Liest man "Sierp" rückwärts, ergibt das "Preis". Also hat Martin Sierp seinen Sohn "Leo" genannt. Das liest sich dann "Ölpreis", so der stolze Vater. Foto: Pfeifer
Von Armin Rößler
Walldorf. "Dieses Programm hat ja keine Message", stellt Martin Sierp ganz am Ende fest, er wolle "einfach Quatsch machen", erklärt er. Dagegen ist prinzipiell auch nichts einzuwenden: Doch leider ist "The Talking Dad" (wer den Titel nicht versteht, schaut zu wenig Zombie-Serien) zwar ein wirklich sympathischer Kerl, aber nicht originell und witzig genug, um mit seinem Programm beim Walldorfer Zeltspektakel so richtig begeistern zu können.
Sierp - "das ist kein Name, das ist ein Geräusch, die Leute antworten ’Gesundheit’" -, der eigentlich von der Zauberei her kommt, verbindet Comedy mit Zaubertricks, hat dabei aber noch keine restlos überzeugende Mischung gefunden. Dafür zünden zu wenige seiner Gags, muss er zu viel auf Kosten unfreiwillig mitwirkender Zuschauer ausgleichen.
"Ein Hexenkessel", begrüßt er das nur halb gefüllte Zirkuszelt und liefert gleich die Erklärung für den ungewohnt schwachen Besuch ab: "Wir lassen nur die schönsten Menschen aus Walldorf und Umgebung rein." Der Berliner Komiker freut sich trotzdem "tierisch drauf", erstmals in einer Zirkusmanege zu stehen. Im Programm soll es dann vor allem um den Familienvater Sierp und seine Erfahrungen mit zwei pubertierenden Söhnen gehen.
"Bei uns zuhause gibt es die Erziehungsmethode der konsequenten Vernachlässigung", sagt er und erklärt das nur halbwegs schlüssig mit einer Pflanze, die man weder zu viel noch zu wenig gießen darf. Immerhin: Der Tipp, wie man durch reichlich uncharmantes Verhalten beim Elternabend garantiert in kein Amt gewählt wird, dürfte mit Sicherheit funktionieren. Bleibt die Frage, ob sich jemand traut, ihn anzuwenden.
Und, liebe Teenager bitte mal kurz weglesen, auch der Ratschlag, Süßigkeiten im Kühlschrank in einer Tüte Blattspinat zu verstecken, hat was. Danke dafür.
Weniger lustig sind dann Plattitüden à la "In 18 Jahren Ehe habe ich gelernt, dass es nichts bringt, zu diskutieren" oder die WhatsApp-Gruppe für notleidende Väter. Das bügelt Sierp mit brillanter Ortskenntnis aber zum Teil wieder aus: "Hier in Walldorf habt ihr ja eigentlich alles erfunden", staunt er und zählt auf: "Waldorfschule, Waldorfsalat, Waldorf Astoria, SAP ..."
Und dann muss das Publikum herhalten, um den Abend zu retten: Rüdiger darf Kekse in Tierform essen, Sierp erkennt die Tiere frei nach "Wetten, dass ..." am Kaugeräusch - oder eben auch nicht. Wolfgang springt als "Notar" ein, um zu bezeugen, dass der Komiker den Text eines Buchs auswendig gelernt hat. Und Jürgen und Julia helfen bei den komplizierten Rechenaufgaben (ja, 25 durch 5 macht 14) und dem Zauberwürfel.
Das ist, Stichwort "zaubern", dank Sierps kleiner magischer Einlagen tatsächlich origineller als die meisten seiner Kalauer. Wenn dann am Ende Dorothea und Tim in der Manege stehen, im echten Leben seit 22 Jahren verheiratet, und jetzt dank Bauchredner Sierp ihre Trauung nachspielen, hat man das zwar so ähnlich schon gesehen, lustig ist es trotzdem.
Via Skype-Schaltung gesellt sich mit dem "Fürsten der Finsternis" Sierps Trademark-Figur zum Geschehen in der Manege. Der lispelnde Vampir hat ebenfalls einen Erziehungstipp: "Gebt euren Kindern Knoblauch zu essen, dann findet ihr sie auch im Dunkeln." Dann pflanzt er den Zuschauern suggestiv einen Filmtitel in den Kopf, der in der Pause niedergeschrieben werden muss - natürlich zieht die Glücksfee aus dem Publikum mit "Titanic" den richtigen Zettel aus der Box. Dafür hat Zauberer Sierp dann schon gesorgt.