen".
"Uns geht es jetzt vor allem darum, in all unseren Bereichen mehr Platz zur Verfügung zu haben", so Brand. Die Werkstattfläche wird verdreifacht und der Verkaufsraum, derzeit knapp 200 Quadratmeter, soll auf rund 1000 Quadratmeter anwachsen. Außerdem soll nach dem erfolgten Umzug das Mitarbeiterteam aufgestockt werden. "Wir haben derzeit vier Vollzeitkräfte und haben vor, auf vielleicht acht zu erhöhen", kündigte sie an. Gerade in der Werkstatt sei es im Vorjahr, im Frühling und Sommer, zu langen Wartezeiten gekommen. "Da hatten wir einen hohen Andrang, denn viele konnten wegen der Pandemie nicht in Urlaub fahren und haben ihre Räder auf Vordermann bringen lassen – oder sich gleich ein Neues angeschafft."
In diesen Tagen hält laut Brand der Boom unvermindert an: "Wenn es nun bald wärmer wird, erwarten wir einen erneuten Ansturm." Der wird schwer zu bewältigen sein, ist doch das Geschäft wegen der Lockdown-Verordnung nach wie vor geschlossen. "Aber wir haben uns was einfallen lassen. Wir wollen keinen ,Andrang’ direkt vor unserem Geschäft in der Albert-Schweitzer-Straße. Daher haben wir entschieden, all jenen, die sich für den Kauf eines Fahrrads entschließen, direkt vor deren Haustür ein Angebot zu unterbreiten." Nach telefonischer Rücksprache bringe man ein bis zwei Räder vorbei. Zumeist stehe eine kleine Probefahrt an, ehe eine Kaufentscheidung fällt. "Oder wir bringen etwas später eine Alternative vorbei", sagte Brand.
Es gibt jedoch auch Wermutstropfen. "Die Hersteller haben seit Längerem Probleme, zeitgerecht zu liefern." Dies bedeute für alle Interessenten längere Wartezeiten. Hinzu komme, dass sich die Kosten für den Transport aus fernen Regionen fast um das Fünffache erhöht hätten. "Im Sommer des Vorjahres mussten unsere Kunden lange auf Termine, insbesondere in der Werkstatt, warten, da bestimmte Ersatzteile lange unterwegs waren und wir zudem vor Ort nicht die räumlichen Kapazitäten hatten."
Brand hofft mit dem Neubau und der Eröffnung im März 2022 auf eine kräftige Verbesserung der Situation, außerdem auf ein baldiges Ende der derzeitigen Einschränkungen. "Jetzt geht es endlich los", freut sich Brand. Das derzeitige Geschäft, das Peter Brand 1980 in Wiesloch eröffnete hatte, soll dann, so der derzeitige Stand, vermietet werden.
Umweltstandards am geplanten Neubau von "Radsport Brand" - Geschäftsführerin widerspricht
Wiesloch. (hds) Bezüglich des Berichts über den geplanten Neubau von "Radsport Brand" (RNZ vom 20. Februar) hat der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Gerhard Veits, um Richtigstellung gebeten. Er bezieht sich auf folgende Aussage von Geschäftsführerin Nastassja Brand zu Umweltstandards am Gebäude: "Als Beispiel ist dann von der Fraktion der Grünen das Fraunhofer Institut in Freiburg genannt worden, ein in der Bundesrepublik einmaliges Konstrukt. Das konnten wir natürlich nicht erfüllen."
Diese Behauptung sei falsch, betont Gerhard Veits. Keiner aus seiner Fraktion kenne dieses Gebäude oder habe es in irgendeiner Beratung auch nur erwähnt. "Frau Brand muss keine in der Bundesrepublik einmaligen Anforderungen erfüllen, sondern die energetischen Standards in der Bauleitplanung der Stadt Wiesloch einhalten. Konkret heißt das, dass ein Energiekonzept vorgelegt, der höhere Gebäudestandard KFW 55 eingehalten und eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden muss. Damit soll das Gebäude mehr Energie erzeugen, als Endenergie verbraucht wird. Das hat meine Fraktion von Beginn an gefordert."
Nastassja Brand erwiderte auf RNZ-Nachfrage, sie sei von einem Mitglied der Grünen-Fraktion im Geschäft selbst angesprochen worden und auf die geforderten Umweltstandards hingewiesen worden. "Wir haben stets versucht, soweit es wirtschaftlich machbar war, Umweltstandards in unsere Planungen mit aufzunehmen", erklärte sie. Dies sei von Anfang an geschehen.
Update: Dienstag, 23. Februar 2021, 18.10 Uhr