Walldorf

Stephan "Sten" Krauss trat live im Café Art auf

Es war die erste Präsenzveranstaltung im Walldorfer Café nach einem viel zu langen Lockdown.

06.06.2021 UPDATE: 07.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden
Endlich wieder ein Livekonzert, belohnt von frenetischem Beifall: Vor 60 Gästen in einem unter klaren Hygieneregeln stehenden Café Art trat Stephan „Sten“ Krauss auf. Foto: Hans-Joachim Of

Von Hans-Joachim Of

Walldorf. Mit einem ersten Livekonzert im heimeligen Café Art in Walldorf hat nach dem viel zu langen Lockdown in der Region das Kulturgeschehen wieder aufzuleben begonnen. Rund 60 zugelassene Gäste erlebten beim angekündigten "One-Man-Concert" mit Sten einen Künstler, der mit Gitarre und Stimme die schönsten Rock- und Pop-Songs der Geschichte sowie tolle eigene Stücke auspackte – und am Ende strahlende und glückliche Menschen zurückließ.

Eigentlich heißt er Stephan Krauss, wurde im Jahr 1966 in Heidelberg geboren, wuchs in Oftersheim auf und lebt heute in Walldorf. Er hat in seiner langen Musikkarriere schon mit "Hinz und Kunz" zusammengespielt, etlichen Formationen wie "Me And The Heat" oder "Cool Breeze" als Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger seinen Stempel aufgedrückt. "Sten" ist nicht nur in der Rhein-Neckar-Region ein Qualitätssiegel.

Schon in früher Kindheit mit dem Beatles-Virus infiziert, war der Vollblutmusiker nach der 16-monatigen Zwangspause ("Mann, bin ich heute nervös") jedoch schnell in seinem Element und freute sich mit den erwartungsfrohen Konzertbesuchern wie Bolle über die erste, zaghafte Rückkehr zur Normalität. Sten bot im Rahmen des dreiteiligen Konzerts ("Drei Sets, drei Hemden") alles, was seine Fans erwarteten. Er hatte neben Songs von Oasis, Clapton oder Springsteen auch tolle Eigenkompositionen mitgebracht, die in der Wohnzimmeratmosphäre des Cafés ihre volle Schönheit entfalteten.

Fast die vollen drei Stunden seines mitreißenden Auftritts war es das angekündigte „One-Man-Concert“, kurz durften aber seine Kinder Julian und Hannah mitsingen. Foto: Hans-Joachim Of

Nachdem kleine technische Probleme behoben waren, sprang der Funke schnell über und man merkte den Leuten an, wie sehr sie sich nach Kultur und Livemusik gesehnt hatten. War es nicht eine gefühlte Ewigkeit her, als wir im Theater, beim Fußball oder einem Konzert die Seelen baumeln lassen konnten? Für Sten, der seinen Künstlernamen einst vom Walldorfer Kabarettisten, Musiker und Mundartkünstler Arnim Töpel verpasst bekam und mit seiner überbordenden Kreativität besticht, haben Songschreiben und Komponieren von eigenen Liedern stets einen besonderen Stellenwert.

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Der Mann ist eine Wucht, lässt die Gitarre klingen, macht bekannte Songs zu seinen eigenen, ohne den Charakter der Stücke zu entstellen. Das Publikum hängt gebannt an den Lippen des gut aufgelegten, mit viel Leidenschaft und Herzblut agierenden Künstlers, lauscht Tom Petty’s "Learning To Fly", "People Are Strange" von The Doors oder "Walking In Memphis" von Marc Cohn.

Zu Petty’s "Free Fallin’" bricht Sten mit dem "One Man"-Konzept und holt kurzerhand seinen neunjährigen Sohn Julian auf die Bühne und bei Simon & Garfunkel’s Klassiker "The Boxer" darf die jüngere Tochter Hannah den Refrain mitsingen. Zweimal Gänsehaut und frenetischer Beifall im Auditorium.

Dann gibt es Neil Youngs "Like a Hurricane" auf die Ohren und bevor Sten dann Peter Sarstedt’s "Where do you go to my Lovely" performt, verrät er das für manche überraschende Geheimnis, dass dieses Stück einst Sophia Loren gewidmet war. Wann hat man zuletzt den Song "Long Black Veil" von The Band in einer solch eindringlichen Version gehört? Wann "A little Piece of Happiness", seinen Evergreen und Hit aus eigener Feder? Am Ende des fast dreistündigen Events blickte man in strahlende Augen.

Michael und Sylvia aus Mühlhausen meinten: "Selbst die beste Online-Präsentation kann ein solches Livekonzert nicht ersetzen." Heidrun und Hans-Werner hatten die Konzertankündigung in der RNZ gelesen und waren aus Dielheim angereist: "Wir kennen Sten und seine Lieder. Einmal mehr wunderschön", meinten sie. Auch Gerhard und Doro aus St. Leon-Rot sind seit langen Jahren Fans von Stens Musik, sitzen ganz vorne vor der Bühne: "Sten ist einfach ein cooler Typ. Wir hatten uns so sehr auf diesen Tag gefreut." Und Rainer aus Rauenberg fand: "Heute hatte ich ein Gefühl fast so, als wäre es normal."

Willi Kachler, Inhaber und Betreiber des Café Art, hatte bereits im Vorfeld betont: "Wir machen das Beste aus der Situation und arbeiten an neuen Ideen, wie wir die Kultur in der Pandemie zu den Menschen bringen können. Schon bald wird es wieder eine Jam-Session geben", versprach er. Ganz normal war es natürlich noch nicht, doch es war ein erster Schritt. Die Coronakrise ist nicht vorbei, auch wenn die aktuelle Inzidenz durchaus Mut machen darf. Das Testen gehört inzwischen zum Alltag und ist Voraussetzung für neu gewonnene Freiheit.

Ort des Geschehens

Dies sieht auch Edgar Berlinghof vom mitveranstaltenden Kulturförderverein Kurpfalz so und kündigt an: "Demnächst werden hier die ,Nachtigallen’ auftreten". Nein, den allseits bekannten Hit "Live is Life" der österreichischen Formation "Opus" hat Sten an diesem Tag nicht gespielt, doch bleibt er nicht von zeitloser Gültigkeit? Fakt ist, dass sich an diesem besonderen Abend die simple Weisheit dieser Hymne über das gemeinsame Erleben von Kultur wieder einmal bewahrheitet hatte. "Nichts ist schöner als das Gefühl, wenn zwischen dem Künstler auf der Bühne und dem Publikum der berühmte Funke überspringt", hatte eine begeisterte Konzertbesucherin aus Wiesloch angemerkt. Dem ist nichts hinzuzufügen!

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