Blick über Walldorf von der Neuen Sozialen Mitte ins alte Ortszentrum. Foto: Pfeifer
Von Sebastian Lerche
Walldorf. Um Fragen der Energieeinsparung drehten sich zwei Tagesordnungspunkte in der jüngsten Sitzung des Walldorfer Gemeinderats. Der Leiter des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft, David Högerich, legte zunächst die Sanierungsstrategie für die 320 kommunalen Wohnungen dar, deren Leerstand auf rund ein Prozent gesenkt werden konnte. Man habe eng mit der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur (Kliba) Heidelberg zusammengearbeitet.
Das Sanierungsziel besteht zum einen in der Senkung des Endenergiebedarfs um 990.000 Kilowattstunden pro Jahr, also um rund ein Drittel. Unter anderem sollen Pelletheizkessel und andere energieeffiziente Heizungstechnologien eingesetzt werden sowie 15 Fotovoltaik-Anlagen installiert werden. Elf Sanierungsprojekte gibt es aktuell, vier beschränken sich auf die Heizung, sieben erfolgen energetisch ganzheitlich.
Eine Grafik Högerichs zeigte das Spektrum der kommunalen Wohnungen. Die älteren, verbrauchsintensivsten Bestandswohnhäuser beispielsweise in der Stiftstraße oder der Johann-Strauß-Straße weisen dank der Sanierung eine massive Energieeinsparung auf: statt über 200 nur noch rund 50 bis 60 Megawattstunden pro Jahr. Am anderen Ende der Grafik stehen die kernsanierten Wohnungen im Sambugaweg und die kürzlich in Passivhausbauweise errichteten Sozialwohnungen in der Bürgermeister-Willinger-Straße: Sie liegen bei zirka 15 Megawattstunden im Jahr, viel besser kann es wohl nicht mehr werden.
Coronabedingt war zuletzt nur "das Nötigste" an Renovierungen möglich, erläuterte Högerich, beschränkt auf Warmwasser und Heizung. Bei Einnahmen von gut zwei Millionen Euro überwiegend aus Mieten und Pachten rechnet er mit einem Jahresverlust von 192.000 Euro, "wie geplant".
Aus dem Gemeinderat kam viel Lob für die konsequent verfolgte Sanierungsstrategie, die nicht zuletzt auch das Erscheinungsbild der städtischen Liegenschaften aufwerte, aber vor allem Kosten und den Ausstoß klimaschädlicher Gase senke. Dem Team um David Högerich galt ein herzliches Dankeschön.
Der Gesamtenergieverbrauch ist gesunken, obwohl neue Liegenschaften hinzugekommen sind: Das zeigt der Energiebericht von Michael Rothweiler bezüglich aller kommunalen Gebäude, also auch Schulen, Kindergärten, Hallen und das Rathaus.
Im Vergleich der Jahre 2010 zu 2019 ist der Stromverbrauch laut dem Energiemanager von 1,8 auf 1,6 Millionen, der Wärmebedarf von 7,5 auf 5,8 Millionen Kilowattstunden jährlich gesunken. Gegenüber 2012, als der Stromverbrauch besonders hoch war und das städtische Energiemanagement begann, beträgt die Ersparnis bis 2019 sogar ein Viertel. Der Wasserverbrauch wiederum stieg von 14.600 auf 15.700 Kubikmeter – Zeichen der anhaltenden Trockenphasen in den letzten Jahren, so Rothweiler.
Er wies auch darauf hin, dass sich schon für dieses Jahr die Werte stark ändern werden, da dann beispielsweise neue Sporthalle und Mensa am Schulzentrum in die Betrachtung einbezogen werden.
Am Beispiel der Astoria-Halle machte Rothweiler den Effekt von Wartungsarbeiten an der Gebäudetechnik deutlich: Strom- und Wärmebedarf sowie Kohlendioxid-Ausstoß konnten gesenkt und auf vergleichsweise niedrigem Niveau gehalten werden. Insgesamt konnte die Stadt ihre jährlichen Energiekosten gegenüber dem Vorjahr geringfügig auf rund 860.000 Euro senken – , im Vergleich zum Kostenhöhepunkt 2012 mit über 1,2 Millionen Euro fällt die Ersparnis deutlicher aus.
Stadtbaumeister Andreas Tisch wies darauf hin, dass Walldorfs Energiemanagement und namentlich Michael Rothweiler durchs Land zertifiziert worden seien. Unter anderem, weil er nicht nur einmalig bezüglich der Einsparungspotenziale in einem bestimmten Fall berate, sondern kontinuierlich die Verbräuche im laufenden Betrieb überwache und prompt auf Störungen reagiere.
Den anerkennenden Worten schlossen sich die Fraktionssprecher an. Uwe Lindner (CDU) regte an, außer Wind und Sonne auch mehr Brennstoffzellen als Quelle alternativer Energien in Betracht zu ziehen. Trotz der regen Bautätigkeit der Stadt sei "viel erreicht" worden, meinte Andrea Schröder-Ritzrau gerade mit Blick auf den Kohlendioxid-Ausstoß der Stadt, der gegenwärtig bei rund 500 Tonnen jährlich liegt, eine Senkung um mehr als 40 Prozent gegenüber 2010. Da sei aber immer noch "Luft nach oben". Im Bereich der kommunalen Liegenschaften tue Walldorf das Mögliche. "Die große CO2-Schleuder ist der Verkehr", so Schröder-Ritzrau, die für nachhaltige Verkehrskonzepte und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs plädierte.
"Es ist fünf vor zwölf", betonte Maximilian Himberger (Grüne), dass man die Energiewende auch als Kommune noch vehementer angehen müsse. Seit einigen Jahren stagniere die CO2-Reduktion in Walldorf, sagte er. Seine Fraktion vermisse noch das beantragte Kataster für Solaranlagen in der Stadt, das liege wohl noch in einer Schublade. "Walldorf geht mit gutem Beispiel voran", meinte Matthias Renschler (FDP): Man sei mit den kommunalen Liegenschaften "auf einem guten Weg".
Bürgermeisterin Christiane Staab ergänzte, dass sie hoffe, bald die Stelle des "Sanierungsmanagers" besetzen zu können: Eine Beratung im Rathaus, die sich direkt an die Bürger wende, sei essenziell, um die neben dem Verkehr ebenfalls großen Einsparpotenziale in Privathäusern anzugehen.