Am besten bei einer Tasse Tee genießen
Wiesloch. (pen) Als "Höhepunkt des Jahres" hatte Wolfgang Meny die Veranstaltung angekündigt und damit nicht zu viel versprochen. Für die Besucher war der Abend mit den Neuerscheinungen des Bücherherbstes in der "Buchhandlung Eulenspiegel" kurzweilig, unterhaltsam und informativ. Meny stellte gemeinsam mit seinen Kolleginnen Carola Budéus und Sylke Gebhardt Bücher vor, die ihnen besonders am Herzen liegen und denen sie möglichst viele Leser wünschen. Ein Ziel, das an diesem Abend sicherlich erreicht wurde, denn zu der Buchvorstellung, die auf zwei Termine gelegt wurde, waren viele Interessierte gekommen. "Wir hatten in diesem Jahr so viele Anmeldungen, dass wir auch noch einen dritten Abend hätten füllen können", so der Buchhändler.
Die 15 Bücher, die vorgestellt wurden, sind Neuerscheinungen aus 15 unterschiedlichen Verlagen. Das Lieblingsbuch von Wolfgang Meny ist der Roman "Underground Railroad" von Colson Whitehead, der mit dem National Book Award und dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Die Handlung spielt in den USA im Jahr 1850 und hat einen historischen Kern: Er zeigt das weitgespannte Hilfsnetzwerk, "Underground Railroad" genannt, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts Sklaven half, in Staaten Zuflucht zu finden, in denen sie als Freie leben konnten.
"Das Genie" hat die Buchhändlerin Sylke Gebhardt in den Bann gezogen. Autor Klaus Zehrer schildert in seinem Buch die unglaubliche Lebensgeschichte von William James Sidis, der als Genie, Rebell und Visionär seiner Zeit weit voraus war. Bereits als Elfjähriger wird er von der amerikanischen Presse als "Wunderjunge von Harvard" gefeiert.
Sein Vater Boris, ein bekannter Psychologe mit dem brennenden Ehrgeiz, die Welt durch Bildung zu verbessern, triumphiert. Er hat William von Geburt an mit einem speziellen Lernprogramm trainiert. Durch Anwendung der Sidis-Methode könnten alle Kinder die gleichen Fähigkeiten entwickeln wie sein Sohn, behauptet er. Doch als William erwachsen wird, bricht er mit seinen Eltern und seiner Vergangenheit. Er weigert sich, seine Intelligenz einer Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, die von Ausbeutung, Profitsucht und Militärgewalt beherrscht wird. Stattdessen versucht er, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten - mit aller Konsequenz.
Ein irischer Dorfpolizist steht im Mittelpunkt des gleichnamigen Romans von Graham Norton, den Carola Budéus vorstellte. Sergeant PJ Collins ist dick und gerät schnell ins Schwitzen und aus der Puste. Zum Glück hat er in dem verschlafenen Dorf Duneen nicht viel zu tun. Das ändert sich, als bei Schachtarbeiten menschliche Überreste gefunden werden. Im Dorf ahnen alle gleich, wessen Knochen das sein müssen: Tommy Burke, verschwunden vor 20 Jahren, genau an dem Tag, an dem sich seine Verlobte und seine Geliebte auf dem Marktplatz prügelten. PJ macht sich an die Aufklärung des Falls. "Dieses Buch mit seinen wunderbaren Figuren, dem trockenen irischen Humor genießt man am besten bei einer Tasse Tee", schlägt die Buchhändlerin vor.
Viel guten Lesestoff gibt es also in diesem Bücherherbst und nicht nur die Abenteuer des irischen Dorfpolizisten lassen sich bei einer Tasse Tee auf der Couch genießen.