Wiesloch. (hds) "Es ist doch noch Zeit", jener Spruch, aufgeschnappt beim diesjährigen Weihnachtsmarkt in Wiesloch, charakterisiert das Kaufverhalten doch vieler Menschen in den Tagen vor Heiligabend. Im Einzelhandel der Weinstadt blickt man deshalb optimistisch auf die verbleibenden Tage bis zum Fest.
Uwe Dörner, der Vorsitzende des Vereins Stadtmarketing, sieht gar noch eine Art "Endspurt" und somit Hoffnungen für den Einzelhandel. "Wir haben noch einen Samstag vor uns und sowohl am Montag als auch am 24. Dezember selbst, dem Dienstag, erwarten wir noch ein Anziehen beim Kaufverhalten", gibt er sich zuversichtlich.
In den Geschäften in der Innenstadt sind unterschiedliche Tendenzen zu beobachten. Wärmende Kleidung, dicke Mützen und gefütterte Schuhe erweisen sich in diesen Tagen noch als Ladenhüter und beim Blick auf die Wetterprognosen besteht kaum Anlass, dass sich dies in den kommenden Tagen entscheidend verändern wird. Zweistellige Temperaturen werden wohl eher die Regel sein und die Hoffnung auf klirrende Kälte oder gar Schnee hat sich längst in Luft aufgelöst.
Daher richten sich die Blicke eher auf jene Dinge, die laut Statistik bereits seit Jahren auf der Prioritätenliste ganz oben stehen: Parfüm und Schmuck sowie liebenswerte Accessoires für Haus und Wohnung, auch das eine oder andere alkoholische Getränk erweist sich als Präsent auf den letzten Drücker. Bei einer sicherlich nicht repräsentativen Umfrage in Geschäften der Innenstadt wurde dies bestätigt.
"Wir haben jetzt doch ganz ordentlich zu tun", so die Aussagen in zwei Geschäften, in denen guter Duft angeboten wird. Aber auch hier stellt man sich auf stürmische Tage am 23. und 24. Dezember ein, ist es doch oftmals das starke Geschlecht, das sich in letzter Minute aufmacht, das geeignete Geschenk zu besorgen. Sehr zur Freude des lokalen Einzelhandels übrigens, denn dann ist kaum noch Zeit, sich über den Online-Handel zu bedienen.
Für Uwe Dörner sind die letzten Tage von entscheidender Bedeutung. "Bereits jetzt eine Bilanz für das Weihnachtsgeschäft zu ziehen, halte ich für verfrüht." Speziell auf seine Buchhandlung bezogen blickt er ebenfalls auf die "beiden letzten Tage". Da werde sicherlich noch einiges los sein.
Im Bereich "Feinkost" gibt es derzeit in der Weinstadt durchweg zufriedene Mienen, auch die "Selbstbeschenker" sind unterwegs, speziell bei Brillen oder einer neuen Uhr. In der Gastronomie herrscht in diesen Tagen ebenfalls Zuversicht, so sind in einzelnen Restaurants die Tische an den Feiertagen bereit ausgebucht.
Das Fazit: Alle haben sich auf einen ertragreichen Endspurt eingestellt und abgerechnet, so Dörner, wird eh erst nach den Feiertagen.
Auch der Weihnachtsmarkt geht in die letzte Runde. Rundum Zufriedenheit herrscht bei den Budenbetreibern, und dies trotz des stürmischen und regnerischen Wetters in der Vorwoche. Dreieinhalb Wochen lang – bis zum 22. Dezember – kann dort eingekauft, Glühwein verkostet oder gespeist werden. "Unser Konzept, das wir jetzt seit über zehn Jahren umgesetzt haben, hat sich mal wieder als erfolgreich erwiesen", erklärte Michael Maier, der Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing.
Der Weihnachtsmarkt habe sich immer mehr zu einem Kommunikationstreffpunkt entwickelt, und mit der längeren Laufzeit wolle man zudem dem örtlichen Einzelhandel unter die Arme greifen. "Denn so mancher schaut sicherlich auch vor dem Besuch an den Ständen in dem einen oder anderen Geschäft vorbei", so Maier.
Die Umgestaltung auf dem Marktplatz habe sich bewährt und die Rückmeldungen der Budenbetreiber seien durchweg positiv gewesen. So beispielsweise bei der Crêperie Trost-Stier. "Ich bin schon seit 35 Jahren hier auf dem Weihnachtsmarkt", so der in Wiesloch aufgewachsene und jetzt in Eschelbach wohnende Achim Stier, der bereits im Alter von 16 Jahren mit dem Moped unterwegs war, um bei seinen künftigen Schwiegereltern am Weihnachtsmarkt auszuhelfen. "Wir sind zufrieden, auch wenn es mir selbst in diesen Tagen zu warm ist", meinte er.
Mit einem positiven Fazit geht auch Monika Heissler-Pflug aus Mühlhausen in die letzten Tage. Seit vier Jahren ist sie, diesmal mit gleich zwei Buden, Stammgast in Wiesloch. "Uns gefällt es hier", betonte sie.
Der Regen in der Vorwoche führte dazu, dass das geplante Eisstockschießen kurzfristig abgesagt werden musste, ansonsten lief alles wie am Schnürchen. Im Zelt selbst traten die unterschiedlichsten Gruppen auf, draußen versorgten sich die Besucher mit Glühwein oder auch dem einen oder anderen Kaltgetränk, Dampfnudeln, Wildbratwurst, Garnelen im Kartoffelbett und auch Ausgefallenes wie ein spezielles Herrengedeck (Wodka mit Brot, Butter und Kaviar) fanden ihre Liebhaber. Im Märchenzelt der Bürgerstiftung in der Pfarrgasse herrschte reges Treiben und für die kommenden Tage ist allenthalben Optimismus angesagt. "Hauptsache, es bleibt trocken", so der Wunsch aller.
OB Dirk Elkemann äußerte sich ebenfalls positiv zum bisherigen Verlauf. "Ich habe ja an meinem Fenster im ersten Stock des Rathauses eine Art Logenplatz und konnte das emsige Treiben auf dem Marktplatz immer bestens beobachten. Und da war stets viel los." Heute steht ab 18 Uhr der Auftritt des Blechblas-Ensembles der Musikschule im Event-Zelt auf dem Programm und am Freitag geben sich die "Nachtigallen" ab 17.30 Uhr die Ehre.