Bis vor Kurzem waren die Arbeiten noch in vollem Gange: Die Räume des Jugendzentrums in Wiesloch bekommen nach einigen Jahren einen neuen Anstrich. Die Jugendliche Gina packte unter anderem gemeinsam mit Sozialpädagogin Annika Mangold an. Foto: Sophia Stoye
Von Sophia Stoye
Wiesloch. Neue Lampen im Industrie-Stil, pastellgrüne statt rote Wände und moderne Möbel – seit einigen Jahren wurde das Jugendzentrum in Wiesloch nicht mehr renoviert, nun haben die Jugendlichen ihren Aufenthaltsraum gemeinsam umgestaltet.
Durch die Sommerferien hatte das Jugendzentrum fast den ganzen August geschlossen, vielen habe das gefehlt. "Deswegen war es wichtig, dass wir erst den Aufenthaltsraum fertig machen, der Rest wird dann nach und nach renoviert", berichtet Annika Mangold. Neben dem hauptsächlichen Raum für die Jugendlichen wurden zwei weitere im Obergeschoss renoviert, der Flur und die Toiletten stehen noch an.Seit Juni arbeitet die studierte Sozialpädagogin am Wieslocher Jugendzentrum, Antriebskraft für die Renovierung war vor allem sie. "Als ich hier angefangen habe, war alles nicht so modern und passend. Da das letzte Mal vor zehn bis 15 Jahren renoviert wurde und in den Sommermonaten sowieso Zeit dafür war, hat alles gut gepasst", so Mangold. Schließlich sei das Jugendzentrum auch für die Jugendlichen, da würde ein moderner Aufenthaltsraum passen.
Die Wände wurden gestrichen, neue Möbel organisiert und eine Kiste eingerichtet, in der jeder seine Wünsche für das neue Zimmer werfen durfte. Ganz vorn: ein Boxautomat. "Den Antrag habe ich schon gestellt, aber das ist natürlich eine teure Anschaffung", so Mangold schmunzelnd. Zudem soll eine große Tafelwand den Raum schmücken, auf der aktuelle Angebote oder die besten Sprüche der Jugendlichen festgehalten werden. Viele der Möbel wurden zu einem günstigen Preis übers Internet erworben oder gespendet. So habe ein ehemaliger Arbeitskollege Mangolds zwei Holzplatten aus Fichtenholz gebracht, die eine große Tafel für die Jugendlichen werden sollen. Andere haben zwei neue Sessel aus Leder für einen geringen Preis verkauft oder ein Sofa gegen Abholung verschenkt.
Zunächst schliffen die Jugendlichen alle Wände, vor allem die 17-jährige Gina war als einziges Mädchen unter den Jugendlichen besonders fleißig. Während die Jungs alle mit einer Maschine schliffen, machte sie das mit der Hand. Insgesamt halfen fünf Jugendliche mit, am Anfang seien es mehr gewesen, allerdings seien ein paar schnell weg gewesen. "Das hat aber gereicht, so viel Platz und Geräte haben wir auch nicht. Das war optimal so", meint Mangold. Danach strichen Auszubildende eines Malerbetriebs des Internationalen Bundes (IB) den Raum. Denn als freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit ist der IB auch für das Wieslocher Jugendzentrum verantwortlich.
Damit musste für die Renovierung niemand von außen beauftragt werden, "das ist praktisch, die Auszubildenden können hier üben und wir haben auch was davon", erzählt die Sozialpädagogin mit einem Augenzwinkern. Außerdem war es ihr wichtig, die Renovierungsarbeiten gemeinsam mit den Jugendlichen in Angriff zu nehmen. "Ein großer Teil der sozialen Arbeit ist die Partizipation. Das ist wichtig, damit die Jugendlichen auch zu schätzen wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt."
Damit die Wände nicht so leer bleiben, soll im September ein offenes Atelier stattfinden: Aufgebaut als Wettbewerb mit einem kleinen Preis können die Jugendlichen mit Hilfe von vielen unterschiedlichen Materialen Bilder malen – die besten werden an die Wand gehängt.
Den gesamten August hatte das Jugendzentrum wegen der Renovierungsarbeiten geschlossen, am heutigen Montag soll die Eröffnung des neuen Raumes stattfinden. Dazu kommen vermehrt außerordentliche Veranstaltungen wie beispielsweise Kanu fahren. "Die Nachfrage für unsere Veranstaltungen und unseren normalen Betrieb ist sehr hoch. Da wäre es gut, wenn wir noch ein paar Ehrenamtliche oder Honorarkräfte hätten", berichtet die Sozialpädagogin. Momentan ist sie nämlich die Hauptverantwortliche für die Wieslocher Einrichtung. Für die Jugendlichen könnte das Jugendzentrum jeden Tag mehrere Stunden offen haben, allerdings sei das alleine nicht zu stemmen. Auch wenn es deswegen nur dreimal die Woche geöffnet hat, ist Gina froh, wenn das Jugendzentrum am heutigen Montag wieder aufmacht: "Das hat uns im letzten Monat schon sehr gefehlt."
Info: Öffnungszeiten montags, mittwochs und donnerstags, 16 bis 19 Uhr, Hauptstraße 146. Informationen oder Fragen unter Telefon 0 62 22/3 07 14 77.