Laut der aktuellen Corona-Verordnung dürfen nur zwei Sportlerinnen und Sportler in einer Halle Tennis spielen. Dabei beachtet die Regelung nicht, wie groß die Halle ist und wie viele Plätze sie eigentlich hat. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Wiesloch. "Wir können die neue Verordnung einfach nicht nachvollziehen", erklärt Jörg Flender, Vereinsvorsitzender des Tennisclubs (TC) Rot-Weiß Wiesloch. Denn seit den geltenden Corona-Beschränkungen Anfang November dürfen nicht mehr als zwei Personen in einer Tennishalle spielen – unabhängig davon, wie groß die Halle ist und wie viele Plätze sie hat. "Wir haben das Gefühl, dass das Land nach dem Rasenmäherprinzip vorgeht, anstatt sich – zumindest bei diesem Sport – Gedanken um eine sinnvolle und differenzierte Lösung zu machen", so der Vorsitzende weiter. Schließlich sei Tennis ein breitflächiger Sport, der im Einzelspiel mit sehr viel Distanz ausgeübt werden kann.
1904 wurde der Tennisclub Wiesloch gegründet, gegenwärtig hat er rund 400 Mitglieder. Geplant ist laut Flender derzeit eigentlich eine Generalsanierung der Halle, die etwa eine Million Euro kostet. Dabei sollen unter anderem das Dach erneuert und eine Fotovoltaikanlage errichtet werden. Auch Hallenboden, Sanitäranlagen sowie Heizung und Wärmepumpe sollen saniert werden.
Die Halle des TC ist rund 2000 Quadratmeter groß und verfügt über drei Plätze. Jedem Spieler und jeder Spielerin stehen hier rund 300 Quadratmeter zur Verfügung – weitaus mehr als jedes normale Geschäft mit einem guten Hygienekonzept bieten kann. Eigentlich war in der Landesverordnung vorgesehen, dass zwei Sportlerinnen und Sportler pro Platz im Einzelspiel gegeneinander antreten dürfen. Jetzt wurde die Verordnung nochmals verschärft: Insgesamt nur noch zwei Personen dürfen in einer Halle sein.
"Wir haben uns dazu entschlossen, die Halle dennoch für den Spielbetrieb offenzulassen", erläutert Flender, obwohl sich das in wirtschaftlicher Hinsicht nicht rentiere. Zu groß seien im Gegenzug die Kosten für Strom und Heizung, die für zwei Personen vollumfänglich zur Verfügung stehen müssen. Insgesamt 10.000 Euro pro Monat macht der TC Wiesloch Flender zufolge wegen dieser Maßnahmen Verlust. Noch sei das tragbar – sollte sich der Lockdown aber bis in den Februar oder März nächsten Jahres ziehen, könnte es schwierig werden.
Ab Dezember soll sich der Badische Sportbund für eine Lockerung der Verordnung bei bestimmten Sportarten einsetzen. Mit den auf hohem Niveau stagnierenden Infektionszahlen schwindet beim TC allerdings die Hoffnung, dass die Beschränkungen noch dieses Jahr entschärft werden.
Weiterhin unverständlich für den Tennisclub ist, dass Schülerinnen und Schüler gemeinsam Schulsport betreiben, die gleichen Kinder dann aber nachmittags nicht zusammen in den Vereinen trainieren dürfen. Beim TC befinden sich rund 200 Kinder im Tennistraining, durch die Verordnung liegt das momentan auf Eis. Außerdem ist der Vereinsvorsitzende der Auffassung, dass eine Ansteckung bei diesem Sport so gut wie ausgeschlossen ist, da Nähe und unmittelbare Kontaktdauer für mögliche Infektionen ausschlaggebend seien.
Wer derzeit Tennis spielen möchte, muss sich – wie bei anderen Vereinen auch – online anmelden. Abonnements, die eine beliebige Hallennutzung beinhalten, wurden ausgesetzt, das Geld dafür wird am Ende der Saison anteilig vom Verein zurückerstattet. In der Halle herrscht Maskenpflicht, beim Spielen nicht. "Wir hoffen, dass das Land ein wenig Einsicht zeigt und zumindest beim Kindertraining entgegenkommt", so Flender.